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Test: Norma Audio HS-IPA1 | Vollverstärker, Verstärker mit DAC

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  1. 1 Test: Norma Audio HS-IPA1 | Vollverstärker, Verstärker mit DAC

 

Januar 2017 / Michael Bruß

Seit mehr als einem Jahr höre ich in meiner Hauptanlage mit dem Vorverstärker Norma Audio Revo SC-2 DAC und seinen Geschwistern, den Mono-Endverstärkern Norma Audio Revo PA 160 MR (siehe Test). In dieser Zeit haben mich die klanglich eher sanften, aber jederzeit bedingungslos kontrolliert spielenden Geräte immer wieder mit ihrer Musikalität erfreut. Kollege Jörg Dames hat ähnliche Erinnerungen an den großen Vollverstärker Norma Audio Revo IPA 140, dessen klangliche Signatur in eine ähnliche Richtung geht wie die der großen Kombi, und größtenteils konnte ihn auch der D/A-Wandler Norma Audio HS-DA1 mit seiner integrierten Vorstufenlösung erfreuen. Was also hat der neue, kleine Vollverstärker HS-IPA1 zu bieten?

Nun, wie der Name schon verrät, kommt er zuallererst mal ebenfalls im HS-Gehäuse daher. Das ist nur etwa halb so breit wie das der Revo-Top-Komponenten und muss ohne die massiven, aus dem Vollen gefrästen Aluminiumgehäuse derselben auskommen. Eine ordentlich dicke Frontplatte bringt der Norma HS-IPA 1 dennoch mit, genauso wie das herrlich old-schoolige, dimmbare Dot-Matrix-Display in Blau. Der HS-IPA1 wäre kein echter Norma-Verstärker (deutscher Vertrieb: https://www.audio-components.de/), wenn man dem Gerät nicht die ein oder andere optionale Erweiterungsmöglichkeit in den Produktkatalog diktiert hätte. So kann man ihn in der Basis-Version als reinen Vollverstärker erwerben. Dann bietet er vier als Cinch-Doppel ausgeführte analoge Eingänge und zwei Paar Lautsprecherklemmen – natürlich mit Aufnahmen für Bananenstecker – auf der Ausgangsseite. Einer der Eingänge lässt sich im Menü zum fixen Ausgang umfunktionieren, einen regelbaren Cinch-Ausgang gibt’s (noch?) leider nicht im Angebot.

Norma Audio HS-IPA1 Rückseite

Als erste Option kann der Vinylfreund für 220 Euro eine Phono-Vorstufe für MM-Tonabnehmer ordern, die in der Grundeinstellung mit 47 kOhm abschließt und 36 dB Verstärkung bietet. Das im Testgerät verbaute Kopfhörermodul kennen wir schon aus dem HS-DA1, hier ist es für ebenfalls 220 Euro als Option zu haben. Über interne Jumper lässt es sich auf verschiedene Impedanzen des angeschlossenen Kopfhörers einstellen: In Position 1 laufen Kopfhörer mit 1-16 Ohm optimal, Position 2 sorgt für beste Bedingungen, wenn der Kopfhörer zwischen 32 und 60 Ohm deklariert ist, und in Position 3 dürften 200-bis-600-Ohm-Modelle zur Höchstform auflaufen. Position 4 verbindet den Kopfhörerausgang direkt mit der eigentlichen Endstufe des HS-IPA1, so dass diese Einstellung tunlichst nur für extremste Kopfhörermodelle gewählt werden sollte, die das Wort „Wirkungsgrad“ zum Frühstück verspeisen und dabei fies grinsen.

