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Klang Blumenhofer Genuin FS 1 Mk 2 (Teil 1)

Inhaltsverzeichnis

  1. 2 Klang Blumenhofer Genuin FS 1 Mk 2 (Teil 1)

Dass mir die Blumenhofer Acoustics Genuin FS 1 Mk 2 gefallen wird, war von vornherein wahrscheinlich, hatte ich doch vor zweieinhalb Jahren schon die Genuin FS 2 zu Gast, die mir sehr positiv in Erinnerung geblieben ist – und höre ich doch viel mit der Dynamikks Monitor 8.12, die einen grundsätzlich ähnlichen „Genpool“ wie die Lautsprecher aus der bayrischen Manufaktur besitzt, sprich: Hochtonhorn, hoher Wirkungsgrad, anständig großer Papierkonus für den Bassbereich.

Blumenhofer Genuin FS 1 Mk 2

Zwischen der Genuin 1 und der Genuin 2 liegen laut aktueller Preisliste ziemlich exakt 10.000 Euro (seit dem Test ist die FS 2 günstiger geworden), die Preisrelation des Probanden zu meiner Dynamikks läuft auf 2:1 hinaus (die Monitor 8.12 ist seit dem Test etwas teurer geworden). Die spannende Frage lautet also: Wenn einem die kleineren Boxen schon sehr gut gefallen, was wird das durchaus erhebliche Extrainvestment darüber hinaus ermöglichen? Die kürzestmögliche Antwort: Noch mehr von dem Stoff, der einem so gut gefällt, insbesondere Dynamik und Auflösungsvermögen, aber leider nicht gleich doppelt so viel – wie immer man das quantifizieren wollte. Da ist der abnehmende Grenznutzen vor.

Bevor ich nun zu einer etwas längeren Antwort ansetze, vorab noch ein paar Worte zur Aufstellung. Auf wesentlich weniger als sagen wir einmal 20 bis 25 Quadratmetern würde ich die Blumenhofer Genuin FS 1 Mk 2 nicht unbedingt einsetzen. Das kann zwar funktionieren, vermutlich wird aber beispielsweise die kleinere Schwester Genuin 2 eine über alles gehört gleich gute, wenn nicht sogar bessere Performance abliefern können, denn etwas Auslauf benötigt ein solch großer Lautsprecher wie die Genuin 1 nun mal. Nach hinten braucht er etwas Abstand, um den Bass nicht übermächtig werden zu lassen, nach vorne (zum Hörer hin) ebenfalls, jedenfalls möchte ich nicht zu nah vorm Hochtonhorn sitzen, so sehr ich das Prinzip grundsätzlich schätze. In meinem circa 30 qm großen Altbauzimmer funktionierte es prächtig, nach etwas längerem Aufstellungsprozedere landete ich schließlich dort, wo ich meistens lande: Hörabstand zur Box ungefähr bei 3,6 m, Abstand zur Rückwand etwa 1,6 m, zur Seitenwand um die 1,1 m, leicht eingewinkelt, sodass das Horn knapp an den Ohren vorbeischielt (also nicht direkt auf Achse). Das passt.

Blumenhofer Genuin FS 1

Da die erste Seite dieses Tests beim Thema Bass endete, nehme ich den Faden hier doch gleich wieder auf. Mangelnde Tiefbassfähigkeit ist nicht unbedingt das zentrale Problem dieses Lautsprechers – eher schon sollte sich der zukünftige stolze Besitzer flexibel mit der Aufstellung zeigen, um so Raummoden nicht überhandnehmen zu lassen. Als die Blumenhofer Genuin FS 1 Mk 2 schließlich bei mir aufgestellt war, konnte ich am Hörplatz bei Nils Petter Molvaer25 Hz den gleichen Pegel wie bei 200 Hz feststellen – was zugegebenermaßen auch daran liegt, dass sich dort die erste Mode meines Hörzimmers befindet. Gleichwohl: Die wird von den meisten Lautsprechern ja überhaupt nicht mehr so kräftig angetriggert. Mit entsprechendem Musikmaterial merkt man denn auch schnell, dass die Blumenhofer ein mächtiger Lautsprecher ist. Etwa wenn Nils Petter Molvaer bei „Quiet Corners“ (Album: Switch) seinen typisch sphärisch-überblasenen Trompetenton über diese periodisch auftretenden, böse grummelnden Tieftoneruptionen setzt … bei so was hört man vom Testredakteur im Sweetspot eigentlich nur noch nicht mehr ganz jugendfreie Stöhngeräusche.

Nun bin ich exzellente Qualität im Bass gewohnt, denn bei mir steht die Dynamikks Monitor 8.12, und viele ihrer Tugenden finden sich auch bei der Blumenhofer Genuin FS 1 Mk 2 wieder. Kontur, Unmittelbarkeit und diese besondere Leichtfüßigkeit, mit der Bassimpulse völlig unangestrengt in den Raum katapultiert werden – alles da. Ja, eher sogar, dass es noch etwas lässiger, noch selbstverständlicher rüberkommt. Da kann hundertmal behauptet werden, Hub könne Chassisfläche ersetzen. Nette Theorie, doch in praxi hört es sich anders an.

