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Klang: Einstein Audio The Absolute Tune (I)

Inhaltsverzeichnis

  1. 2 Klang: Einstein Audio The Absolute Tune (I)

einstein the absolute tune limited edition vollverstärker

Gehört habe ich den Einstein überwiegend mit den Lautsprechern Ascendo System F, ein Drei- beziehungsweise (optional schaltbar) Vierwegler mit Bandpass-Bass, und die zu Testzwecken bei uns stehende Blumenhofer Genuin FS 2, ein wirkungsgradstarker Zweiwegler mit Hochtonhorn – also durchaus unterschiedlichen Schallwandler-Konzepten. Die meisten Verstärker-Quervergleiche ergaben sich mit meiner Vor/End-Kombination, bestehend aus Octave HP300 (Pre) und Electrocompaniet AW180 (Monos). Die Kombi ist um einiges teurer als der Einstein-Integrierte, sie liegt so um die 11.000 Euro, die zusätzlich notwendigen zwei Netzkabel und den NF-Verbinder noch nicht mitgerechnet. Und auch optisch, gewichts- und rackebenenbefüllungsmäßig macht‘s wohl einen etwas ungleichen Eindruck. Aber als Vergleichspunkt für einen Edel-Vollverstärker schien mir das trotzdem ganz gut geeignet. Soll sich der Absolute Tune halt einfach mal ein bisschen strecken, so der Gedanke. Nach der ersten abendlichen Hörrunde war allerdings nicht mehr ganz so klar, wer sich denn hier eigentlich strecken muss. Bisweilen wird man überrascht.

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Eine Fernbedienung der besonderen Art

Natürlich, die „dicke Kombi“ hat schon ihre Vorteile. Der Einstein aber auch. Am Ende des Tages entscheiden wohl Musikpräferenz und Klanggeschmack, ein summarisches „Besser-als“ gibt es nicht. Was meiner Meinung nach dem Bochumer Schönling sehr schmeichelt, reißt er, wie erwähnt, doch die deutlich kleinere Lücke ins Portemonnaie und belegt weniger Platz im Regal. Womit der Einstein sich allerdings ins Ohr schmeichelt, war nicht ganz leicht auszumachen. Es sind fast schon unbewusst, aber durchschlagend wirkende Feinheiten, derer ich erst nach und nach gewahr wurde – der Absolute Tune ist ein sehr ausgewogen und geradezu elegant klingendes Gerät, ein Allrounder, kein Exzentriker, der mit Tamtam auf sich aufmerksam macht.

Über alles betrachtet, wirkt die Tonalität balanciert und ausgeglichen. Bei den Abweichungen vom vermeintlichen Pfad der (neutralen) Tugend handelt es sich ausprägungstechnisch um Nuancen, nicht um echte Schlagseiten. Das vorausgeschickt, lässt sich aber schon festhalten: Im Bereich zwischen oberem Bass/unteren Mitten (Grundton) werden eher zwei Fingerbreit draufgelegt und im Hochton geht es deutlich zu, aber es wurde auch schon Strahlenderes vernommen. Der Einstein agiert hier etwas behutsamer.

ed jones quartet totally wired 2Was das Untergeschoss angeht, kann ich mich nicht entscheiden, ob ich meine Verstärkerkombi oder den Einstein vorziehe. Man muss wirklich zwischen unterschiedlichen Basslagen, Aufnahmen und Instrumenten differenzieren: So gefällt mir der E-Basslauf beim Song „Homegrown“ vom Ed Jones Quartet (Album: Totally Wired II) über den Vollverstärker besser, da es im positiven Sinne saftiger tönt, mehr Energie vermittelt wird, und die Kombi vergleichsweise fast schon akademisch vorgeht.

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Die leicht trocken-schlankere Vortragsart dieser hat aber anderenorts auch wieder Vorteile, beispielsweise bei „Thin Line Man“ von Giant Sand (Album: Berry Blue Mountain), hier wurden Drums & E-Bass nämlich ein wenig zu locker-flockig-schwammig aufgenommen, da macht sich die etwas strengere Hand dann ganz gut. Man kann nicht alles haben, was bei der einen Platte giant sand berry blue mountainleicht akademisch tönt, tönt bei einer andere gerade richtig – und vice versa. Aber, wie gesagt, dies sind Nuancen. Insgesamt würde ich zur „Qualität“ des Einsteins im Bass sagen: Er spielt halbtrocken, was als kluger Kompromiss zwischen Saftigkeit und Kontur durchgehen darf, und ganz untenrum erstaunlich fest – aber dort, im absoluten Untergeschoss, gibt es auch Mächtigeres, Schubkräftigeres. Tiefton-Bösartigkeiten elektronischer Art wurden mir schon mal, was ja durchaus ganz nett sein kann, brutaler um die Ohren geschlagen. Hier ziehe ich dann die deutsch-norwegische Verstärker-Kombination vor – bei Jazzensembles mit Kontrabassbeteiligung beispielsweise aber regelmäßig umgekehrt den Einstein.

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Viel sicherer lässt sich Elektronik nicht verpacken

Ähnliches passiert mir beim anderen Frequenzextrem, dem Hochton. Mathematiker und Musiker Daniel Victor Snaith alias Caribou hat mit Swim eine eingängige, tanzbare Electropopplatte gemacht, wirklich ganz nett,Caribou Swim aber viele der Soundeffekte und auch die Stimme kommen für meinen Geschmack zu übercrisp/präsent rüber. Macht nicht wirklich Spaß mit der Octave/EC-Kombination. Über den Einstein dagegen tönt es viel angenehmer als ich es gewohnt bin. Dabei verschweigt der Bochumer Amp in den oberen Gefilden nicht wirklich was, aber diese ziehen nicht die Aufmerksamkeit auf sich. Langzeithören rules, scheint die Devise zu sein. Wunderbar auch, wie natürlich, bronzen, substanziell die Beckenarbeit auf „Tilldess“ (Ulf Sandberg Quartet auf Totally Wired II) transportiert wird.

Andererseits: Konzentriert man sich aufs initiale Moment, in dem der Klöppel das Blech trifft, wird man zugeben müssen, dass das auch schon mal härter, noch direkter rüberkam, was dann eben die andere Seite der Medaille ist. Wohlgemerkt: Transienten kommen zackig mit dem Einstein, aber es geht eben auch noch härter/unmittelbarer, was allerdings oft auch „unbequemer“ tönen kann, je nach Aufnahme und Empfindlichkeit des Hörers in dieser Hinsicht. Wiederum eine Frage des Geschmacks.

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Dies ließe sich auch vom Mittenband sagen, das, da von „unten“ schön unterfüttert und von „oben“ eine Nuance gedimmter beleuchtet, eher ins leicht Wärmere denn Helle ragt. Der Einstein spielt angenehm sonor, was viele mögen – Liebhaber einer ausgemacht frischen/präsenten Vortragsart kommen dagegen weniger auf ihre Kosten.

Soweit zur Tonalität. Begeisterung kommt bei mir aber eher durch etwas anderes auf …

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