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Test: Abacus Trifon 3 | Kompaktlautsprecher, Aktivlautsprecher

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  1. 1 Test: Abacus Trifon 3 | Kompaktlautsprecher, Aktivlautsprecher

Februar 2015 / Michael Bruß

Ein „Abacus“ ist nicht etwa ein magisches Werkzeug aus den Harry-Potter-Geschichten, sondern die lateinische Bezeichnung für eine Art Rechenschieber. Wie kommt man als Entwickler also darauf, dieses Wort für eine Marke zu wählen, deren Produkte der Wiedergabe eines solch emotional aufgeladenen Mediums wie der Musik dienen?

Juniorchef Hanno Sonder (www.abacus-electronics.de) erklärt das ganz einleuchtend damit, dass schon in grauer Vorzeit ein Rechenbrett für Fortschritt und damit einen Vorteil gegenüber anderen stand, die ohne ein solches Hilfsmittel auskommen mussten – nichts anderes scheint man für die eigenen Lautsprecher und Komponenten zu beanspruchen. Die mit hörbarem Augenzwinkern nachgeschobene Bemerkung, mit dem Namen stünde man in allen Verzeichnissen eben ziemlich weit vorne, ohne sich mittels eines „AAA …“ zu entblöden, dürfte allerdings auch eine nicht ganz unwichtige Begründung sein.

Standradfinish der Tirfon-Lautsprecher
Das Standardfinish der Trifon-Lautsprecher

Seit 1983 werden (nicht nur) Lautsprecher mit dem ebenso praktischen wie sinnigen Namen am Weserufer gebaut (siehe Abacus-Firmenbericht). Zum Sortiment der Niedersachsen zählen neben Lautsprechern wie den günstigen
C-Box 2 (aktuell: C-Box 3) oder den APC24-23-C auch Subwoofer, Linetreiber und Verstärker wie der von uns im Januar 2015 getestete Abacus Electronics 60-120D Dolifet. Wenn ein Hersteller schon so lange am Markt ist und sein Konzept erfolgreich durchziehen kann, dann muss irgendwo schon die Qualität stimmen. Zum Konzept gehören dabei die vollaktive Beschaltung der eigenen Lautsprecher und der Verzicht auf esoterische, also nicht physikalisch erklärbare „Kniffe“. Außerdem kann man sicher mit Fug und Recht behaupten, dass bei Abacus die Form der Funktion folgt – Designorientierung sieht anders aus. Nein, keine extravagant geschwungenen Linien, aufwendig ziselierte Kanten – nur ein solides, mechanisch zweifelsfrei integres Gehäuse dient den Chassis als Arbeitsplatz.

In der Abacus Trifon 3 steckt ein AMT von Mundorf
In der Abacus Trifon 3 steckt ein AMT von Mundorf

Jene sind auch in den Modellen der Trifon-Familie von hoher Qualität. In den geschlossenen Gehäusen unseres Testlautsprecherpärchens Trifon 3, dem kleinsten Modell und einzigen Kompaktlautsprecher der Familie, stecken neben dem allen Modellen gemeinsamen Air-Motion-Transformer des deutschen Spezialisten Mundorf (siehe Mundorf-Firmenbericht) zwei identische 18-cm-Treiber von Wavecor. Die sind hier in einer Zweieinhalb-Wege-Konfiguration beschaltet, was bedeutet, dass der obere Treiber den gesamten Frequenzbereich von 16 Hz (!) bis 2600 Hz übernimmt, während der untere oberhalb von 250 Hz ausgeblendet wird. Der Air-Motion-Transformer spielt von 2600 Hz bis 20000 Hz (Mundorf selbst gibt für seine AMTs je nach Modell 30 bis 35 kHz bei -6 dB als obere Grenzfrequenz an). Alle Filter sind mit 24 dB pro Oktave nach Linkwitz-Riley ausgelegt, sind also doppelte Butterworth-Filter 4. Ordnung. Natürlich findet die gesamte Filterung aktiv statt, also bevor die integrierte Elektronik, die sich der hauseigenen Dolifet-Technologie (Drain-Output Load-Independent Field Effect Transistor, zur genaueren Erklärung bitte im Text des Kollegen Reinecke zum Abacus Electronics 60-120D Dolifet nachlesen) bedient, das Signal verstärkt. Insgesamt 225 Watt Dauerleistung pro Lautsprecher stehen den Chassis zur Verfügung. Das wäre schon bei nicht aktiven Lautsprechern eine Hausnummer, doch weil hier leistungsmindernde passive Filterbauteile im Signalweg gänzlich fehlen, ist diese Leistungsangabe als noch beeindruckender einzustufen.

