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Technik SAC Beta & Igel

Inhaltsverzeichnis

  1. 2 Technik SAC Beta & Igel

SAC Igel 60

Um von hinten anzufangen: Bei den Igel 60 Monos handelt es sich um Class-AB Gegentakt-Endstufen, bei denen durchgängig bipolare Transistoren Verwendung finden – so auch in der finalen Verstärkungsstufe, die den Strom an die Klemmen bringt. Je ein komplementäres Paar Leistungstransistoren pro Kanal erledigt den Job. Auf die Frage, ab welcher Leistung von Class-A auf Class-B-Betrieb geschaltet werde, gab es seitens Herrn Fuchs zu vernehmen, dass er dem „völligen Schwachsinn solcher Angaben nicht noch weiteren Schwachsinn“ hinzuzufügen gedenke, woran sich längere Ausführungen zu komplexen Lautsprecherlasten und deren Interaktion mit Verstärkern anschlossen. Ruhrpott-Charme at its best.

Schön auch der nicht ganz ernst gemeinte Ratschlag, ich könnte ja was von „Current Feedback“ schreiben, er nenne das aber immer noch Stromgegenkopplung … Im Gegensatz zur Spannungsgegenkopplung habe diese den Vorteil, dass die Bandbreite eines Amps relativ unabhängig von seinem Verstärkungsfaktor gewählt werden könne. Und da man bei SAC von hoher Bandbreite (bis circa 200 kHz bei Igel und Beta) etwas hält – sie steht im Zusammenhang mit der Anstiegszeit eines Verstärkers, untechnisch ausgedrückt: mit seinem „Tempo“ -, sollte diese durch die Art der Gegenkopplung eben auch nicht begrenzt werden.

Es wird sowohl lokale wie auch globale Strom-Gegenkopplung verwendet: Erstgenannte sorgt gewissermaßen für eine reibungslose „Übergabe“ des Musiksignals von einer Verstärkungsstufe zur nächsten (derer die Igel drei und die Beta zwei besitzen), letztgenannte soll insbesondere den Gain des Verstärkers unter allen Umständen konstant halten. Verzichte man nämlich auf globales Feedback (was ja in der High End-Szene durchaus gut beleumundet ist), gäbe es die Gefahr eines floatenden Verstärkungsfaktors, so Herr Fuchs. Wenn dergleichen in Abhängigkeit von der Frequenz geschieht, ist das tatsächlich nicht so gut. Wie auch immer: Das Thema Gegenkopplung polarisiert die HiFi-Szene nach wie vor und bei SAC scheint man der aktuell nicht sehr populären Ansicht zu sein, viel davon sei ratsam – schließlich kommen, je nach Frequenzbereich, 80 bis 100 dB Feedback zur Anwendung. (Wen es näher interessiert: Über die Ansicht „wenn schon, denn schon“ – und nicht nur darüber – berichtet Nelson Pass in seinem Artikel „Verstärker, Verzerrung und negatives Feedback“.

Gegenkopplung stabilisiert einen Verstärker nicht nur, sie reduziert auch das Verzerrungsniveau insgesamt und verringert die Ausgangsimpedanz. Diese wird im Fall des Igel mit 1 mOhm angegeben, woraus bei einem Lautsprecher mit nominal 8 Ohm ein Dämpfungsfaktor von 8.000 resultiert – ein sehr hoher Wert, der zeigt, dass die Ruhrpott-Mannen Wert auf die Kontrolle eines Lautsprechers legen. Fast scheint man bei SAC sogar noch etwas böse auf das Ausgangsrelais zu sein, welches die Hälfte des Milliohms verschuldet: Bei der großen Endstufe Il Piccolo wurde dieses Relais eingespart, und unter anderem deshalb ist ein noch höherer Dämpfungsfaktor (20.000!) die Folge – entsprechend gibt es beim Ein- und Ausschalten aber auch interessante Geräusche zu hören … Beim Igel nicht, da klickt das Relais kurz nach den Einschalten, aus den Boxen tönt nichts. Dass der Bauteile-Fortschritt sich allerdings auch hier bemerkbar macht, freut Herrn Fuchs hingegen wieder: Vor Jahr und Tag seien die Übergangswiderstände typischer Relais noch um ein 10faches höher gewesen.

