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Plattenspieler Acoustic Solid Machine Small

Inhaltsverzeichnis

  1. 2 Plattenspieler Acoustic Solid Machine Small

Laufwerk Acoustic Solid Machine Small

Das Laufwerk Acoustic Solid Machine Small besteht komplett aus Aluminium, bringt 17 kg auf die Waage, wovon der Plattenteller zehn beisteuert, und kostet im Paket mit dem auf der nächsten Seite näher beleuchteten Tonarm WTB 213 3.450 Euro – ohne System. Im Preis enthalten ist die Mikrocontrollersteuerung für den Synchronmotor, eine Leder- und eine Acrylauflage sowie ein Armboard für einen 9-Zoll-Tonarm. Weitere Tonarmbasen, derer insgesamt drei montiert werden können, liegen preislich bei 370 Euro für 9‘‘ respektive bei 450 Euro für 12‘‘. Es gibt die „kleine Maschine“ in hochglanzpolierter und mattgebürsteter Ausführung. Letztere hatten wir als Testmuster einbestellt, denn die fotografiert sich leichter und sieht nach meinem Dafürhalten dezenter und professioneller aus – womit ich allerdings eine Minderheitenmeinung vertrete, sagt Herr Wirth, zumindest die deutschen Kunden würden glänzend immer noch vorziehen. Nun, Geschmackssache, vor vier Jahren, als ich den Wood MPX bestellte, dachte ich auch noch so, jetzt nerven mich die Fingerabdrücke.

Apropos: Der Wood MPX unterscheidet sich von der Machine Small natürlich nicht nur dadurch, dass er viereckig ist! Er wiegt auch ein bisschen mehr, nämlich 25 kg insgesamt (Teller: 13 kg), und seine Zarge besteht aus sieben Zentimeter hohem Multiplexholz, was neben dem „fetteren“ Plattenteller wohl der hauptsächliche konstruktive Unterschied sein dürfte, der sich klanglich auswirken könnte. In Sachen Lager und Motorisierung gibt es dagegen keine Unterschiede zwischen den beiden Acoustic-Solid-Laufwerken. Der signifikanteste Anwendungsunterschied dürfte – wie erwähnt – darin liegen, dass die Machine Small mit drei Armen gleichzeitig bestückt werden kann und der Wood MPX eben nicht.

Lagerachse des Acoustic Solid
Blick auf die Lagerachse mit Keramikkugel des Acoustic Solids

Auf das Plattentellerlager ist man bei Wirth Tonmaschinenbau stolz: Gut drei Jahre Entwicklungszeit seien vergangen bis die endgültige Form erreicht wurde. Die Plattenteller der Schwaben besitzen eine Stahlachse, an deren Ende eine Keramikkugel montiert ist, die auf einem Lagergrund aus Teflon läuft. Das Prinzip ist freilich auch häufiger bei anderen Herstellern vorzufinden – die Besonderheit bei Acoustic Solid besteht darin, dass die die Achse seitlich führende Lagerbuchse nicht aus Metall, sondern aus einem Spezialkunststoff gefertigt wird. Produktionstechnisch wird dieser Gleitbelag dabei direkt auf die Achse gegossen, was – entsprechendes Know-how zum Gießvorgang und insbesondere dem Umgang mit dem Trennmittel vorausgesetzt – zu einer deutlich besseren Oberflächengüte führen soll als mit herkömmlichen Techniken; Herr Wirth spricht von circa 50% besseren Reibwerten. Und weiter:

„Durch das Anti-Stick-Slip-Verhalten des Gleitbelags wird ein störendes Rumpelverhalten des Tellerlagers verhindert. Der Stick-Slip-Effekt (von Englisch stick „haften“ und slip „gleiten“) bezeichnet das Ruckgleiten von gegeneinander bewegten Festkörpern. Dabei üben gedämpft gekoppelte Oberflächenteile eine schnelle Bewegungsfolge aus Haften, Verspannen, Trennen und Abgleiten aus. Dies führt zur Anregung von Schwingungen, die von einer resonanzfähigen Oberfläche als Geräusch abgestrahlt werden. Dieser Effekt wird bei herkömmlichen Lagern durch das Trennen der Oberflächen mit Schmiermitteln minimiert, aber nicht verhindert.“

Lagerbuchse des Acoustic Solid
Lagerbuchse mit gegossenem Gleitbelag

Neben hervorragenden Laufeigenschaften verspricht man sich durch den Umstand, dass beim Acoustic-Solid-Lager eben nicht Metall auf Metall läuft, auch einen dämpfender Effekt: Schwingungen der Zarge könnten sich Dank der hohen akustischen Dämpfung des Lagers nur schwer in den Teller fortpflanzen – und vice versa. Damit würde der „Glockeneffekt“ unterbunden. Klingt gut – in der Theorie. Und da die bekanntermaßen grau ist, kommen wir doch einfach mal zur Praxis …

Klangliches zur Machine Small

Die Machine Small mit dem Wood MPX zu vergleichen lag nahe – und das Ergebnis dessen wohl auch: Beide klingen im Großen und Ganzen ziemlich ähnlich, aber hört man genauer hin, gibt’s schon ein paar Abweichungen im Detail zu entdecken. Also zunächst einmal zur Generallinie – den MPX schätze ich, weil er …

  • tonal neutral spielt und sich Bevorzugungen/Vernachlässigungen von bestimmten Frequenzbereichen weitestgehend spart und …
  • diese Tugend zudem sehr breitbandig in Szene setzt, soll heißen: Die Frequenzbandenden werden unverrundet wiedergegeben, insbesondere der Bass ist eine Wucht – im wahrsten Sinne des Wortes.
  • zwar kaum als feindynamische Offenbarung und auch nicht als Auflösungswunder durchgeht – er dafür aber ein sehr stabiles, nicht aus der Ruhe zu bringendes Klangbild präsentiert.
  • grobdynamisch richtig zulangen kann, nicht zuletzt aufgrund seiner sehr guten Bassperformance, und schließlich …
  • eine realistisch dimensionierte Bühnenillusion mit guter Ortbarkeit der einzelnen Akteure bietet, wenngleich man auch nicht sofort von „Magie“ sprechen sollte.

