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Der NAD C 368 im Hörcheck

Inhaltsverzeichnis

  1. 2 Der NAD C 368 im Hörcheck

Doch nun genug der Technik, schließlich ist der NAD C 368 in erster Linie zum Musizieren hier, unterstützt vom bereits erwähnten CD-Player aus gleichem Hause, dem C568. Nach gebührender Warmlauf-Phase, soll er mir seinen klanglichen Charakter offenbaren: Den Anfang darf Klaus Klaus Doldinger mit seinem Album en routeDoldinger mit seinem Album en route (auf Amazon anhören) machen. Schnell wird klar, dass man das „Warmlaufen“ beim NAD durchaus wörtlich nehmen kann. Der C 368 klingt nämlich insgesamt zwar tonal balanciert, dabei aber eher etwas wärmer als heller, ein Charakter, der sich auch schon ohne besagtes Warm-up andeutete. Mit dem NAD geht’s gleich beim ersten Stück „Seven to Four“ richtig ab. Die Bassläufe kommen tief, sonor und mit gutem Timing. Ganz generell geht’s mit dem NAD im Bassbereich ziemlich tief runter und er ist eher auf der vollmundigen, leicht weicheren Seite denn auf der staubtrockenen einzuordnen. Doch um Missverständnisse gar nicht erst aufkommen zu lassen: Der Tiefton bleibt dabei immer rechtschaffen konturiert und definiert – aber es gibt halt Vertreter der Zunft, die noch trockener spielen.

Der NAD C 368 mit passendem CD-Player C 568
Der NAD C 368 mit passendem CD-Player C 568

Weiter geht es mit dem Stück „Infusion Rag“, musikalisch eine echte Herausforderung: Hier startet die Bass-Drum zackig, anschließend grummelt zusätzlich der E-Bass wieder wunderbar tief und satt in der Magengrube, gleichzeitig verlangt der gezielte Einsatz der Perkussion eine äußerst differenzierte Hochtonabbildung sowie gekonntes Timing. Und ganz nebenher bespielen Sax und Flairck, De OptochtKeyboard den sensiblen Mitteltonbereich. Der NAD C 368 lässt das alles nicht nur wie aus einem Guss erklingen, es gelingt ihm auch mühelos, eine gehörige Portion „Emotionalität“ zu vermitteln, was sicherlich auch dem Schuss Wärme geschuldet ist. Der NAD vermag es, die Holzbläser in all ihrer Farbigkeit wiederzugeben, wobei er besonders bissige Hochtonspitzen gnädig in Richtung seidig abrundet, was ihn besonders fürs stressfreie Dauerhören prädestiniert. Trotz seines tonalen Charakters ist das Auflösungsvermögen gut, und so gibt es dann auch – gerade im Mittenbereich – vieles zu entdecken, zum Beispiel bei „Missa Batava“ vom Album De Optocht (auf Amazon), ein Stück in dem die Vokalisten der Formation Flairck um den Holländer Erik Visser ihr ganzes Können vor dem Hintergrund mittelalterlichen Instrumentariums ausbreiten.

Blick aufs Netzteil des NAD C 368
Blick aufs Netzteil des NAD C 368

Damit wäre schon das Stichwort für die räumliche Performance des NAD C 368 gefallen. Flairck traten immer auf breiter Bühne auf und das vermag der C 368 gekonnt nachzustellen: Er nutzt die gesamte Breite zwischen den Lautsprechern – und darüber hinaus –, um die Bühne authentisch abzubilden. Jeder Vokalist, jedes Instrument steht fest an seinem Platz. In die Tiefe staffelt er dagegen nicht ganz so weit, wie sich beim Quervergleich mit dem kompakten Ampino von Abacus zeigt. Als Zuspieler diente hier wiederum der NAD-Player C 568 mit derselben musikalischen Kost. Der Ampino gibt der Bühne etwas mehr Tiefe, schafft es dafür aber nicht ganz, die komplette Bühnenbreite darzustellen. Allerdings sei auch gesagt: So wirklich fehlen tut mir weder das eine noch das andere, zumindest dann nicht, wenn ich nicht gerade in der komfortablen Situation eines Direktvergleichs bin – bei dem sich übrigens auch zeigt, dass der CD-Player NAD C 568 tonal ziemlich neutral spielt.

aliveNun marschiert eine Scheibe nach der anderen in die Schublade des NAD-Players. Ein Griff tief in mein CD-Archiv fördert so manche fast vergessenen Schätze ans Licht. Darunter auch das Doppelalbum alive aus der Gold-Edition, ebenfalls von Flairck. In „De Houten Bruiloft“ sorgen die schnell gezupften Basssaiten der akustischen Gitarre für ein sich rhythmisch aufbauendes Spannungsfeld, die H- und die E-Saite gesellen sich hinzu und bringen die Melodie ins Spiel, während die Basssaiten den Rhythmus weiter halten. Percussion und eine zweite Gitarre setzen ein, bis sich schließlich virtuos die Violine auf den Plan tritt und gemeinsam mit der großen Panflöte die musikalische Führung übernimmt. Während des Aufbaus des Klanggemäldes spürt man förmlich, wie rechts und links neben den aktuell spielenden Musikern weitere auf ihren Einsatz warten. Keine Frage, die NAD-Kombi liebt akustische Instrumente und kann ein breites und gleichzeitig farbenfrohes Klanggemälde abbilden.

Endstufenmodul des NAD C 368
Das Endstufenmodul des NAD C 368

Dabei zeigt der stetige Ausbau der Instrumentierung, dem der NAD-Amp haargenau folgt, wie gut es um seine dynamischen Fähigkeiten bestellt ist. Jedes Zupfen an den Basssaiten kommt aus kompletter Stille und dabei so differenziert, dass sich quasi jede Phase – berühren, zupfen und neu ansetzen – heraushören lässt. Es stimmt, das können auch anderer Verstärker in dieser Preislage, aber der NAD gibt sich im dynamischen Feld eben auch keine Blöße. Faszinierend zudem, wie präsent selbst Atem- und Anblasgeräusche, insbesondere bei der Panflöte, trotz der Tutti-Instrumentierung noch differenziert werden können, auch sie kommen quasi aus dem Nichts. Dennoch ist der NAD alles andere als ein Analytiker, die Spannungsbögen der musikalischen Darbietung als Ganzes zeichnet er flüssig durch.

NAD C 368 mit integriertem BluOS-Modul
NAD C 368 mit integriertem BluOS-Modul

Zum Schluss fällt mir noch das letzte Album von Unheilig mit dem bezeichnenden Titel Danke! in die Hände. Angenehm fällt auf, dass der NAD den elektronischen Klängen am Anfang von „So wie Du warst“ ein „natürliches“ Timbre verleiht, was sie weniger synthetisch wirken lässt und zudem hervorragend in die restliche Instrumentierung integriert. Der markanten Stimme des Grafen Unheiligtut die entspannte Gangart des NAD sehr gut, nimmt ihr sogar etwas an Schärfe, was wiederum im Quervergleich mit dem Abacus Ampino gut zu hören ist – über den der Graf einen Tick rauer klingt, was sicherlich näher am Original ist, mir aber beim entspannten Langzeithören kaum bis gar nicht fehlt.

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Test: NAD C 368 | Vollverstärker

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