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Abacus Trifon 3 – Klangeindruck

Inhaltsverzeichnis

  1. 2 Abacus Trifon 3 - Klangeindruck

Frisch aus dem Karton und per XLR-Kabel mit dem Norma Audio SC-2-Vorverstärker verbunden, zeigen die Abacus Trifon 3 eine eher helle, schlanke tonale Charakteristik, die schon eine große Detailfülle und außergewöhnliche Schnelligkeit über das gesamte Frequenzband offenbart. Im Laufe der nächsten etwa 100 Stunden, die größtenteils bei Zimmerlautstärke im Dauerdurchlauf mit Charly Antolinis „Knock Out 2000“ stattfanden, ändert sich diese Charakteristik nicht grundlegend, aber doch tendenziell. Einmal zeigt sich – einhergehend mit der Erstarkung des unteren Frequenzbereichs – die enorme Ausdehnung des entzerrten Basses immer deutlicher und eindrucksvoller, und des Weiteren entwickelt sich der AMT-Tweeter mit zunehmender Spielzeit weg von der anfangs noch leicht kantigen Zackigkeit hin zu klarer Seidigkeit und unaufdringlicher Frische, ohne Einbußen in Sachen Auflösung.

Weitere Mitglieder der Trifon-Familie: links die Trifon 3S, recht die Trifon 5
Mitglieder der Abacus-Trifon-Familie: links die 3S, rechts die 5S

Im vollständig eingespielten Zustand ist jede Änderung bei Trennfrequenz und Pegel des Basstreibers deutlich nachvollziehbar: In der „Normalstellung“ – also mit der unteren Grenzfrequenz bei 16 Hz, und auch noch mit einer Einstellung bei 24 Hz – erscheint mir in meinem Raum der Bassbereich schon fast zu fett. Oder besser gesagt, in seiner relativen Fülle leicht vom Rest des Klangbilds abgekoppelt. Mit einiger Wahrscheinlichkeit ist dies aber der Effekt einer Raummode, die in diesem Fall zum Tragen kommt und den ultratiefen Bassbereich im Vergleich zum flinken und immer noch grundsätzlich schlanken Gesamtbild etwas langsamer, dicklicher erscheinen lässt. Den besten Kompromiss aus Tiefe und Präzision mit dem Resultat einer guten Kohärenz erziele ich in meinem Raum mit 32 Hz unterer Grenzfrequenz, dem Basspegel bei 0 Hz (nachdem ich ihn ganz zu Beginn auf +2 dB eingestellt hatte), dem Hochtöner in Nullstellung und einer freien Aufstellung circa einen Meter von der Rückwand entfernt. Alle folgenden Klangbeschreibungen basieren auf dieser Einstellung.

Abacus Trifon 3

Mehr Adam Riese als Harry Potter
Jetzt muss ich Ihnen etwas erklären, das sich vom üblichen Erfahrungskanon, der sich bei der überwiegenden Mehrzahl von HiFi-Fans (und so auch bei mir) aus der Beschäftigung mit im Scars on BroadwayBass nicht aktiv geregelten Lautsprechern herausgebildet haben dürfte, abhebt. Dazu beschreibe ich zwei tonal sehr unterschiedliche Aufnahmen: Einmal wären da die Scars on Broadway und ihr selbstbetiteltes Album, das mit knackigen Impulsen in Mittelton und einem eher zurückhaltenden Bass aufwartet und im Mittel- und Hochton sehr direkt abgemischt wurde; und dann ist da Kari Bremnes Album Svarta Bjørn, auf dem Bass und Trommeln teilweise extrem tief und vollmundig spielen, so dass so manche Anlagenkonfiguration und so mancher Raum akustisch kapitulieren. Hier wirken Impulse und Transienten im Vergleich zu Kari Bremnesden Scars on Broadway geradezu weich und verrundet.

