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Test: EAT C-Sharp | Plattenspieler

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  1. 1 Test: EAT C-Sharp | Plattenspieler

Dezember 2016 / Frank Hakopians

Es geschieht wirklich nicht alle Tage, dass die treibende Kraft hinter einem unserer Testgeräte eine Frau ist. Von wem ich rede? Die Dame heißt Jozefina Lichtenegger und ist Geschäftsführerin und Inhaberin von European Audio Team, kurz EAT (Vertrieb: www.audio-reference.de).

Lichtenegger? Der Name kommt Ihnen irgendwie bekannt vor? Sollte er auch, denn Ehegatte Heinz Lichtenegger ist Initiator und Chef von Pro-Ject, dem österreichischen Hersteller mit Produktionsstandort in Tschechien, der inzwischen vom Einsteigerlaufwerk über Phonovorverstärker bis hin zum Highend-Dreher so ziemlich alles bietet, was das analoge Herz begehrt. Allerdings ist EAT beileibe kein einfacher Ableger von Pro-Ject, sondern eben dem Engagement Frau Lichteneggers zu verdanken, die früher bereits in die HiFi-Szene ihrer tschechischen Heimat fest verwurzelt war und nach der betriebswirtschaftlich nicht ganz risikolosen Übernahme der Tesla-Röhrenfabrik zunächst mit der Produktion von KT88- und 300B-Röhren von sich Reden machte.

Durch die Möglichkeit, auf Pro-Jects Fertigungsstätten in Tschechien zurückgreifen zu können, ist die Firmenchefin in der Lage, ihre Vorstellung von analoger Laufwerkstechnik in die Tat umzusetzen. Und das geht teilweise in eine gänzlich andere Richtung als bei Pro-Ject. So bediente EAT zu Beginn mit den Forte- und den Forte-S-Laufwerken – bei Preisen zwischen 5.000 und 8.000 Euro – vornehmlich den gehobenen Marktbereich. Die Verwendung von zwei Motoren und ebenso vieler Präzisionsstrings zur Übertragung des Drehmoments auf massereiche Plattenteller mit überdurchschnittlichem Durchmesser sind, genau wie die mit Edelhölzern furnierten Zargen im XXL-Format, eben nicht zum Discountpreis zu realisieren. Doch die so eleganten wie mächtigen Laufwerke verkauften sich prächtig.

EAT C-Sharp

Unser Proband, der EAT C-Sharp, verfügt zwar über klassischere Maße, setzt dafür aber mit einem ungewöhnlichen Carbon-Outfit optisch reizvolle Akzente. Äußerlich durchaus mit der Kaste der sogenannten Brettspieler verwandt, offenbart er bei genauem Hinsehen eine Art Subchassis, auf dem sowohl das Lager des Plattentellers als auch der Tonarm montiert sind. Die eigentliche Zarge besteht aus einer MDF-Basisplatte und einem hochglanzschwarz lackierten Rahmen. Sie trägt auch den Motor, einen sogenannten Synchronläufer. Dem wird von einem externen Steuergerät per Mikroprozessor die erforderliche Geschwindigkeit diktiert, 33 1/3 und 45 Umdrehungen sind möglich. Die jeweiligen Taster verfügen über ein grünes LED-Lämpchen, welches bis zum zügigen Erreichen der gewünschten Umdrehungszahl blinkt und danach dauerhaft leuchtet. Eine dritte LED bezeugt die Betriebsbereitschaft des Steuergerätes, welches von einem relativ gewöhnlichen, in einfaches Plastik gehüllten Steckernetzteil mit Strom versorgt wird.