Norma Audio HS-IPA1, Kopfhöreranschluss
Optional: Unser Testgerät kommt mit einem Kopfhörermodul (220 Euro), wer will, kann auch zusätzlich ein DAC- (700 Euro) oder Phonomodul (220 Euro) integrieren

Il versatile
Wer den kleinen Amp zur Schaltzentrale auch für digitale Quellen machen möchte, der kann für 700 Euro ein DAC-Modul ordern, das sich zwar grundsätzlich technisch an die deutlich teureren Wandler des Hauses anlehnt, allerdings in einigen Aspekten vollkommen neu konstruiert wurde. Bisher bot Norma Audio zwei unterschiedliche DAC-Module an: zum einen das Referenzmodul aus dem Vorverstärker Revo SC-2, dem Wandler HS-DA1 und dem CD-Spieler aus der Revo-Linie, zum anderen den „kleinen“ Wandler, wie er in den beiden Vollverstärkern Revo IPA140 und IPA70B zu haben ist. Dieser hat allerdings einen Nachteil: Er besitzt ausschließlich einen USB-Eingang. Beide Wandlermodule bieten zudem nur PCM-Wandlung, DSD bleibt außen vor. Unter anderem deshalb, weil man in Cremona nicht viel von DSD hält: „Enrico Rossi (Chef und Entwickler bei Norma Audio, die Red.) hat schon früh kritisiert, dass es insbesondere im Digital-Audio-Bereich ein Streben nach höheren Messwerten und mehr Ausstattung gibt. Das bedeutet jedoch nicht, dass damit der Klang besser wird – im Gegenteil, meist klingen solche Komplettausstattungen artifiziell, fast schon falsch“, sagt Alessandro Lugli, Marketingmanager bei Norma Audio. „Zum Glück haben wir nach viel Suchen mit dem Burr Brown DSD1794, dem inoffiziellen Nachfolger des hervorragenden PCM1704, einen Chip gefunden, der weitgehende Anpassungen ermöglicht. So können wir dem Nutzer zwei Einstellungen bieten, nämlich ‚MUSIC‘ und ‚MEASURE‘, um weiterhin und trotz der Funktionserweiterungen Enricos Idee vom perfekten Digitalklang zu verfolgen“, so Lugli weiter. Unnötig zu erwähnen, welche Einstellung man bei Norma Audio wohl favorisiert …

Norma Audio HS-IPA1 innen
Gehaltvoll: Das Schaltungslayout ist zweistöckig aufgebaut

Wie dem auch sei, beim HS-IPA1 kommt jedenfalls eine neue Modul-Variante ins Spiel, mit DSD-Kompatibilität, einem USB-Port sowie vier S/PDIF-Eingängen (2 x RCA und 2 x TOSLINK). Leider ist dieser Einschub im Testgerät nicht eingebaut, so dass ich Ihre und meine Neugierde diesbezüglich nicht befriedigen kann. Meine Erfahrungen mit dem DAC-Modul in der großen Vorstufe Norma Audio Revo SC-2 sind ja extrem gut, und auch der Norma Audio HS-DA1 hat Kollege Dames im Test ziemlich überzeugt.

Il potente
Macht man den kleinen Neuen auf, erblickt das Auge ziemlich viele Bauteile in akkuratester und sehr dicht gepackter Verbauung. Nein, italienisches HiFi stellt man sich als perfektionistischer Deutscher anders, irgendwie chaotischer vor (Stereotypenmodus aus), doch Enrico Rossi hat ganz eindeutige Vorstellungen davon, was Qualität bedeutet – viel sauberer kann man einen Verstärker nicht aufbauen als dies auf den beiden Ebenen des Norma Audio HS-IPA1 der Fall ist.