Mit den Trifon 3 werden diese Unterschiede im gesamten Frequenzband fast schon überdeutlich analysiert und reproduziert – aber die besonders interessante Erfahrung spielt sich im Tiefbass ab: Da, wo die Scars on Broadway schon lange keinen Beitrag zur Luftdurchmischung im Hörraum mehr leisten, lässt Frau Bremnes Begleitband die Membranen umso wilder tanzen: Die Abacus Trifon 3 liefern die subsonischen Impulse mit einer akustischen Vehemenz ab, die man angesichts der Performance mit den Punkrockern zuvor so niemals erwartet hätte. Aber: Man hört zwar alles, doch was ausbleibt ist der (angesichts von Lautstärke und Gehörtem) unweigerlich antizipierte physische Impuls. Wenn ich mit dieser Lautstärke zum Beispiel eine Dynaudio Excite X38 befeure, rappelt’s im Karton, und zwar deutlich im Allerwertesten spürbar. Das passiert hier nicht – oder zumindest stark abgeschwächt. Auf der anderen Seite spielen die kompakten, aktiven Abacus Trifon 3 bei entsprechender Einstellung aber auch fast eine Oktave tiefer runter als die passiven Dynaudio-Standlautsprecher (um 3.000 Euro, ohne Endverstärkung).

Abacus Trifon

Das gleiche Resultat liefert elektronisch erzeugter Bass ab, hier im von Sonder Jr. empfohlenen Track „Limit to Your Love“ von James Blake (Album: James Blake) sowie The Acids „Veda“ vom Album Liminal. Selten dürfte man (auch über diese Preisklasse James Blakehinaus) einen derart akribisch durchzeichneten und so gut hörbaren Tiefbass erleben. In der 32-Hz-Einstellung sind übrigens auch deutlichst über Zimmerlautstärke liegende Pegel kein Problem. Das dabei gewohnte physische Erlebnis, der körperlich spürbare Bass, stellt sich zumindest in meinem etwa 25 qm großen Raum nur in sehr geringem Maße ein. Das muss man akzeptieren, wenn man sich den Abacussen hingeben will – angesichts der famosen Präzision und des unglaublichen Tiefgangs der Trifon 3 dürfte das den meisten Interessenten aber auch nicht schwerfallen.

Flott, flotter, Trifon 3
Präzision ist dann auch eines von zwei passenden Stichworten, mit denen die Wiedergabe von Impulsen im gesamten Spektrum trefflich zu beschreiben ist – das andere ist Schnelligkeit. Sie zeigen mit faszinierendem Beschleunigungsvermögen auf, wie Nicolas Jaarviele Tischtennisbälle in Nicolas Jaars „Colomb“ (Album: Space Is Only Noise) aus welcher Höhe auf die Platte fallen – die Auflösung feindynamischer Geschehnisse ist sicherlich eine der großen Stärken der Trifon 3, und sie geht einher mit der sehr guten zeitlichen und tonalen Homogenität, die nötig ist, um insbesondere Mitteltonimpulse echt wirken zu lassen. Exemplarisch dafür steht das Anklingen und Ausfedern der Schlegel auf den Toms in Hugh Masekelas „Stimela – The Coal Train“ (Album: Hope), das unwiderstehlich locker-leicht und gelöst aus den Membranen sprintet. Die Impulsantwort der Abacusse dürfte abartig gut sein, Hugh Masekelaso diszipliniert und organisch richtig, wie das hier klingt. Mit Grobdynamik haben die Trifon 3 bis zu einem gewissen Punkt (der für die Größe der Lautsprecher sehr respektabel ist) auch kein Problem, doch die Zurschaustellung von brachialer, massiver akustischer Gewalt mögen sie generell eher nicht so sehr – hier scheint mir die Leise-Laut-Spanne im Vergleich zu anderen Lautsprechern etwas geringer zu sein. Die lauten Nachahmungen von Zugsignalpfeifen in Hugh Masekelas „Stimela“ etwa wirken minimal gedeckelt, das anschwellende Stakkato der Band zum Finale hin wird nicht ganz so infernalisch laut wie andernorts gehört. Die Trifon 3 halten sich vornehm zurück und bewahren ganz züchtig die Contenance.

