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Pop Up 2010; Matthias Puppe, normoton, Eastblok Music, Sinnbus Records, … fairaudio

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Doch alternativ und unkonventionell hin wie her: Hochprofessionell geht es zu auf der Popup; und auch hier wird der zunehmenden Digitalisierung der Musikwelt Rechnung getragen. Besonders augenfällig ist dies während des Panels „Wir tanzen Mechanik! Der Algorithmus hat dem Musikjournalismus längst den Rang abgelaufen“, einem Abgesang auf die Zukunftsperspektiven des Musikjournalismus im Zeitalter des Internet. Was soll, kann und muss dieser noch leisten, wenn mittlerweile digitale Bewertungsalgorithmen à la Amazon („Sie haben Produkt ABC gekauft? Dann könnte Ihnen auch Produkt XYZ gefallen!“) die persönlichen Empfehlungen eines ebenso versierten wie stilsicheren Musikjournalisten ersetzt haben?

panels auf der pop up

Auch die weiteren, fachlich orientierten Publikumspanels wie „I Love My iComm. Social Music Networks auf dem Weg zur besitzlosen Musikgesellschaft“ oder „Meine Miete steigt, also brennt dein Auto! Kreativwirtschaft, Gentrifizierung und Stadtplanung“ stellen sich den aktuellen Herausforderungen der Musik- beziehungsweise Kulturindustrie.

Was man aber immer merkt: Trotz allen wirtschaftlichen Druckes sind hier Menschen am Werk, denen es in erster Linie um die Musik und erst nachrangig um finanzielle Aspekte zu gehen scheint. Dies macht mit Sicherheit einen Großteil des Charmes (und letzten Endes dann doch des wirtschaftlichen Erfolges) der (Pop Up im Besonderen sowie der unabhängigen Musikszene im Allgemeinen aus: Letztendlich überlebt, wer sich wirklich engagiert, wer mit Herzblut bei der Sache ist und nicht auf bloße „Potemkinsche Dörfer“ setzt wie unpersönliche Großkonzerne oder -veranstaltungen, wie Matthias Puppe, Sprecher und Mitorganisator der (Pop Up, nicht müde wird zu betonen (siehe Interview).

normoton label musik

Es geht also um Musik. Das merke auch ich sehr schnell, als ich am Stand des Karlstädter Indie-Labels normoton stehe. Ich mustere die Releases, der leicht unnahbare Herr hinter dem Stand fordert mich dazu auf, mir den Kopfhörer aufzusetzen und in die CDs von Pupkulies & Rebecca hineinzuhören. Wunderschöne Musik sei das, sagt er. Und er hat recht. Als ich mich als Musikrezensentin ausweise, beiße ich auf Granit: keine Presseinfos, keine Visitenkarten, kein Onlinezugang – „nur gute Musik“, wie der Herr, der übrigens Klaus Burkardnormoton sortiment heißt, betont. Auf meine Frage, ob er denn der Ansprechpartner des Labels für die Presse sei, meint er nur: „Ich bin das Label.“ Hofiert wird die Presse hier nicht. Und trotzdem habe ich nirgendwo sonst auf der Messe so zauberhafte Musik gehört – und glauben Sie mir, ich habe an diesem Tag verdammt viel Musik gehört! Burkard vertraut ausschließlich seinem eigenen Geschmack und Instinkt, was mich sehr beeindruckt hat. Die bei Normoton gesignten Künstler kann ich vorbehaltlos empfehlen. Reinhören unter www.normoton.de.

balkantbeats eastblok musicAuch die anderen Labels haben ihre Hörstationen aufgebaut, die mich an jene Zeiten erinnern, als ich noch darauf angewiesen war, mich nach der Schule in dem großen Musikgeschäft mit den drei Buchstaben nachmittagelang durch die Neuerscheinungen zu hören – lag doch ein kurzes Reinklicken in die Songs am heimischen Rechner noch in undenkbarer Ferne. Da sind Eastblok Music mit neuen Balkan-Beats, die vermutlich demnächst in „Victoriah’s Music“ auftauchen werden. Vor dem Standbetreiber steht stilecht die Flasche Nemiroff. Bei Sinnbus Records, die unter anderem die holländischen Instrumental-Post-Rocker We vs. Death repräsentieren, gibt es Käsehäppchen mit Senf. Bei Sweethome Records, deren aktuelles Zugpferd Suralin mit ihren Album Leda sind, leuchtet Omas Nachttischlampe. Dahinter glimmt in seltsamem Zeitsprung das Powerbook, auf dem man die Künstler hören kann.

sweet home

Auch sehr schöne Musik, allerdings auf dem vor fünf Jahren von Gisbert zu Knyphausen gegründeten Hamburger Online-Label Ohama Records, macht der sympathische Münsteraner Herr Hund. Der heißt wirklich so, und seine CDs klingen nicht nur für all diejenigen toll, die auf schrägen Singer-Songwriter-Kram abfahren, sondern sind auch wirklich hübsch anzusehen. Was Wunder, wenn man gelernter Grafiker ist!

herr hund ohama records

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Event: (Pop Up 2010

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