Norma Audio HS-IPA1 Trafo
Der 300-VA-Ringkerntrafo

Die Auswahl der Bauteile selbst geschah augenscheinlich zuallererst nach Qualitätsaspekten, wie zum Beispiel auch das Alps-Poti und seine massive Welle mit solide verschraubter Bronzekupplung kundtun. Aber auch scheinbare Kleinigkeiten wie die glänzenden Torx-Schrauben, welche die Boards am Platz halten, sind keine Selbstverständlichkeit. Der 300-VA-Ringkerntrafo, der abgeschirmt vom restlichen Geschehen im vorderen Viertel des Gehäuses residiert, flößt dem Betrachter Vertrauen auch in die elektrischen Fähigkeiten des schlanken Italieners ein und ist für einen beträchtlichen Teil des Verstärkergewichts von 14 Kilogramm verantwortlich. Die Leistungsdaten sind nicht überbordend, müssen sich aber auch nicht verstecken: Mit zwei mal 75 Watt an 8 Ohm und Leistungsstabilität verheißenden 150 Watt pro Kanal an 4 Ohm (Herstellerangabe) ist der HS-IPA1 praxistauglich dimensioniert. Die maximale Stromlieferfähigkeit gibt Norma Audio mit 100 Ampere an – und zwar pro Kanal. Aber selbst dauerhaft soll der Class-A/B-Kraftzwerg 24 Ampere je Seite liefern.

Norma Audio HS-IPA1 Lautstärkepotenziometer
Das Lautstärkepotenziometer des Norma HS-IPA1

In Sachen Fernbedienung hat Norma Audio sich auf dem deutschen Markt offensichtlich von der Plastikvariante verabschiedet und setzt nun auf eine solide, schön schwere Aluminiumversion, die wie der Verstärker selbst im Vergleich zur Revo-Serie in einer Midi-Format-Transformation beiliegt.

Il pipistrello
Wie alle Norma-Audio-Verstärker lässt es auch der HS-IPA1 nicht bei einer Übertragung im hörbaren Bereich zwischen 20 Hz und 20 kHz bewenden, sondern dehnt seinen Wiedergabebereich bis hin zu vollen 800 kHz aus. Das ist zwar zugegebenermaßen etwas weniger als bei den Top-Komponenten der Revo-Familie, die es auf unglaubliche 3 Millionen Hz (!) bringen, doch auch hier dient die mehrfache Überhöhung des für menschliche Ohren nutzbaren Frequenzspektrums vor allem der Signalverarbeitungsgeschwindigkeit, der Möglichkeit auch steilflankigste Signalanstiege sauber nachzubilden und damit der lockeren Sprintfähigkeit des Verstärkers bei der Wiedergabe von Musik; etwaige Gegenkopplungen im Schaltungsdesign arbeiten zudem sauberer.

Was ich mir noch wünschen würde? Eine Streamingfunktion mit DNLA-Plug-&-Play und Tidal/Qobuz-Unterstützung! Jawohl, das wäre mein dringlichster Wunsch an die Cremonesen, denn gute reine Streamer sind in einer für den Norma Audio HS-IPA1 adäquaten Preisklasse selten zu finden. Meist sitzt bereits ein DAC mit drin, den man natürlich mitbezahlen muss, aber nicht braucht, wenn ich jetzt mal prophetisch bin und dem für den HS-IPA1 lieferbaren Wandlermodul die Norma-Audio-typischen Wandlerqualitäten (siehe oben) zuschreiben … Aber halt, noch was: Vorverstärkerausgänge hätte ich wirklich, wirklich sehr gerne auch noch! Denn abgesehen davon, dass ich als Tester darauf angewiesen wäre, mit dem Norma Audio HS-IPA1 auch Endstufen wie kürzlich erst die SAC Igel oder den HiFiAkademie PowerAmp P6 zu testen, so sollte man sich in Cremona auf jeden Fall die Option einer separaten Endstufe zum Bi-Amping mit dem HS-IPA1 offenhalten. Zumal man durchaus über eine separate Stereoendstufe für die HS-Linie nachdenkt: „Die HS-Stereoendstufe ist in Planung, doch Zeit ist ein rares Gut, und wir sind mit der Produktion der aktuellen Modelle sehr gut ausgelastet. Wir streben daher frühestens Ende 2017 an“, fügt Alessandro Lugli hinzu.

Norma Audio HS-IPA1 Eingangswahl

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Genelec 8381A

Test: Norma Audio HS-IPA1 | Vollverstärker

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