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Test: MastersounD 300B S.E. und 300B P.S.E. | Vollverstärker, Röhre/Hybrid

Inhaltsverzeichnis

  1. 1 Test: MastersounD 300B S.E. und 300B P.S.E. | Vollverstärker, Röhre/Hybrid

Januar 2008 / Ralph Werner

Aus Bernhard Roetzels amüsant zu lesendem Ratgeber „Der Gentleman – Handbuch der klassischen Herrenmode“ entnehme ich, dass der italienische Herr angeblich folgendes Verhältnis zu seiner Garderobe hat:

„Sein Anzug soll seine Einmaligkeit hervorheben, allerdings nicht durch marktschreierische Extravaganz, sondern durch eine gewisse Eleganz, für die sich der Engländer im allgemeinen nicht interessiert, da er lediglich richtig angezogen sein will. Klassische Eleganz entspricht den Idealen der in Italien immer wieder gern bemühten Renaissance.“

Wenn ich nun „Anzug“ durch „Amp“ ersetze und den Seitenhieb auf die Engländer als metaphorische Betrachtung über Transistorfreunde mit Hang zur messtechnischen Optimierung lese – dann könnte dieses Zitat schon fast das Fazit sein, so gut will es passen.

Denn die Testkandidaten – die Vollverstärker MastersounD 300B S.E. und Mastersoun D 300B P.S.E. – sind rein italienischer Abstammung. Seit fünfzehn Jahren werden im norditalienischen Vicenza Röhrenverstärker in Eigenregie hergestellt – und auch für Mitbewerber wird entwickelt und (teil)gefertigt. Für die Entwicklung ist Herr Luciano Sanavio zuständig, der auch die Fertigung bei MastersounD verantwortet. Der Vertrieb und das Marketing des Röhrenverstärker-Programms obliegen Herrn Lorenzo Sanavio. Die beiden sind Brüder – gemeinsam tragen Sie das Erbe Ihres Vaters fort, welcher das Unternehmen MastersounD 1993 gründete. Die komplette Produktion findet „in-house“ statt – 100% Made in Italy.

MastersounD 300B S.E.

Und dass das technische Konzept, welches hinter den 300B-Vollerstärkern von MastersounD steckt, eine Renaissance erfahren hat, ist ebenfalls kaum von der Hand zu weisen. Damit meine ich nicht einfach „Röhre„, sondern „Triode“, „Single Ended„, „Class A“ und Schaltungdesign „aus Opas Tagen“ – selbstverständlich ohne Über-Alles-Gegenkopplung. In manchen Kreisen gilt man als sehr gewöhnlich, hat man zweistellige Wattgrößen vorzuweisen oder gar Klirrwerte, die mit einer Null vorm Komma beginnen. Hier hat sich echt etwas geändert im Vergleich zu der Zeit, in welcher ich begann, mich für HiFi zu interessieren. Nun, ich blicke ja auch noch nicht auf drei Epochen Verstärkerbau zurück … Nennen wir es also eine Renaissance.

Dass die Rückbesinnung auf alte Werte durchaus so manches plausible Argument für sich hat und nicht allein mit einer Retrowelle, die durch die Audiobranche schwappt, erklärt werden kann, werde ich später noch kurz skizzieren. Das Ziel, welches damit verfolgt wird, scheint mir eine Art klangliche „Eleganz“ zu sein. Eleganz verstanden dabei als Gegenbegriff zu „aufgebrezelt“, zum oben genannten „Marktschreierischen“ – also sehr Auffälligem, aber auch Aufdringlichem. Aber gleichwohl sind diese Verstärker auch nicht protestantisch nüchtern und korrekt. Hier legt jemand schon Wert auf Charme und Anmut – und mancher mag sich darob ein mildes Lächeln nicht verkneifen können. Aber Stil und hohes Können bei der Interpretation wird man zugestehen müssen. Interpretation? Nun, warum nicht? Nichts, als die reine Wahrheit wiederzugeben, das behaupten so einige. Gehört habe ich diese Wahrheit freilich noch nicht. Und ist „Wahrheit“ nicht ein recht großes Wort? Besitzt da nicht derjenige, der redlich versucht, zu gefallen, nicht allein schon deshalb mehr Stil, weil er weniger anmaßend auftritt? Und wem’s nicht gefällt, der darf ja gern woanders suchen.

Aber Eleganz lässt sich bei MastersounD nicht nur musikalisch finden, sondern auch in der optischen Erscheinung. Perfekt austariert ist diese, wenn man mich fragt: Natürlich versteckt man seine Reize nicht, die Röhren werden ausgestellt, denn wer wollte denn bitteschön eine 300B-Birne in den Käfig verdammen? Beim MastersounD 300B P.S.E. gibt es von diesen gleich vier zu sehen, macht zusammen mit den vier Treiberröhren (2 x ECC82 und 2 x 5687WB) ordentlich was her auf der Haube – welche aus hochglanzpoliertem Edelstahl gefertigt ist.

MastersounD 300B P.S.E.

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Test: MastersounD 300B S.E. und 300B P.S.E. | Vollverstärker

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