Zwei Wavecore-Treiber verantworden Bass & Mitten
Zwei Wavecor-Treiber verantworten Bass & Mitten

Die Trifon 3 bilden den Einstieg in die zweithöchste Klasse von Abacus-Lautsprechern, unterscheiden sich rein technisch aber nicht vom Modell Trifon 3S. Jenes ist im Prinzip nur die Standlautsprecherausführung der Trifon 3; Chassis, Verstärker und sogar Innenvolumen sind bei beiden Modellen identisch, ebenso wie die weiteren technischen Daten mit Ausnahme des Gewichts. Nachvollziehbar ist also der geringe Aufpreis von nur 500 Euro pro Paar: Die Abacus Trifon 3 belasten die Haushaltskasse mit 4.400 Euro, die 3S mit 4.900 Euro. Selbst die 3-Wege-Konstruktion Abacus Trifon 5S mit ihren je Seite vier 18-cm-Treibern enteilt mit 5.900 Euro pro Paar ihren Geschwistern preislich nicht wirklich. Die 3er geht dabei gerade noch so als Kompaktlautsprecher durch, doch mit einer Höhe von über 55 cm lässt sie sich auch nicht wirklich in die Klasse der Regallautsprecher stecken.

Ganz schön tief
Die recht geringen Abmessungen und relativ kleinen Treiber lassen sicher bei dem ein oder anderen Leser Zweifel an der vom Hersteller angegebenen unteren Grenzfrequenz von 16 Hz aufkommen – und doch stimmt es: Mithilfe der aktiven Elektronik und der Bassentzerrung spielen die Abacus Trifon 3 linear bis 16 Hz hinunter, darunter fällt der Frequenzgang dann mit 12 dB/Oktave ab. Natürlich können auch die Mannen von Abacus nicht hexen, und deshalb limitiert die extrem tiefe untere Grenzfrequenz den erreichbaren Maximalpegel. Um größere Räume laut zu beschallen und/oder spektakuläres Programmmaterial mit entsprechender Wirkung zu reproduzieren, muss der/die Abacus-BesitzerIn demnach entweder den Einsatz eines aktiven Subwoofers in Betracht ziehen, um den Hauptlautsprecher ganz zu entlasten und gleichzeitig die extrem tiefe Basswiedergabe nicht zu verlieren; oder aber er/sie bedient sich der Möglichkeit, die untere Grenzfrequenz kurzerhand in bis zu sechs Stufen einzustellen.

Abacus Trifon 3 Anschlussterminal

Die rückseitige Bedientafel bietet dazu die Einstellungen 16, 24, 32, 48, 64 und 80 Hz – so kann man auch Bassmoden vermeiden, die allzu oft Dröhnen und „Druck auf den Ohren“ verursachen. Gleichzeitig lassen sich die Bass- und Hochtontreiber in der Lautstärke justieren. Der Basstreiber kann 2 dB lauter oder in 2-dB-Schritten bis zu 8 dB leiser spielen, währen der Air-Motion-Transformer in 1-dB-Schritten bis zu 2 dB lauter und 3 dB leiser eingepegelt werden kann. Insgesamt bieten die Abacus Electronics Trifon 3 also jede Menge Möglichkeiten, sich an fast jede Raumumgebung anzupassen – so lange diese nicht über Gebühr groß ausfällt.