Motorsteuerung und Netzteil des EAT C-Sharp
Motorsteuerung und Netzteil des EAT C-Sharp

Die Zarge des EAT C-Sharp selbst ruht auf drei Aluminiumfüßen mit Schraubgewinden, sodass eine gewisse Höhenverstellung möglich ist. Auf ihr finden sich, neben dem bereits erwähnten Antriebsmotor, zehn unscheinbare Kegel. Sie bestehen aus Sorbothane, einer hochdämpfenden Spezialgummimischung, welche dem Vernehmen nach schon geholfen hat, Atom-U-Boote für die Peilung unhörbar werden zu lassen. Die Kegel haben die Aufgabe, das Subchassis zu tragen und Tellerlagerbasis nebst Tonarm von möglichen Vibrationen des Motors fernzuhalten. Zur Versteifung und Erhöhung der Stabilität hat EAT das Subchassis, ein etwa acht Millimeter dickes MDF-Brett, mit einer dünnen Carbonfaserplatte verklebt. Die Festigkeit dieser Sandwichkonstruktion dürfte deutlich über der von MDF pur liegen.

Einer von zehn Sorbothane-Entkopplungkegeln auf der Zarge
Einer von zehn Sorbothane-Entkopplungkegeln auf der Zarge

EAT verwendet beim C-Sharp ein sogenanntes invertiertes Lager. Dabei stülpt sich zunächst ein Subteller aus Aluminium mit einer Lagerbuchse aus Messing auf eine polierte Stahlachse. In die Spitze der Achse ist eine Keramikkugel eingepresst, welche auf einen Lagerspiegel aus Silikon läuft. Dazwischen kommt etwas vom mitgelieferten Lagerfett. Sicher eine eher konventionelle Lösung, dafür aber unproblematisch und vielfach bewährt. Den Antrieb des Subtellers besorgt ein geklebter und anschließend polierter Flachriemen aus antistatischem Gummi, der über den Pulley des Motors und den Subteller gelegt wird.

Blick in die Lagerbuchse des EAT C-Sharp
Blick in die Lagerbuchse des EAT C-Sharp

Unter dem eigentlichen, mit einem ungewöhnlich großen Durchmesser aufwartenden Plattenteller verschwinden Subteller, Motor und Antriebsriemen, sodass im Spielbetrieb nichts mehr von ihnen zu sehen ist. Das ist sehr elegant gelöst. Gerade der Kontrast zwischen aus dem Vollen gedrehten Aluteilen, dunkel glänzender Carbonfaserplatte und dem tiefschwarzen Klavierlack des Rahmens trägt nicht unwesentlich zum attraktiven Äußeren des EAT C-Sharp bei. Aber auch funktional hat man sich bei EAT offenbar einige Gedanken gemacht. So besitzt der übergroße Plattenteller zum äußeren, abgeschrägten Rand hin eine erhöhte Materialstärke, was seine Masse vergrößert und die Laufruhe steigern soll. Um der Klingelneigung, die so ein Trumm aus Alu mit sich bringt, entgegenzuwirken, hat man in Tschechien eine Auflage aus einem thermoplastischen Elastomer, die ein wenig nach einer Gummimatte ausschaut, auf den Plattenteller geklebt. Natürlich lässt sich der Plattenspieler so auch ohne eine weitere Tellermatte nutzen.

Die schraubbare Plattenklemme des EAT
Die schraubbare Plattenklemme des EAT

Zum Konzept des EAT C-Sharp gehört ebenfalls eine auf die Mittelachse des Plattentellers schraubbare Plattenklemme, mit der die Schallplatte in einen ziemlich innigen Kontakt mit der Telleroberfläche gebracht werden kann. Die massive Plattenklemme hinterlässt einen wirklich handschmeichlerischen Eindruck und auch das Gewinde läuft beim Festdrehen ausgesprochen „sahnig“. Man sollte sich aber hüten, sie allzu fest anzuziehen. Das ist dem Klang tatsächlich eher abträglich und kann sogar zu Beschädigungen des Feingewindes führen.

Zusammen mit dem C-Sharp gibt es den von EAT selbst entwickelten 10,5-Zoll-Tonarm (effektive Länge: 254 mm), den C-Note. Die tschechischen Konstrukteure haben den kardanisch gelagerten Arm mit einem Kugellager für die horizontale und Spitzenlagern für die vertikale Drehung ausgestattet. Etwas ungewöhnlich dabei ist ein von oben mit dem Gehäuse des Lagerblocks verschraubter, sehr spitzer Dorn. Dieser taucht in eine mit Silikonöl befüllte Dämpfungseinheit ein und soll laut EAT Tonarm-System-Resonanzen um bis zu 50 Prozent reduzieren. Darüber hinaus dient er auch zur Entlastung des Horizontallagers.