Auch bei den Kondensatoren werden nun leistungsfähigere Typen verwendet und gleiches gilt für die Endtransistoren. Man muss aber ergänzend sagen, dass im Signalweg des Igels sowieso kein Kondensator liegt – es handelt sich nach wie vor um eine DC-gekoppelte Endstufe. Eine Schutzschaltung sichert den Amp gegen Gleichspannung am Ausgang, zu hohe Temperaturen und subsonische Frequenzen. Und auch die Sache mit den Endtransistoren muss präzisiert werden: Die Leistung der kleinen Monos ist nicht angestiegen. Die Specs geben 80 Watt an 8 Ohm, 120 Watt an 4 und 150 Watt an 2 Ohm an. Da die neuen Transistoren aber eine größere Chipfläche aufweisen, gelingt ihnen der Wärmeabtransport schneller. Dies habe zur Folge, dass Temperaturschwankungen – verursacht durch das temporäre Abrufen hoher Leistungen – geringer ausfallen, da der Wärmeaustausch einfach besser funktioniere. Und somit herrschen im Bauteil konstantere Arbeitsbedingungen, was klangliche Vorteile mit sich bringt. In einem sehr übertragenen Sinne könne man von mehr Hubraum bei gleicher PS-Zahl sprechen, so Herr Fuchs.

Nahaufnahmen eines bipolaren Transistors
Nahaufnahme eines Halbleiterplättchens mit einem Bipolartransistor von oben. Quelle: Wikipedia

Auch wenn sich die Leistung der Monos nicht erhöht hat, so ist doch die Stromlieferfähigkeit breitbandiger geworden: 15 Ampere können die Igel pro Kanal liefern, und zwar nun auch dort, wo es früher gewisse Einschränkungen gegeben habe – zu höheren Frequenzen hin. Den klanglich größten Schritt nach vorn habe allerdings die Verwendung eines neuen Präzisionsoperationsverstärkers gebracht, der die schon erwähnte globale Gegenkopplungsschleife steuere, da aber „ein Entwickler auch seine Geheimnisse haben muss“, wird über Typ und genaue Funktionsweise kontinuierlich geschwiegen … Wird eh Zeit, dass wir zur Vorstufe kommen, doch zuvor noch ein Blick auf die Hinterseite des Igels.

SAC Igel von hinten

Nix besonderes: Eine Cinchbuchse als Eingang, ein paar okaye LS-Klemmen als Ausgang. Symmetrisch geht es also nicht hinein und wer gern mit extra dicken Netzkabeln spielt, bekommt ‘nen Dämpfer – die Stromzuführung ist fest verbaut.

So auch beim Vorverstärker Beta – allerdings kommt das Kabel sowieso nicht in die Steckdose, sondern ins entsprechende Steckernetzteil.

SAC Beta mit Steckernetzteil

Die Stromversorgung wurde bei diesem Pre also ausgelagert. Eine gute Maßnahme angesichts von potenziell immer möglicher Interaktion eines Trafo-Streufeldes mit den empfindlichen Vorstufen-Kleinsignalen. Die Beta kann einen Meter entfernt von ihrem Standard-Steckernetzteil aufgestellt werden – da streut nix mehr ein. Im Netzteil steckten ein 30 VA Trafo sowie insgesamt 6.600 µFarad Siebkapazitäten. Und wie das Wort „Standard“ schon vermuten lässt: Es gibt eine höherwertige Option. Das große, geregelte Netzteil für die kleine Beta schlägt allerdings mit 998 Euro zu Buche.

