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Raus aus der Winterwohligkeit: Thievery Corporation / Radio Retaliation

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  1. 2 Raus aus der Winterwohligkeit: Thievery Corporation / Radio Retaliation

thievery corporation

Tanzbar und elektronisch geht es auch auf Radio Retaliation zu. Nahezu nahtlos knüpft das mittlerweile fünfte reguläre Studioalbum des Produzentenduos Thievery Corporation an bisherige Erfolge an, ist dabei aber gleichzeitig bedeutend gewagter und progressiver als die Vorgänger. Denn nicht nur die oftgehörten Kooperationspartner wie Sleepy Wonder, Lou Lou oder Notch the Outernational DJ geben sich auf Radio Retaliation das zu erwartende Stelldichein, sondern auch so seltene Gäste wie der Nigerianer Femi Kuti, der Brasilianer Seu Jorge, die indische Sitarspielerin Anushka Shankar und die slowakische Sängerin/Violinistin Jana Andevska. Kein Wunder also, dass der Neuling von Rob Garza und Eric Hilton – man möchte sagen: endlich – die ausgetretenen Downtempo-Chillout-Pfade verlässt und schon fast bei experimenteller Weltmusik anzusiedeln ist, sehr groovig, sehr im Heute angekommen.

Und das wurde auch höchste Zeit: Seit dem legendären DJ Kicks (1999) war nichts wirklich Neues mehr von dem Washingtoner Duo zu hören gewesen. Immergleiches, wenn auch sehr angenehm, plätscherte behaglich durch die Boxen, lullte den Hörer ein, der sich dem Trend des Cocooning hingeben konnte, bloß nicht hinaus in die Wthievery corporationirklichkeit – Konsens-TripHop-Bossa-Downbeat-Chillout-Lounge eben. Musik, die jeder mag. Keine heimelige (aber dennoch auf Coolness bedachte!) Kuschel-Compilation, auf denen die beiden fehlen durften, sei es Sensual Bedtime, sei es Lounge Couture, sei es Erotic Lounge. Schön war zwischendurch The Mirror Conspiracy (2000), schön war das Remix-Album Sounds from The Verve Hi-Fi (2001), durch die Ohren der Thieverys gehörte alte Aufnahmen aus dem Katalog des sagenumwobenen Jazz-Labels, und schön war auch The Richest Man In Babylon (2002). Alles sehr schön. Aber neu? Neu war anderswo.

Kurz bevor selbst eingefleischteste Chillout-Freaks an einer Überdosis Weichspüler zugrunde zu gehen drohten, überrascht nun also Radio Retaliation mit einer bislang ungekannten Abwechslung,theivery corporation ja, kann sogar an passender Stelle mit durchaus ironisch zu verstehenden (Selbst-)Zitaten aufwarten. Diese Leichtig-, um nicht zu sagen: Dreistigkeit, mit der Altes auseinandergepflückt und spielerisch wieder zusammengefügt wird, ließ die Thievery Corporation in den letzten Jahren schmerzlich missen. Ein wunderbares Album, um endlich die Kuscheldecken, Duftkerzen, aromatisierten Tees und was da an Wintergedöns mehr ist, abzuwerfen und frisch und frech die Wirklichkeit, na gut, zumindest den Frühling, zu begrüßen.

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