Musiker und Tonmeister
Wenn ich einen Tisch baue, steht er vor mir – greifbar, sichtbar, nutzbar. Ein solides Stück Wirklichkeit. Musik hingegen ist flüchtig, und genau darin liegt mein Dilemma. Wie gerne hätte ich sie genauso gegenwärtig und greifbar, wie die Dinge, die unter meinen Händen in der Werkstatt entstehen. Aber: Musik lässt sich nicht festhalten. Vielleicht ist das der Grund, warum ich seit meiner Jugend versuche, sie von allen Seiten zu umkreisen – als wollte ich sie einfangen.
Es begann mit einer Gitarre, später kam das Klavier hinzu, dann das Schlagzeug, das ich schließlich sogar studierte. In meiner Schulzeit baute ich Lautsprecher und scheiterte kläglich daran, mein Jugendorchester aufzunehmen – was mich jedoch nicht entmutigte, sondern vielmehr zu einer entsprechenden Ausbildung antrieb. Ich wollte verstehen, warum es nicht klappte. Ich wollte die Musik einfangen – oder ihr zumindest näherkommen.
Nach dem Studium spielte ich in Orchestern in England und Deutschland. Als Tonmeister war ich seltener tätig, zu groß war die Anziehungskraft der Bühne.
Seit meinen ersten, holprigen Lautsprecherbauversuchen hörte ich Musik mit einer Begeisterung, die nie nachließ – und so fügte sich eines zum anderen. Ich spielte irgendwann etwas weniger, verbrachte mehr Zeit hinter dem Mischpult, gründete mein Label Perfect Noise, das immer noch existiert.
Anfang der 2000er Jahre beschwerte ich mich einmal bei einer Redaktion über einen Gerätetest, in dem viel, aber aus meiner Sicht wenig Sinnvolles über Musik geschrieben wurde. Der damalige Chefredakteur – wohl etwas genervt – forderte mich auf, es doch selbst besser zu machen: Ich solle ihm einen Text schicken, er werde redigieren, und dann würde ich schon sehen, wie schwer das sei.
Ich schrieb. Ich schickte. Und ich schreibe – bis heute.