Demnächst im Test:

Billboard
Teufel

Klangliches zum Verstärker Teac AI-501DA

Inhaltsverzeichnis

  1. 2 Klangliches zum Verstärker Teac AI-501DA

editorsZur fairen Einordnung des Gehörten diente zunächst mein Yamaha CD-S 1000 als Zuspieler – und nicht der Teac PD-501HR. Und gleich der erste Song, der an U2s beste Zeiten erinnernde „Ton of Love“ von den Editors (Album: The Weight of your Love) sorgt mit dem sonor-knorrig flirrenden E-Bass und der ansatzlos peitschenden Snaredrum für aufgestellte Nackenhaare.

Was daher rührt, dass man sofort den Eindruck einer gewissen Unmittelbarkeit bekommt. Die Briten um ihren charismatischen Frontmann Tom Smith spielen hier scheinbar nicht aus der Konserve, sie scheinen ihre Bühne vielmehr in meinem Hörraum aufgebaut zu haben. Das musikalische Geschehen entfaltet sich sehr großzügig und in alle Dimensionen luftig gestaffelt im Raum. Die Ortbarkeit einzelner Schallereignisse ist sehr gut, dennoch ist die Wiedergabe stets ein schlüssiges Ganzes, zerfasert nie. Die fast vollkommene Distanzlosigkeit, mit der der handliche Amp hier in seine Vorführung einsteigt, zieht mich direkt in den Bann. Und macht Lust auf richtig wilde Musik!

Und was passt da besser als „Terror Takes Shape“ der nach zehnjähriger Pause wieder auferstandenen Wuppertaler Indierocker Uncle Ho (Album: The Manufacture of Madness)? Julian Hanebecks wie in alten Zeiten völlig überzerrt gespielte E-Gitarre durchschneidet geradezu die Luft, die unbändige Spielfreude der drei Musiker lässt der AI-501DA völlig ungebremst auf den Hörer los. Das reißt mit und macht unheimlich an!

Der Bassbereich reicht sehr tief hinab. Thorsten Sala hat seine Bassgitarre – wie zu besten Grungerock-Zeiten üblich – um eine Oktave tiefer gestimmt, um sie richtig böse grollen zu lassen. uncle hoWas gelingt. Und zwar so gut, dass die Zwerchfelle des Auditoriums von den tiefen Lagen ordentlich massiert werden. Zudem besitzen die unteren Lagen Kontur. Es hat den Anschein, als halte der Teac-Verstärker angeschlossene Lautsprecher im Bassbereich an der kurzen, stark kontrollierenden Leine. Ein Phänomen, dass mir bereits bei einigen Class-D-Konzepten in ähnlicher Form aufgefallen ist, hier indes ganz besonders: Bei allem Tiefgang hat der Bass Struktur, klingt ausnehmend straff, niemals fett oder wummerig.

Mein sogleich zum direkten Duell herangezogener Yamaha A-S 1000 – seine Modellbezeichnung trifft exakt seinen Verkaufspreis – hat denn auch Mühe, mit der quirlig-agilen halben Portion mitzuhalten. Der große Japaner geht die Sache etwas distanzierter an, tritt vom Gesamtgeschehen einen Schritt zurück, während der Teac involvierender und unmittelbarer agiert. Was aber nicht zu Lasten der Übersichtlichkeit und inneren Ordnung führt. Der Höreindruck des A-S 1000 wirkt dagegen abgeklärter und ruhiger, manche würden dies vermutlich mit „audiophiler“ umschreiben. Eine Einschätzung, die ich nicht uneingeschränkt teile.

Allerdings kann der Yamaha in konventioneller Class-AB-Auslegung mit einem noch massiveren und wie unverrückbar gemauerten Bass-Fundament sowie einer noch etwas höheren Auflösung in den oberen Lagen dem Retro-Beau die Rücklichter zeigen. Aber nur sehr, sehr knapp. Dafür, dass die beiden Kontrahenten an der Ladentheke rund 200 Euro trennen, hätte ich einen größeren klanglichen Abstand zugunsten des A-S 1000 erwartet.

In der Preisklasse bis 1.000 Euro kämpfen viele Anbieter mit ähnlichen Attributen wie der Teac um die Gunst der Kunden, punkten mit Emotionalität und üppigen Klangfarben, wie etwa ein Cambridge Audio Azur 651A, der sein Klangbild aus der Mitte heraus aufbaut, über alles gehört sehr homogen und saftig aufspielt. Oder ein NAD C 355 BEE, der es mit seinem knackigen Groove vielen Recht macht, in seinem betont schlichten Kunststoff-Outfit aber nicht jedem gefällt. Der Teac bietet hier eine gelungene Symbiose aus verschiedenen Attributen. Sein wertiger Vollalu-Retro-Look setzt optische Akzente, klanglich verbindet er den Groove eines NAD mit der Ausgewogenheit des Cambridge und schmeckt den wohlklingenden Cocktail zudem mit einer Prise Frische ab.

Das melancholische „Change“ der hessischen Irish-Folkrock-Combo Fiddler’s Green (Album: Sports Day at Killaloe) macht dann die innere Ausgewogenheit und Spielfreude des Teac’schen Vortrages noch einmal deutlich. Die in dem Titel verwendeten Tinwhistles, Bodhrans sowie anderen Bläser und Schlaginstrumente sorgen für ein wahres Potpourri an Detailreichtum in allen Frequenzabstufungen der Mittenlagen. Sie alle kann man einzeln orten und doch ergeben sie ein buntes Ganzes. Schön, wie tief man in die Aufnahme hineinhören kann, um einem Detail nachzuspüren, nur, um es danach wieder in die Gesamtkomposition zu entlassen.

fiddler's greenAber nicht nur natürliche Instrumente, auch Gesang wirkt über den AI-501DA sehr leichtfüßig, sehr lebendig und „echt“ – mit einer ganz leichten Tendenz ins Warme, was für einen Schuss wohlige Samtheit sorgt, aber nicht wie ein Effekt wirkt. „Wohlige Samtheit“ und Class-D-Verstärker? Ja, auch ich erinnere mich an diverse kritische Stimmen in der Vergangenheit, die diesem Prinzip Strenge und „Harshness“ vorwarfen. Nix da! Diese Zeiten sind – dieser kleine Amp hier zeigt es nachdrücklich – vorbei.

Sein Gespür für Timing zeigt er denn nicht zuletzt bei „On a clear Day“ von The Beautiful Girls (Album: Morning Sun). Die Band, in der ganz im Gegensatz zum Namen keine einzige Frau spielt, erfreut mit einem angesoulten Bluesrock, der an Genregrößen wie Lenny Kravitz erinnert, aber noch perkussiver und vor allem experimenteller daherkommt. Da ist es wichtig, dass die Musiker „auf den Punkt“ wiedergegeben werden, sonst mangelt es an Charme. Für den AI-501DA ist das kein Problem. Hier sitzt jeder Ton. Auch für spontane Pegelsprünge bei ansatzlos auftretenden Leise-Laut-Leise-Passagen hat er stets genug Puste, wirkt grobdynamisch nicht angestrengt.

Billboard
ASR Audio - Musikalisch seit 1980

Test: Teac PD-501HR und AI-501DA | CD-Player

  1. 2 Klangliches zum Verstärker Teac AI-501DA