Und im Grunde gelten diese Punkte auch für die Machine Small – mit kleineren Einschränkungen.

Syncronmotor mit Mikrocontrollersteuerung
Synchronmotor von Berger Lahr mit Mikrocontrollersteuerung – bei Acoustic Solid serienmäßig

Tonal neutral ist auch dieses Laufwerk der Schwaben – oder vielleicht passt, streng genommen, das Wörtchen „balanciert“ besser? Für meine Ohren klingt es an den Frequenzbandenden nämlich nicht ganz so straight durchgezogen wie mit dem MPX, wobei in den obersten Lagen wirklich nur minimal weniger Strahlkraft verteilt wird. Im Bass merkt man’s schon eher. Alles andere als schlank, geht es in den untersten Oktaven gleichwohl nicht so fundamental stabil zu wie mit dem Wood MPX, der mir also insgesamt ein wenig breitbandiger zu agieren scheint. Interessanter als dieses etwas defensivere Verhalten an den Frequenzbandenden finde ich aber die leicht anders temperierten Mittellagen bei der Machine Small.

Mikrocontrollersteuerung des Acoustic Solid - Detail

Vielleicht ist das ja auch nur die andere Seite der gerade beschriebenen Medaille: Wenn man sich ganz oben und ganz unten leicht zurückhält – dann blühen die Mitten auf?! Oder die Machine Small appliziert einfach einen kleinen Extraschuss Grundtonwärme. Wie immer es auch sei: Beiden Laufwerken darf man Neutralität bescheinigen, auch in den mittleren Lagen, doch während dies beim MPX mit ein wenig Nüchternheit einhergeht, so bei unserem Testkandidat, der Machine Small, mit einem Schuss Sexappeal.

Agnes Obels erster Longplayer Philharmonics

Auf dem Plattenteller liegt Agnes Obels erster Longplayer Philharmonics (siehe Besprechung), und die Stimme der Dänin klingt über die Machine Small einfach einen kleinen, hier aber entscheidenden Hauch fülliger – weniger ausgehöhlt, übertrieben formuliert – und dabei sanfter und flüssiger (weniger spröde, übertrieben formuliert …). Zum Gelingen dieser „intimen Ansprache“ – der vorletzte Track „Over The Hill“ ist schlicht zum Niederknien! – trägt die Tonalität, also der leicht vollere Vortrag im Mittenband, ihr Scherflein bei. Genauso entscheidend dürfte allerdings ein weiterer netter Charakterzug der Machine Small sein, nämlich die Abbildungsqualität: Frau Obels Stimme macht einen skulptierteren Eindruck als über den MPX – beide Dreher geben sich hinsichtlich der reinen Lokalisationsschärfe zwar nichts, aber die Machine Small scheint mir plastischer, mehr in „3D“ zu projizieren. Was mir, ehrlich gesagt, schon besser gefällt.

Silikonriemen

Der Acoustic Solid Wood MPX hält mit einer transparenteren Bühnenausleuchtung dagegen: Klänge, die sich weiter hinten und an den Rändern der virtuellen Bühne bewegen, werden vom MPX klar dargestellt, wo mit der Machine Small so langsam etwas Nebel aufzieht – die „Ecken“ der virtuellen Bühne putzt der MPX sauberer aus. Zudem: Schlägt Agnes Obel tiefe Klaviernoten an, so wird dies mit dem MPX einen Hauch differenzierter wiedergegeben – weniger „gestaucht im Bass“ -, und die auf dem Album hier und da eingestreuten Celli tönen über die Machine Small zwar wunderbar füllig und sonor, den Bogenstrich weiß aber der MPX irgendwie „harziger“ zu gestalten – als wäre das Rosshaar des Bogens ein wenig klebriger geworden – oder anders gefasst: Es werden mehr Feinheiten des Anstrichs vermittelt. Nuancen …

Acoustic Solid

Überhaupt ist das das richtige Stichwort: Der Grundcharakter beider Laufwerke ist, wie oben gesagt, sehr ähnlich, und die erwähnten Nuancen sind eben solche – und sollten nicht überbewertet werden. Aus rein klanglichen Gründen dem einen oder anderen Dreher den Vorzug zu geben, ist erstens völlig Geschmackssache und zweitens selbst dann sehr schwer. Und insofern hat Herr Wirth mit dem trockenen Kommentar, der eine sei rund, der andere nicht, schon recht. Optik spielt eben auch eine Rolle bei der Entscheidungsfindung. Oder aber man möchte mehr als einen Tonarm auf sein Laufwerk schrauben, dann ist sowieso klar, dass es die Machine Small sein muss – womit wir schon beim nächsten Thema wären: Tonarme.

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Test: Acoustic Solid Machine Small mit WTB 213 | Plattenspieler

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