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Arcam rHead: Klangeindrücke

Inhaltsverzeichnis

  1. 2 Arcam rHead: Klangeindrücke

Arcam rHead

Den Anfang soll wieder ein jazzig angehauchtes Musikbeispiel machen. Mit dem Album 65 Hähne debütierte die Musikformation Trio Klok im Jahr 2012 (auf Amazon anhören). Das bunt gemischte Trio, das auf die musikalischen Schwerpunkte Klezmer, Balkan und Jazz setzt, besteht aus einem Schweizer Bassisten, einem Gitarristen aus Italien und einem Saxophonisten aus Bulgarien. Der Arcam rHead lädt – in Trio Klok – 65 HähneVerbindung mit dem Benchmark DAC1 als Wandler – zum Mitwippen ein. In „Labyrinth“ meistert unser Proband die Hi-Hat-Passagen ohne Tadel. Zieht man die Verstärkersektion des Benchmark DAC1 und den Burson Soloist SL zum Vergleich heran, könnte man meinen, bei der Entwicklung des Arcam rHead hätten diese beiden eine Rolle gespielt. Der rHead vereint zumindest im Hochton sowohl die Tugenden des direkter spielenden Benchmarks als auch die etwas sanftere Gangart des Burson – und vermischt sie zu einem in meinen Ohren sehr neutral klingenden Konglomerat. Gleichzeitig bügelt er die Schwächen des Benchmarks im Superhochton aus – der rHead lässt auch oberhalb von 10 kHz nichts vermissen – und schenkt den Hi-Hats und Becken etwas mehr Volumen und Präsenz, als es der Burson bei diesem Musikbeispiel vermag.

Der Detailreichtum bei den Obertönen, wie sie beim Stück „Sirto“ im Gitarrensolo auftreten, kann sich durchaus mit wesentlich teureren Kopfhöreramps messen. Obwohl man bei dem kleinen Arcam rHead etwas mehr am Volumesteller drehen muss, um auf gleiche Pegel wie bei anderen Geräten zu kommen, neigt der Verstärker bei zunehmender Lautstärke zu keinem Zeitpunkt zu Verzerrungen. Der recht große Regelbereich hatte über die ganze Bandbreite auch keine Gleichlauf-Probleme, wie sie etwa bei manchen mittels Potenziometer realisierten Lautstärkeregelungen vor allem im unteren Bereich gerne einmal auftreten können. Somit vermag man es mit dem Arcam rHead nicht nur krachen zu lassen, sofern der verwendete Kopfhörer nicht gerade ein HiFiMAN HE-6 oder ein noch leistungshungriger AKG K1000 ist, sondern auch einschränkungsfrei recht leise zu hören.

Arcam rHead

Abgesehen von wenigen Ausnahmen wie den eben erwähnten, hat der Arcam aber kein Problem mit Kopfhörern, die einen kräftigeren Verstärker voraussetzen. Ein Audeze LCD-2 tönt am kleinen Arcam genauso unangestrengt wie ein Audiofly AF-160. Die Bandbreite an Hörern, die mit dem rHead abgedeckt werden kann, ist tatsächlich erfreulich groß. Und auch bei flüsterleisen Pegeln ist die Detailwiedergabe noch auf einem durchaus respektablen Niveau. Vom großen Regelbereich profitieren somit auch empfindliche In-Ears. So kann die Lautstärke sogar bei hochsensiblen BA-In-Ears genauestens an die jeweiligen Bedürfnisse angepasst werden. Gleichlaufprobleme, wie sie etwa beim Nuprime HPA-9 im unteren Regelbereich auftreten, waren am Arcam rHead auch bei 18-Ohm-Hörern nicht zu vernehmen.

