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Test: Tsakiridis Alexander und Artemis+ | Vor-End-Kombi, Vorstufe, Endstufe, Röhre/Hybrid

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  1. 1 Test: Tsakiridis Alexander und Artemis+ | Vor-End-Kombi, Vorstufe, Endstufe, Röhre/Hybrid

Dezember 2013 / Martin Mertens

Wer glaubt, dass das Leben von Testredakteuren das Paradies sein muss, hat noch nie während der heißesten Tage des Jahres Röhrenverstärker getestet. Die in Griechenland von Tsakiridis (Vertrieb: www.audioplan.de) hergestellte Vor-/Endstufenkombi zeigte sich von der Hitze des letzten Sommers in keiner Weise beeindruckt, dem Autoren half in den Hörpausen allerdings nur noch der Ventilator.

Ja, jetzt im Winter sind Röhrenverstärker recht heimelig. Da sich die Veröffentlichung dieses Berichts aus verschiedenen Gründen etwas hingezogen hat, freue ich mich jetzt über die dezente Wärme, die solche Verstärker verströmen, und gucke in Ermangelung eines Kamins auch gerne mal auf die Glut der Röhrenheizungen. Selbst das leise Knistern, das manche der Glaskolben während des Aufheizens von sich geben, passt ins Bild.

Tsakiridis Alexander

Im Grunde ist die komplett röhrenbestückte Vor-/Endstufenkombination von Tsakiridis aber regelrecht erfrischend. Das liegt unter anderem am Preis: Die Kombi aus dem Vorverstärker „Alexander“ und der Endstufe „Artemis+“ kostet nur 3.000 Euro – nicht zu viel für in Europa in Kleinserie hergestellte Komponenten, insbesondere in Relation zu dem, was anderenorts für so etwas aufgerufen wird. Von der genannten Summe entfallen 1.400 Euro auf die Vorstufe und 1.600 Euro auf die Stereoendstufe.

Die Geräte werden in einer kleinen Manufaktur in Griechenland von kundigen Menschen entwickelt und dort auch in Handarbeit gefertigt. Um den Vertrieb in Deutschland kümmert sich niemand Geringeres als Thomas Kühn. Herr Kühn, der mit seiner Firma Audioplan unter anderem Lautsprecher, Netzzubehör und Kabel fertigt, vertreibt nicht zuletzt seit 27 Jahren die Produkte der französischen Firma Jadis in hiesigen Landen. Nahezu alle Röhrenverstärker von Jadis lässt er nach seinen Vorstellungen optimieren. Was ich mit diesem Exkurs sagen will: Der Mann hat Ahnung und er kümmert sich intensiv um die von ihm vertriebenen Produkte. Natürlich wurden auch alle Tsakiridis-Verstärker kritisch durchleuchtet und – wo möglich – im Detail optimiert. Genau so eine Optimierung war dann auch der Hauptgrund für die lange Verzögerung bis zur Fertigstellung dieses Tests. Wir hatten die Vorstufe Alexander zunächst in einer Version bekommen, der der letzte Feinschliff noch nicht zuteil geworden war. Und als das dann geschehen war, wurden Herrn Kühn die Geräte geradezu aus den Händen gerissen, sodass lange kein finales Testmuster zur Verfügung stand.

Tsakiridis Artemis+

Tsakiridis bildet im Audioplan-Programm aktuell die preiswertere Verstärkerlinie unterhalb der chromglänzenden Preziosen von Jadis. „Chromglänzend“ ist gleich das richtige Stichwort: Natürlich muss man bei den preiswerteren Tsakiridis-Verstärkern Abstriche machen und kann sie nicht 1:1 mit Produkten von Jadis vergleichen. Ein mit dem hier getesteten Tsakiridis Artemis+ bezüglich Röhrenbestückung und Leistung vergleichbarer Jadis-Verstärker, der DA 5, kostet allein 4.000 Euro. Und als erstes fällt beim dem natürlich das schwere, hochglänzende Chassis mit seiner vergoldeten Frontplatte ins Auge. Das Gehäuse des Tsakiridis dagegen ist eher schlicht gehalten und anthrazit/grau lackiert – was dem Ganzen aber wiederum ein frisches Aussehen beschert. Natürlich sind es nicht nur Äußerlichkeiten, die den Preisunterschied rechtfertigen. Die filigrane Freiverdrahtung eines Jadis kann der Tsakiridis mit seiner auf Platinen aufgebauten Schaltung beispielsweise ebenso wenig bieten wie die aufwändigen Übertrager, auf deren Wicklung und Entwicklung man bei Jadis so stolz ist. Alles in allem sind die Tsakiridis-Produkte schlichter gehalten.