Der Tonarm auf dem C-Sharp nennt sich C-Note
Der Tonarm auf dem C-Sharp nennt sich C-Note

Optisch passend besteht das Armrohr des C-Note natürlich aus Carbon und seine Metallteile aus poliertem Aluminium. Der sehr leichtgängige Arm verfügt über einen gedämpften Tonarmlift und eine Antiskating-Einrichtung, bei der ein verstellbares Gewicht über einen Faden verhindert, dass die Nadel zu sehr in Richtung Label gezogen wird. Die Langlöcher in der massiv gefertigten Headshell erlauben eine optimale Montage der meisten Tonabnehmer. Leider gerät die Justage der Tonarmhöhe (siehe VTA) mit dem Lösen zweier Schrauben und händischem, schlecht reproduzierbarem Verschieben des Tonarmschaftes etwas fummelig. Dafür hält der Arm immerhin auch die Möglichkeit zur Azimuteinstellung bereit. Für diesen Zweck muss der Deckel des Lagergehäuses entfernt und eine kleine Madenschraube mittels passendem Inbusschlüssel gelöst werden. Danach lässt sich das Tonarmrohr verdrehen, bis die Nadelspitze absolut gerade in der Rille sitzt.

die Antiskating-Einrichtung des EAT
Die Antiskating-Einrichtung des EAT

Das Gewicht zur Einstellung der Auflagekraft wird über eine Stahlachse verschoben und besitzt einen inneren Dämpfungsring aus Silikon. Fixieren lässt es sich leider nicht, aber mit etwas Vorsicht beim Hantieren sollte sich versehentliches Veränderungen der Auflagekraft vermeiden lassen. EAT hat dankenswerterweise an ein aufsteckbares Zusatzgewicht gedacht. Damit lassen sich auch etwas gewichtigere Tonabnehmer am Arm gut ausbalancieren. Laut Datenblatt gehört der EAT-Zehnzöller mit einer effektiven Tonarmmasse von 16,5 Gramm zur Riege der mittelschweren bis schweren Tonarme, was ihn in der Praxis zum Spielpartner einer Vielzahl von Tonabnehmern prädestiniert.

Die Tschechen sind von ihrem Tonarm so überzeugt, dass sie den C-Note in unterschiedlichen Längen inzwischen auch solo anbieten. Die Preise beginnen bei 1.600 Euro. Damit wird der 2.990 Euro teure C-Sharp, der nur im Tandem mit dem Tonarm zu bekommen ist, zu einem geradezu freundschaftlichen Angebot. Wahren Sparfüchsen bietet sich zusätzlich noch die Option, den C-Sharp zusammen mit einem Ortofon Quintet Black für zusätzlich 660 Euro im Paket zu erwerben. Schließlich schlägt das dänische MC-System im Alleingang mit gut 830 Euro zu Buche. Genau dieses System ist auf dem Testgerät bereits vormontiert. Trotzdem habe ich zunächst einmal das MC-System Aventurin 6 von Steinmusic an die Headshell geschraubt. Natürlich weiß ich, dass ein Tonabnehmer für 4.800 Euro nicht unbedingt der natürliche Spielpartner für ein Laufwerk der 3.000-Euro-Liga ist – logisch! In den letzten Monaten habe ich allerdings viel mit dem Aventurin 6 gehört, sodass mir sein Klang sehr vertraut ist – weshalb sich das Potenzial des EAT C-Sharp mit ihm womöglich leichter ausloten lässt.

Steinmusic Aventurin 6 am C-Sharp
Steinmusic Aventurin 6 am EAT C-Sharp

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Test: EAT C-Sharp | Plattenspieler

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