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Der JDS Labs O2ODAC im Klangcheck

Inhaltsverzeichnis

  1. 2 Der JDS Labs O2ODAC im Klangcheck

JDS Labs O2ODAC

Die Klangbeschreibung beginnt, wie bei mir üblich, wieder mit dem Genre Jazz. Diesmal muss als Beispiel die deutsche Kombo Trio Elf herhalten. Bekannt wurde sie 2006 mit ihrer CD ELF. Das nun bereits vierte Album Amsterdam, 2013 veröffentlicht, stellt ihre erste Liveaufnahme dar. Warum ich diese Platte gewählt habe? Weil meiner Meinung nach bei einem Liveauftritt sowohl die [TRIO ELF – AMSTERDAM]Eigenheiten der Musiker als auch die Bühnendarstellung besser beurteilt werden können. Noch erfreulicher ist es, wenn bei einem Konzert das Publikum auch mitspielt und dabei nicht den Musikfluss stört.

Der Verstärker/DAC von JDS Labs kann die Liveatmosphäre sehr gut transportieren. Die große Stärke des kleinen Kopfhörer-Amps findet sich ganz klar im bis in die höchsten Höhen souverän gezeichneten Frequenzgang. Durch diesen auch im Superhochton nicht abfallenden Pegel erscheinen manche Kopfhörer, die auf etwas wärmer spielenden Verstärkern gut ausbalanciert klingen (wie beispielsweise der AKG K550), etwas zu hell. Und erst während dieses Tests wurde mir auch bewusst, dass mein geliebter FiiO E17 (ein portabler DAC/Kopfhörerverstärker, Preis circa 140 Euro) bei aller Neutralität im obersten Frequenzbereich doch einen leichten Roll-off besitzt.

Der JDS Labs, eingerahmt von FiiO-DACs/Head-Amps
Der JDS Labs, eingerahmt von FiiO-DACs/Headamps

Trotzdem – oder gerade deshalb – kann die Linearität des Frequenzspektrums, die der JDS Labs bietet, als sehr positiv angesehen werden, da so Hi-Hats im Jazz genug Freiraum nach oben geboten werden, um richtig „atmen“ zu können. Gut nachvollziehbar ist das unter anderem bei der Liveversion von „746“. Walter Lang, Pianist des Trios und auch Mastermind hinter vielen Kompositionen, hat hier ein melancholisches Stück aus der Feder gezaubert, bei dem der Einsatz des Schlagzeugs, vor allem der Snare und der Hi-Hats, exzessiv forciert wird. Mit dem O2ODAC bekommt das Stück wesentlich mehr Pepp als zum Beispiel mit meinem alten FiiO E17. Diese neutrale und geradezu mit der Lupe gezeichnete Wiedergabequalität kommt vor allem auch Kopfhörern mit einem leicht dunklen Klangcharakter zugute.

JDS Labs O2ODAC

JDS Labs O2ODAC

Aber nicht nur die Höhenwiedergabe gelingt dem kleinen Kästchen sehr ehrlich. Durch den strikt linearen Frequenzgang weist auch die Mittenwiedergabe keinerlei Mängel auf. Ein Abstecher in das Metalgenre zeigt dies besonders wirkungsvoll auf. Als Beispiel nehme ich ganz bewusst die österreichische Melodic-Black/Neofolk-Metalband Dornenreich, da diese mit ihrem aktuellen Album Flammentriebe sowohl die für den Blackmetal typischen harten Gitarrenriffs kennt als auch Violinenpassagen mit [DORNENREICH – FLAMMENTRIEBE]einflechtet, die der Melodie eine verträumte Atmosphäre verleihen. Diese Streichereinlagen vermag der JDS Labs O2ODAC so in die verzerrten Begleitriffs miteinzuweben, dass keines der beiden Instrumente die Oberhand gewinnt beziehungsweise das jeweils andere dominiert. Mit dem letzten Track des Albums, „Erst deine Träne löscht den Brand“, zeigt sich das Metal-Duo von seiner sanften Seite. Moderat eingesetztes Schlagzeug, welches der Verstärker von JDS Labs trocken und klar zeichnet, stellt die Begleitung zu Akustikgitarre und Violinenklängen dar. Erst zur Hälfte des Liedes setzt die klar umrissene E-Gitarre wieder ein und verleiht den wehmütigen Klängen einen rockigen Charme. Die lyrischen Gesangs-Passagen der Stücke werden von der Headamp/DAC-Kombination ebenfalls anstandslos präsentiert. Der gut aufgelöste Mittel-Hochtonbereich lässt die Stimme gut verständlich wirken und auch beim gekreischten Wort bleibt der Songtext als solches noch erhalten und geht nicht als unverständlicher Brei in den Gitarrenklängen unter.