Abacus Trifon 3

Der Sherlock unter den Hochtönern
Eine der größten Herausforderungen für Entwickler ist es, einen so schnellen und feinfühligen Treiber wie den Mundorf AMT an die traditionell mit Konussen bestückte Chassisfraktion anzukoppeln. Dass dies Abacus ähnlich wie Lansche Audio mit dem Corona-Plasma-Tweeter besonders gut gelungen ist, habe ich ja gerade schon festgestellt. Und es ist sicherlich nichts Neues, dass Air-Motion-Transformer im Ruf stehen, exzellent aufzulösen – dass aber auch die Detailauflösung annähernd das Niveau des famosen Corona-Hochtöners erreicht, überrascht mich dann doch. Die saubere Feinfühligkeit und unaufgeregte Seidigkeit des Hochtöners ist für diese Preisklasse fast schon sensationell zu nennen: Im schon erwähnten „Stimela“ von Hugh Masekela sezieren die AMT-Tweeter die scharfen stimmlosen Frikative (eine Mark HollisLautklasse, bei deren Bildung im Mund eine Engstelle gebildet wird, die die ausströmende Luft verwirbelt und den Reibelaut erzeugt – hier s und f) des Sängers ebenso intensiv wie die strahlenden Obertöne der Trompete und die fein ausschwingenden, zurückhaltenden Bleche des Schlagzeugs. In „Watershed“ von Mark Hollis (Album: Mark Hollis) arbeitet die gefaltete Membran auf brillante Weise die Ein- und Ausschwingvorgänge von Becken und Schellenring heraus, geradezu beiläufig wirft sie das Rutschen der Finger des Gitarristen auf den Saiten mit hinein in die Szenerie – man möchte das Stück immer wieder hören und sich an der Menge von Details berauschen!

Bildhafte Kunst
Yann TiersenKlangfarben spielen gerade für emotionale Erlebnisse in Jazz, Klassik und weitere handgemachte Musik eine entscheidende Rolle. Auch wenn beispielsweise eine (passive) Audioplan Kantata (ab 3.400 Euro, ohne Endverstärkung) etwas deckkräftiger vorgeht, der penibel abgewogene Farbauftrag der Celli in „À ton étoile“ von Noir Désire in der genialen Version von Yann Tiersen (Album: „One Trip, One Noise“) lässt den eher weichen und samtigen Charakter der Instrumente zweifellos hervortreten, und die gänsehauterregend miteinander verwobenen Obertonharmonien der kunstvoll arrangierten Melodielinien schweben klar getrennt auf der Bühne.

Apropos Bühne: Die Abacus Trifon 3 zeichnen gestochen ortungsscharf und dreidimensional plastisch, entwerfen die Abbildung dabei etwas kleiner, insbesondere mit nicht ganz so weitläufiger Tiefenausdehnung. Sie produzieren ein Relief von klar definierten akustischen Ereignissen, sozusagen. Das ist eine Eigenart, die mir zwar ungewohnt ist, aber nach kurzer Gewöhnungszeit keineswegs unsympathisch erscheint. Die Trifon 3 arbeiten in Sachen räumlicher Darstellung in drei Dimensionen alle Details des San Francisco Symphony Orchestra auf John Adams „Absolute Jest“ präzise heraus, und zwar auf eine fast schon voyeuristische Neigungen befriedigende Art; die Ausmaße der Projektion geraten nur etwas kompakter. Das Streichquartett, das im Opener „Absolute Jest: Beginning“ die Melodieführung übernimmt, geht keinesfalls flächig im Orchester selbst auf, sondern musiziert mit frischer Präsenz und klarer Abgrenzung eingebettet in die dräuende Begleitung durch das Orchester.

Ich muss daher nochmals betonen: In Sachen Detailfülle, unaufdringlicher Analytik und feindynamischer Präzision, welche im Verbund mit der großen Breitbandigkeit eine sehr realistische Wiedergabe ermöglichen, sind die Abacus Trifon 3 meines Erachtens in der Preisklasse bis 5.000 Euro kaum zu schlagen. Die Darstellung von Räumlichkeit ist anders als bei der Mehrzahl „gewöhnlicher“ Lautsprecher, aber beeindruckend aufgeräumt und präzise.

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Krell

Test: Abacus Trifon 3 | Aktivlautsprecher, Kompaktlautsprecher

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