Abacus Trifon Terminal

Das Eingangssignal selbst kommt entweder per symmetrischer XLR-Verbindung oder unsymmetrischer Cinchkabel an und wird von der Eingangsstufe mit einer von sechs Gainstufen (-12 dB bis +12 dB) in Empfang genommen. Eine Einschaltautomatik gibt es natürlich auch, so dass die Abacus electronics Trifon 3 im Ruhezustand nur 0,2 Watt verbraucht. Jedoch ist die Empfindlichkeit zumindest in der Nullstellung des Eingangs-Gain so gering, dass sich die Lautsprecher bei moderaten Abhörlautstärken oder in leisen Passagen schnell ausschalten. Dann nehme ich doch lieber die 18 Watt Leerlaufverbrauch in Kauf – im Vergleich zum Stromhunger der Corona-Ionenhochtöner in meinen Lansche Audio 3.1 sowieso nur ein Klacks … Während des Einschaltens glimmen auf der Front der Trifon 3 zwei LEDs, eine Betriebsanzeige-LED sowie eine, die den Selbstüberprüfungszyklus beim Einschalten anzeigt oder den Einsatz der Schutzschaltung.

Dreifache Evaluierung
Abacus Trifon 3Beim Stichwort „Aktivlautsprecher“ lesen sicherlich nicht wenige intuitiv auch „Studiolautsprecher“ mit. Naturgemäß sind die Herangehensweisen von Entwicklern in der Studio-Domäne nicht dieselben wie die ihrer Kollegen in der HiFi-Szene, und daher erstaunt es nicht, dass regelmäßig in den einschlägigen Foren wahre Glaubenskriege ausgefochten werden. Besonders umstritten ist die Frage: Ist der Frequenzgang das A und O für echten, wahren Klang, oder ist er nur ein minder wichtiger Faktor für wahren Wohlklang? Bei genauer Betrachtung meiner Wortwahl wird auch schon deutlich, worin sich die Ziele beider Klientele hauptsächlich unterscheiden: Die einen wünschen sich eine naturgetreue, messtechnisch validierbare und von allen Hokuspokus-Verdächtigungen freie Spiegelung des vom Mikrofon eingefangenen Signals – die anderen wünschen sich musikalischen Genuss (der natürlich dennoch realistisch serviert werden soll). Der Weg dahin ist der zweiten Fraktion dabei oft weniger wichtig: Hauptsache, das Ergebnis berührt.

Messen oder hören?
Hanno Sonder erklärt den Unterschied der Herangehensweise bei der Entwicklung von Studiolautsprechern im Vergleich zur HiFi-Branche so: „Wenn man Studiolautsprecher bauen will, muss man an den Job des Anwenders denken. Der braucht vor allem, wenn auch nicht ausschließlich, eins: eine makellose Wiedergabe aller Frequenzen. Also entwirft man am Reißbrett einen schnurgeraden Frequenzgang, baut das errechnete Teil und stellt dann meistens fest, dass das auch gar nicht so schlecht klingt.

Wavecor-Woofer der Trifon 3
Wavecor-Woofer der Trifon 3

Der HiFi-Entwickler dagegen geht sein Projekt mit viel Ausprobieren an, tauscht hier und da Bauteile, hört immer wieder, bis es ihm klanglich gefällt. Ein solcherweise ermittelter guter Klang weicht – um beim Beispiel Frequenzgang zu bleiben – in den meisten Fällen jedoch etwas vom Ideal ab; oft hat man so intuitiv eine kleine Grundtonüberhöhung eingebaut, die dann eben besonders angenehm klingt.“ Das Besondere bei Abacus ist nun, dass man die vorab errechneten Frequenzweichenlayouts per DSP auf mehrere Lautsprecher gleichzeitig anwenden kann, die in einem Messraum beziehungsweise in einem Hörraum stehen. Die Herren Karl-Heinz und Hanno Sonder sind so in der Lage, zwischen verschiedenen Weichenkonfigurationen umzuschalten und parallel und in Echtzeit den Einfluss auf den Klang und den Frequenzgang gleichzeitig zu evaluieren. Man geht die Entwicklung also von beiden Seiten gleichermaßen an, und das minimiert das Potenzial für „Fehler“ in die eine wie die andere Richtung.

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