Auf der anderen Seite hat der Tsakiridis Artemis+ einiges zu bieten. Da wäre zum Beispiel die Möglichkeit, die Leistungsröhren wahlweise im Pentoden– oder im Triodenbetrieb laufen zu lassen. Letzterer kostet zwar Leistung – von den regulär 2 × 45 Watt im Pentodenbetrieb bleiben dann noch 2 × 28 Watt übrig –, ist aber näher an der „reinen Lehre“ des puristischen Röhrenverstärkers. Viele Röhrenfans geben dieser Betriebsart klanglich den Vorzug. Zudem lässt sich die Stärke der Gegenkopplung zwischen 6 dB und 9 dB umschalten. Audioplan empfiehlt generell die stärkere Gegenkopplung, da hier „der beste Kompromiss zwischen Ausgangsleistung, Verzerrungsverhalten und Lautsprecherkontrolle“ erreicht werde. Bei leicht zu treibenden Lautsprechern mit gutmütigem Impedanzverlauf könne dagegen die geringere Gegenkopplung von Vorteil sein. Ich bin auf jeden Fall gespannt, wie sich die verschiedenen Einstellungsmöglichkeiten klanglich auswirken.

Tsakiridis Artemis+, von oben betrachtet

Auf dem Chassis vor den Röhren fallen neben den Kippschaltern zum Umstellen von Betriebsart und Gegenkopplung noch zwei hübsche Rundinstrumente auf. Diese zeigen den Ruhestrom, der aktuell durch die Endstufenröhren fließt. Das Einstellen des Bias sollte man aber dem Fachmann überlassen. Solange sich die Zeiger der Amperemeter nach der Aufwärmphase bei 45 mA einpendeln, ist die Welt der eingesetzten 6550-Leistungsröhren in Ordnung.

Tsakiridis Alexander, Rückseite

Auch der Vorverstärker Alexander hat einiges zu bieten. Etwa fünf Hochpegeleingänge, von denen einer in Form zweier XLR-Buchsen ausgeführt ist. Eine Phonoplatine ist in Planung, zurzeit aber noch nicht verfügbar, sodass die Cinchbuchsen des als Nummer 6 bezeichneten Phonoeingangs nicht belegt sind.

Innenansichten vom Tsakiridis Alexander
Innenansichten des Tsakiridis Alexander

Intern übernehmen Relais das Umschalten zwischen den Eingängen. Zusammen mit einem motorbetriebenen (Alps-)Poti und der passenden Elektronik ermöglicht das, den Vorverstärker per Fernbedienung zu steuern. Ein Tape-Ausgang sowie zwei geregelte Ausgänge zum Anschluss von Endstufen, einer ebenfalls in XLR-Form, runden das Paket ab. Ein Display informiert über den Aufwärmvorgang, den aktiven Eingang sowie die ankommenden Fernsteuerimpulse zur Lautstärkeregelung. Die beigepackte Universalfernbedienung selber überzeugt mich allerdings nicht.

Fernbedienung des Tsakiridis

Die „up“ und „down“ beschrifteten Kippschalter auf der Frontplatte des Geräts, mit denen man zwischen den Eingängen durchzappen kann, sind ebenfalls gewöhnungsbedürftig, sehen aber schick aus und funktionieren allemal.

Die Tsakiridis-Kombi in meine Anlage zu integrieren, erweist sich als erfreulich einfach. Mehr als zwei Hochpegeleingänge benötige ich normalerweise nicht, da sind die fünf des Alexander geradezu üppig. Und auch beim Anschließen der Lautsprecher gibt es kein Vertun: Der Artemis+ verfügt lediglich über ein Paar Lautsprecherklemmen pro Kanal. Unterschiedliche Abgriffe für Lautsprecher mit 4 oder 8 Ohm Impedanz gibt es nicht. Eine Praxis, die sich bei immer mehr Röhrenverstärkern durchsetzt.

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Test: Tsakiridis Alexander und Artemis+ | Vor-End-Kombi

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