JDS Labs O2ODAC

Eine noch bessere Einschätzung der Stimmwiedergabe bietet jedoch der Stimmakrobat Bobby McFerrin. Bekannt durch zahlreiche Liveshows, die immer das Publikum mit einbeziehen, Musikalität also auch beim Zuhörer voraussetzen, schaffte er mit dem Album Beyond Words schon 2002 ein stimmgewaltiges Werk, welches auch ohne richtige Liedtexte Atmosphäre aufbauen kann. [BOBBY MCFERRIN – BEYOND WORDS]Gleich im ersten Stück lässt der O2ODAC-Verstärker nicht nur die hervorragende Tonalität aufblühen, sondern suggeriert dem Zuhörer auch die Vorstellung, bei der Aufnahme der CD dabei zu sein. Dabei wird eine sehr glaubhafte Bühnenbreite als auch – und das schaffen nicht viele Verstärker – Bühnentiefe vermittelt. Die Instrumente scheinen also nicht einfach auf einer Linie aufgefädelt zu spielen, sondern sind in der Raumtiefe realistisch verteilt. Natürlich ist so eine Räumlichkeit zum Großteil auch der Abstimmung des verwendeten Kopfhörers geschuldet, im Vergleich zum FiiO E17 DAC verstärkt sich die Raumabbildung aber eben noch. Einzelne Instrumente wie Klavier, Schlagzeug und Bassgitarre werden zudem auch etwas klarer abgegrenzt, was diesen Eindruck weiter hervorhebt.

[CHRISTINE & THE QUEENS – CHALEUR HUMAINE]Da ich den einsamen Stereo-Analogeingang nicht vernachlässigen will, muss natürlich auch eine analoge Quelle her. Dieser Hörtest begann zuerst mit einer kleinen Enttäuschung, die sich aber im Nachhinein als weniger schwerwiegend herausstellte als angenommen. Hat man den JDS Labs O2ODAC mittels USB-Port am PC und will noch den Analogeingang zusätzlich nutzen, laufen beide parallel. Was zuerst durchaus als Vorteil gesehen werden kann, geht leider mit einem Verlust der Signalqualität einher. Das äußert sich in erster Linie durch eine Verringerung der Lautstärke beider Quellen, gleichzeitig gesellt sich zu dem sonst totenstillen Signal ein relativ hohes Grundrauschen. Trennt man einen der beiden Eingänge vom Verstärker, erlangt der JDS Labs allerdings wieder seine gewohnte Souveränität und Ruhe zurück.

JDS Labs O2ODAC

Das von mir (in Form einer Schallplatte) gewählte Album Chaleur Humaine der französischen Singer-Songwriterin Christine and the Queens wird ohne Fehl und Tadel abgespielt. Die sympathische Französin produziert europäischen Elektropop der besonderen Art. Sowohl der Bassbereich als auch die Mitten und die Höhen sind beim O2ODAC in gewohntem Maße vorhanden. Die bessere Auflösung gegenüber den günstigeren FiiO-Verstärkern (E17 und E10) wird auch oder besser: gerade bei der Schallplatte deutlich. Durch die hohe Detailauflösung bei einer LP – eine gute Pressung vorausgesetzt – wird neben dem Hochton auch das restliche Frequenzspektrum detailliert dargestellt. Nicht nur erscheint der Bassbereich etwas konturierter und straffer, die Separation der einzelnen Tonspuren gelingt auch ein wenig präziser, ohne den Musikfluss dabei zu zerstören. Die Bühne wirkt durch das luftigere Klangbild ebenfalls etwas offener und weiter. Der übermäßig aufgeblasene Effekt eines zu weiten Raumes bleibt aber zum Glück aus.