Geregeltes Netzteil für die SAC Vorstufe

Da reibt man sich zunächst verwundert die Augen angesichts einer Vorstufe, die 698 Euro, also nur 2/3 des „Strom-Upgrades“ kostet. Okay, man kann mit diesem auch einen zweiten Pre versorgen, was sich anbietet, wenn man den SAC Phono-Entzerrer Gamma zuhause stehen hat – und wenn man nur die Beta versorgen möchte, so empfiehlt sich das gleiche Netzteil mit einer Ausgangsspannung, welches bei „lediglich“ 798 Euro liegt. Okay, auch eine Firma wie Naim verfolgt dieses Netzteil-Überdimensionierungs-Konzept, so konnte ich neulich beim Test des Integrierten Nait XS mit der Flatcap 2x experimentieren – und ja, es macht einen Unterschied. Doch trotzdem ist es erstmal recht erstaunlich, einen dicken Trafo von 350 VA, feine Schottky-Dioden und eine 80.000 µFarad-Siebung verbaut zu sehen – was der von vier Igel-Endstufen entspricht! -, nur damit eine Vorstufe ihren Saft bekommt.

SAC Beta mit Netzteil-Upgrade hinten

„Dies ist in Technik umgesetzte Erfahrung“, so Herr Fuchs, und die Erfahrung sei einfach die, dass es bei einem Wechsel von der einen auf die andere Stromversorgung klanglich richtig nach vorne gehe. Warum diese Überdimensionierung sich so positiv auswirke, könne er technisch leider auch nicht ganz schlüssig erklären – aber es sei halt so.

SAC Beta von hinten

Ein Blick auf das (durchgängig mit Cinchbuchsen versehene) Anschlussfeld zeigt zwei weitere kleine Besonderheiten: Neben den sechs Hochpegeleingängen gibt es drei Rec-Out Ausgängen sowie zwei Pre-Out Buchsen. Was lässt sich damit anfangen? Nun, man kann eben auf drei Tapes aufnehmen, oder hängt vielleicht einen separaten Kopfhörerverstärker an Rec-Out 1, einen Equalizer/Bassentzerrer an In 5/Rec-Out 2 und gleichzeitig ein Tape an In 6/Rec-Out 3? Am Vorstufenausgang Nr. 2 könnte dann noch ein Sub landen, oder man verfällt auf die glorreiche Idee, sich gleich vier Igel zuzulegen, um vertikales und horizontales Bi-Amping zu betreiben, hmmm, das wäre doch eigentlich mal wirklich interessant, wenn ich so überlege …

Doch dafür ist der Pre Out 2 ursprünglich nicht erdacht worden: Der Ausgang Nummer 1 (ganz links im Bild) weist quasi eine Ausgangsimpedanz von Null auf, so dass sich einige wenige Endstufen „erschrecken“ könnten, wie sich Herr Fuchs ausdrückt, und eventuell die Schutzschaltung aktivieren. Dafür sei dann der zweite Ausgang da, der eine „normalere“ (wenn auch immer noch sehr geringe) Impedanz von 22 Ohm besitze. Okay … und warum dann nicht gleich höher? Wei die Parameter von Kabeln bei Verwendung des Null-Ohm Ausgangs bedeutungsloser werden – und damit deren klangliche Einmischung geringer. Die Beta sei so zudem in der Lage, vier Ampere (!) Strom über die Leitung zu schicken, so dass einige Kunden schon angefragt hätten, ob man nicht auch direkt mit der Vorstufe die Lautsprecher ansteuern könne, aber nun ja, dann sollte man wirklich auch das große Netzteil verwenden, und empfehlen würde er das nicht direkt … Probieren Sie es zuhause also besser nicht aus 🙂

SAC Beta

Die Frontplatte der SAC Beta gibt sich geheimnislos, nur die Monitor-Funktion, die mit dem mittleren Drehschalter angesteuert wird, fällt auf, denn in diesen Tapedeck-armen Zeiten ist ‘ne Monitorschaltung fast schon eine Seltenheit geworden. Mit der kleinen Vorstufe aus Essen kann man gleich mit drei Tapes eine Hinterbandkontrolle fahren (so sie diese denn erlauben). Für mich Jungspund ohne Bandmaschine bleibt dies ohne Relevanz, aber mancher Aufnahme-Freund könnte sich freuen …

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Test: SAC Beta und Igel 60 | Vor-End-Kombi

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