Arcam mit Audeze

Nun stellt sich natürlich die Frage, wie sich der „kleine Bolide“ denn bei der Stimmwiedergabe schlägt. Um feinste Nuancen in der Stimme herauszuhören, nehme ich gerne gut aufgenommenes Material mit weiblichem Gesang und wenig anderen Klangquellen. Das neueste Werk Rockland der norwegischen Formation Katzenjammer (auf Amazon anhören) erfüllt diese Kriterien großteils und bietet so eine exzellente Ausgangsbasis, um der Mittenwiedergabe des Arcam rHead näher Katzenjammer - Rocklandauf den Zahn zu fühlen. Hier wird die obige Einschätzung, der Arcam positioniere sich klanglich zwischen dem älteren Benchmark DAC1 und dem Burson Audio Soloist SL, noch weiter gefestigt. Schon zu Beginn von „Bad Girl“ zeigt sich der rHead von seiner besten Seite. Das „Sliden“ entlang der E-Saite wird vom Arcam-Verstärker mit dem AKG K702 als Abhöre mitunter am realistischsten, wenngleich auch nicht am mitreißendsten von den im Test verwendeten Verstärkern dargestellt. Der kleine rHead trägt weder im Grundton zu dick auf noch vernachlässigt er die Obertöne der Gitarren- beziehungsweise Ukulelensaiten. Kommt es zum Gesangspart, vermittelt der Arcam rHead einen Hauch mehr Nähe als es zum Beispiel der schon sehr gute Burson Soloist vermag. Eine unverblümte „Frontalmassage“ – gemeint sind hier eine schnellere Impulsantwort und noch intimere Spielweise – wie es der Benchmark DAC1 beherrscht, darf man zwar nicht erwarten, der Arcam deckt aber bei dem im FLAC-Format gehörten Album etwas mehr an Detailinformationen auf. Eine durchaus erstaunliche Performance, bedenkt man, dass die Verstärkersektion des DAC1 sogar in den neuen, 2.000 Euro teuren DAC 2 HGC übernommen wurde.

Arcam rHead

Portishead - DummyEtwas überrascht war ich vom Verhalten bei basslastiger Musik wie sie auf dem bereits 1994 erschienenen Erstlingswerk Dummy der britischen Trip-Hop-Band Portishead (auf Amazon anhören) zu finden ist. Überrascht deshalb, da ich von solch einem kleinen Amp nicht die Fähigkeiten eines vor Kraft strotzenden Nuprime HPA-9 erwartet hätte. Ich wurde aber eines Besseren belehrt. Der Arcam rHead konnte besonders im Tiefbass dem taiwanesischen Kraftpaket Paroli bieten. Dabei versteht es der kleine Verstärker aus Cambridge aber immer, nicht zu sehr aufzudicken. Ein Kickbassbuckel ist im Frequenzgang nicht herauszuhören. Lediglich im Mid- bis oberen Tiefbass scheint er leicht betonter zu Werke zu gehen. Das Sustain wird dabei sehr natürlich und ohne Abschneiden des letzten Nachhalls der Bassdrum wiedergegeben.

Okay, in der Gesamtpräsentation von „It could be sweet“ wirkte der circa 850 Euro teure Nuprime dann doch etwas erwachsener, was aber sicher auch der sehr guten räumlichen Darstellung dieses Verstärkers zu verdanken ist. In Sachen Räumlichkeit bewegt sich der rHead dennoch auf Augenhöhe mit dem Burson und dem Benchmark. Er vermittelt annähernd die bereits im ersten Beispielalbum erwähnte Nähe der Musiker zum Zuhörer, gleichzeitig positioniert er die Instrumente aber auch etwas genauer als zum Beispiel der Burson Soloist.