[R.ROO – EXIST] Um auch etwas speziellere und kontroversere Musik miteinzubeziehen, hält mit r.roo wieder experimentelle Musik in den Testbericht Einzug. Der aus der Ukraine stammende Solokünstler hat in seinen vier Wänden schon eine erstaunliche Menge an Alben auf die Beine gestellt. Der Kiewer DJ, sofern man ihn als einen solchen bezeichnen kann, experimentiert gerne mit einer Mischung aus Elektronik, Minimal und Techno. Aber auch Ausschnitte von Minnegesang und Co. dürfen nicht fehlen, wie zum Beispiel auf dem 2013 erschienenen Album Exist. Die Aufnahmen sind meist im Hochton etwas geschärft, aber keinesfalls von schlechter Qualität. Man darf hier die etwas betontere Höhenwiedergabe deshalb keinesfalls auf den Verstärker zurückführen.

JDS Labs O2ODAC

Speziell beim Lied „strange.today.again“ ist die Brillanz im Hochton das auffälligste Merkmal. Der O2ODAC weiß das durch sein hohes Detailauflösungsvermögen hervorragend herauszuarbeiten, beim – allerdings auch nur halb so teuren – FiiO E17 fehlt dagegen teilweise was, er lässt im Gegensatz zum JDS Labs das eine oder andere Detail vermissen. Trotz dieser manchmal wie mit einer Lupe verstärkenden Gangart erscheint der ursprünglich für Open-Source-Projekte konzipierte Kopfhörerverstärker nie zu überspitzt und zu scharfkantig. Auch in den oberen Mitten bietet der O2ODAC einiges mehr an Information als der kleine FiiO. Dass der kleine Kraftprotz auch tiefste Frequenzen verzerrungsfrei wiedergeben kann, demonstriert er eindrucksvoll mit dem Song „the man of the crowd“. Der Künstler beginnt hier mit fast subsonischen Basslines, die nach und nach von rhythmischem Klatsch- und Klicksounds ergänzt werden und schließlich mit klassischen Klavierpassagen das volle Klangspektrum entfalten. Der Bass wirkt dabei aber nie überbordend, sondern verleiht den experimentellen Klängen ein trockenes Fundament. Eine erneute Wiedergabe des Stücks mit den beiden Multi-BA-In-Ears Audiofly AF-160 (drei BA-Treiber) und Ultimate Ears UE900 (vier BA-Treiber) bescheinigt dem Verstärker zudem die schon vermutete Souveränität auch mit impedanzkritischen BA-Treiber-In-Ears. Weder Bass- noch Höhenwiedergabe haben darunter zu leiden. Im Gegenteil, der O2ODAC verleiht ihnen noch zusätzliche Dynamik und Spielfreude.

JDS Labs O2ODAC

Bis jetzt wurde großteils neuere, gut aufgenommene Musik herangezogen. Aber wie verhält sich der Verstärker nun bei alten, remasterten Aufnahmen? Die 1965 vom Maestro des Pianos Wilhelm Kempff aufgenommenen Beethoven Klaviersonaten wurden zwar so gut es geht von Artefakten jeglicher Art befreit, durch die vielen Retuschewerkzeuge, die verwendet wurden, konnte bei dieser Aufnahme trotzdem nicht der volle Dynamikumfang des [WILHELM KEMPFF – BEETHOVEN KLAVIERSONATEN 1965]Ursprungsmaterials erhalten werden. Umso erstaunlicher fand ich es, was der JDS Labs O2ODAC aus diesem remasterten Stück herauskitzelte. Aufgrund seines eher analytischen Charakters befürchtete ich zunächst, dass bei schlechteren Recordings gnadenlos die minderwertigere Qualität des Albums zum Vorschein gebracht werden würde. Im Vergleich mit den beiden kleineren USB-Verstärkern von FiiO (E17 und E10), welche die von Kempff bravourös interpretierten Werke Beethovens eher flach, dafür tonal runder wiedergaben, schaffte es der JDS Labs zum Beispiel der Waldsteinsonate mehr Dynamik zu entlocken. Der Raum vergrößerte sich gegenüber den FiiO-Geräten ebenfalls merklich und das Klavier gewann zusätzlich an Klarheit, es wurde natürlicher gezeichnet. Das auf der Aufnahme vorhandene Grundrauschen verstärkte sich am JDS-Labs-Verstärker allerdings ebenfalls ein wenig, was als Nebenwirkung der hohen Detailauflösung des Probanden angesehen werden kann.

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Lyravox Karlos

Test: JDS Labs O2ODAC | Kopfhörer-Verstärker

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