Basstreiber der Blumenhofer Genuin FS 1

Es gibt aber nicht nur Gemeinsamkeiten zu vermelden, sondern auch Unterschiede: Die Blumenhofer geht vergleichsweise substanzieller vor – wenn die Dynamikks eher etwas drahtiger als „Normalnull“ daherkommt, so die Genuin 1 leicht saftiger. „Neutral plus“ könnte man das auch nennen. Dieses kleine quantitative Mehr macht sich auch qualitativ bemerkbar: Im mittleren/oberen CakeBass wirkt die Dynamikks wohl noch ein klein wenig durchgezeichneter, härter – dafür aber auch für manchen Hörgeschmack/manche Aufnahme vielleicht etwas zu straff und karg. Da gibt sich die Blumenhofer, bei aller Kontur und Struktur, die sie bietet, etwas gnädiger. Besonders aufgefallen ist mir dies bei frühen Aufnahmen der Band Cake, die eigentlich allesamt auf der dünneren Seite liegen. Die kommen über die Genuin FS 1 tonal neutraler, mit mehr Fundament und also mit mehr Spaß daher. Und das ist nur ein Beispiel.

Neben der etwas saftigeren Gangart liegt ein weiterer Unterschied – wie schon angedeutet – in der noch unmittelbareren Impulswiedergabe im Tiefton, auch ganz untenherum, sagen wir in Sub-60-Hertz-Regionen. Zurück zu Nils Petter Molvaer, diesmal das Album „Khmer“, Track 2, „Tron“: Die Elektrobasswellen, die bei diesem sonst eher ruhigeren Stück ab circa vier Minuten zum Einsatz kommen, pusten mich schlicht und ergreifend weg. Das ist einfach noch mal spektakulärer als ich Blumenhofer Genuin FS 1es sonst schon erlebe – live kommt das auch nicht massiver oder physischer rüber, zumindest nicht auf dem Konzert, in dem ich war. Höchstens unsauberer. Ein höllischer Spaß.

Spektakulärer, da dynamisch noch unlimitierter, scheint sowieso das richtige Stichwort zu sein. Tonal bleibt dabei alles im ausgewogenen Bereich, eine richtige Schlagseite gibt es bei der Blumenhofer Genuin FS 1 Mk 2 nicht, insbesondere für den wichtigen Mittenbereich gilt das – Männerstimmen wie etwa Leonard Cohen, Howe Gelb oder Bonnie ‚Prince‘ Billy klingen sonor, Frauenstimmen offen und frei. So soll das sein. Gut, an den Frequenzextremen ist wohl ein kleines Portiönchen Extraspaß mit im Spiel, aber das ist ja nicht wirklich verboten, zumal ich für die oberen Oktaven auch gleich wieder einschränken muss: Das gilt bei meinem Hörabstand, mit unlimitiert-klar aufspielender Elektronik und bei Neutralstellung am Terminal der Genuin FS 1. Ändert man einen der Parameter, so stellt sich das wieder anders dar. Natürlich tönt es mit meinen Musical-Fidelity-Monos heller als etwa mit der zuletzt getesteten Stereoendstufe NAD M22, aber auch das Wechseln von Lautsprecherstrippen macht sich sofort bemerkbar, die Blumenhofer zeigt so was ausnehmend transparent auf. Praktisch ist jedenfalls, dass man den Hochtonlevel auch schnell am Terminal der Genuin anpassen kann, und sei’s je nach Aufnahme oder Abhörlautstärke.

Time-Alignement-Skala der Blumenhofer Genuin FS 1
Time-Alignement-Skala der Blumenhofer Genuin FS 1

Apropos – kleiner Hinweis am Rande: Als die Blumenhofer fürs Erste installiert war, hatte ich die -2-dB-Position für den Hochton gewählt und war soweit zufrieden. Einige Tage später beschäftigte ich mich dann aber eingehender mit dem Time-Alignment des Horns, das ja beweglich auf einem Schlitten montiert ist. Hierdurch verändern sich primär die Tiefe der Raumausleuchtung und die Randschärfe beziehungsweise Plastizität der Abbildung einzelner Klänge. Aber vermittelt über Letzteres auch, so zumindest meine Theorie, der gefühlte Hochtonlevel. Denn man kann das Horn auch auf „Überscharf“ einstellen, und so war’s bei mir zuerst – die Konturschärfe ist dann beim ersten Hören beeindruckend, aber nach gewisser Zeit kommt es einem doch so vor wie ein zu oft nachgeschärftes Foto, wenn Sie wissen, was ich meine: zu hart-pixelig an den Rändern. Genau dies legt sich, wenn das Time-Alignment einrastet. Es ergeben sich sodann „rundere Kanten“, die natürlicher wirken als „heraus gelaserte“, zumal auch die Plastizität von Stimmen und Instrumenten gewinnt, also das Gefühl, es mit dreidimensionalen Klangkörpern zu tun zu haben. Jedenfalls – darauf wollte ich eigentlich hinaus – wirkt die messerscharfe Abbildung gleichzeitig auch tonal heller. Mein Tipp ist also sich zuerst mit dem Time-Alignment zu beschäftigen und auf Dinge wie Abbildungspräzision, Plastizität und Raumausleuchtung zu achten – und wenn das passt, sich um den tonalen Feinschliff zu kümmern.

Hochtonhorn der Blumenhofer Genuin 1

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Lyngdorf TDAI-3400

Test: Blumenhofer Genuin FS 1 MK 2 | Standlautsprecher

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