Arcam rHead

Vergleicht man nun die Performance an In-Ears mit den anderen von mir herangezogenen Verstärkern, wird schnell klar, dass sich mein Audiofly AF-160 mit dem Arcam rHead am wohlsten fühlt. Nicht nur die bereits weiter oben erwähnte Möglichkeit der feineren Lautstärkeregelung lässt den rHead für In-Ears adäquater als andere Verstärker erscheinen. Die Ausgangsimpedanz von weniger als 0,5 Ohm und ein sehr geringes Grundrauschen tragen das Übrige zur hervorragenden Eignung für hochempfindliche Kopf- und Ohrhörer bei. Erst im letzten Viertel der Lautstärkeregelung nimmt das Rauschen etwas zu. Das sind aber alles Eindrücke, die nur bei pausierendem Track wahrgenommen werden. Sobald Musik abgespielt wird, ist ein Grundrauschen nicht mehr auszumachen – auch mit den 18-ohmigen AF-160 nicht. Zwischen 6,35- und 3,5-Millimeter-Buchse besteht im Übrigen klanglich kein Unterschied.

Rafał Blechasz – Chopin Pianoconcertos 2009 (Jerzy Semkov)Nun sind sparsame Instrumentierung und elektronische Musik das eine. Wie verhält sich der Arcam rHead aber in der „Königsdisziplin“ der Orchestrierung, der Klassik? Das von mir für den Test ausgesuchte Klavierkonzert No. 1 von Chopin mit dem Ausnahmepianisten Rafał Blechasz (auf Amazon) soll die Probe aufs Exempel machen. Gleich die ersten Töne meistert der britische Verstärker mit Bravour. Das Royal Concertgebouw Orchestra unter der Leitung von Jerzy Semkov tönt aus dem Arcam sowohl im Bassbereich als auch bei den übrigen Streichern ähnlich souverän wie mit dem Burson Soloist SL. Ein mehr als würdiges Kompliment, wurde der Burson doch nicht ohne Grund zu einem fairaudio’s favourite gewählt. Und in Sachen Signal-Rauschabstand übertrifft er diesen sogar leicht. Einzig die Dynamikleistung bleibt etwas zurück. In der Liga um 600 Euro schlägt sich der Kopfhörerverstärker aus Cambridge hierbei trotzdem respektabel, vermittelt er den Übergang im ersten Satz des Klavierkonzerts No. 1 vom ausklingenden Orchester hin zum Klaviereinsatz zu Beginn der fünften Minute doch fast ebenso feinfühlig wie der Burson.

Arcam rHead

Zum Schluss erlaubte ich mir aus reiner Neugier, das mitgelieferte Standardnetzteil trotz der Zusicherung von Arcam, dass es keiner teuren Spannungsversorgung bedarf, da verstärkerintern mehrmals gefiltert werde, durch ein Linearnetzteil mit Ringkerntrafo und aufwendiger Filtersektion der Firma sBooster zu tauschen. Das sBooster BOTW P&P ECO (249 Euro) beeindruckt vor allem mit seinen Abmessungen, ist es doch doppelt so groß wie der Arcam-Verstärker selbst.

Ja, man hört zwischen den beiden ungleichen Spannungsversorgungen durchaus einen Unterschied. Allerdings keinen, den ich unbedingt als besser bezeichnen würde. Die Klangfarben werden durch das sBooster-Netzteil etwas wärmer, gleichzeitig der Tiefbass etwas schlanker gezeichnet, was bei Klassik bisweilen vielleicht sogar ein Vorteil sein kann, bei elektronischer Musik aber eher hinderlich ist. Ein Schwenk zurück zu Portishead bestätigt dies. Es kann aber durchaus konstatiert werden, dass hiermit zumindest die Tonalität des Verstärkers leicht verändert werden kann. Bei Kopfhörern mit badewannenartigem Frequenzgang kann damit zudem die Bass- und Höhenbetonung etwas ausgeglichen werden. Ein HiFiMAN HE-350 klingt so zum Beispiel wesentlich gesitteter als mit Standardnetzteil. Was die Detailwiedergabe angeht, ist beim Arcam rHead nach oben hin aber ohnehin nicht mehr sehr viel Spielraum für Verbesserungen.

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Test: Arcam rHead | Kopfhörer-Verstärker

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