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Test: Hornmanufaktur Aurora | Kompaktlautsprecher

Inhaltsverzeichnis

  1. 1 Test: Hornmanufaktur Aurora | Kompaktlautsprecher

August 2012 / Martin Mertens

Wenn man einerseits Einschränkungen in Kauf nimmt, um andererseits mehr zu erreichen – handelt es sich dann um einen Kompromiss oder eine Spezialisierung? „Kompromiss“ klingt irgendwie lauwarm: kann alles ein wenig, aber nichts richtig. „Spezialist“ dagegen erweckt den gegenteiligen Eindruck: kann ein paar Sachen richtig gut, anderes aber gar nicht. Warum ich diese Frage aufwerfe? Das werden Sie noch herausfinden …

Hornmanufaktur Aurora

Ich habe ziemlich genau zwei Jahre auf die neuen Lautsprecher der Hornmanufaktur (www.hornmanufaktur.at), die Aurora, gewartet – seit der Zeit, als ich die Hornmanufaktur A90 erleben durfte, um genau zu sein. Die A90 haben einen bleibenden Eindruck hinterlassen, am liebsten hätte ich sie mir sogar gekauft. Das scheiterte allerdings am Veto meiner Lebenspartnerin, der die A90 zu groß und hässlich waren – eine Meinung, die ich überhaupt nicht teilen konnte. Aber gut. Solange das Wohnzimmer als Hörzimmer dient, hat halt jemand ein Mitspracherecht und es wurde (erst mal) nichts mit mir und der Hornmanufaktur. Immerhin hat mir Herr Hüpfel, Eigner und Entwickler der österreichischen Firma, damals verraten, dass er an einem etwas kleineren Konzept arbeitet – und sich des von mir bei den A90 monierten recht zurückhaltenden Hochtons annehmen will. Und nun stehen die Aurora vor mir.

Hornmanufaktur Aurora

Zugegeben, ich hatte etwas völlig anderes erwartet. Unter einem „kleineren Konzept“ hatte ich mir eine in ihren Abmessungen etwas geschrumpfte A90, vielleicht ohne die abgeschrägte Front vorgestellt. Und bei der Hochtonlösung dachte ich sofort an einen der bei Hornsystemen weit verbreiteten Superhochtöner, die einfach auf das Horn gestellt werden. Etwa so etwas, wie es Expolinear mit dem TW-1 für das Studiohorn 2-60 anbietet. Aus den Kartons, die aus Österreich bei mir eintrafen, kamen dann aber überraschend kleine Lautsprecher, die man mit ihren 45 × 25 × 30 cm (H×B×T) zu den Kompaktboxen zählen kann.

Sie benötigen zur richtigen Aufstellung noch geeignete Lautsprecherständer. Diese dürfen ruhig höher ausfallen. Herr Hüpfel empfiehlt die Hornmanufaktur Aurora so aufzustellen, dass die Mitte der Lautsprecher auf Ohrhöhe liegt. Sind die Ständer niedriger, sollte man die Box auf den Kopf stellen, also so, dass die Schrift auf den Anschlussterminals Kopf steht. Anders kann man nämlich nicht erkennen, ob die Lautsprecher „richtig herum“ stehen, was bedeutet, dass sich der Breitbänder oben, der Superhochtöner in der Mitte und der Hornmund unten befinden. Die Front wird nämlich durch eine gelochte Acrylplatte und eine dahinter liegende Stoffbespannung verdeckt, sodass man weder die Treiber noch die Hornöffnung sehen kann. Mit dieser Abdeckung hat es ein paar Besonderheiten auf sich – aber der Reihe nach.

Wie gesagt, handelt es sich bei den Aurora um Hornlautsprecher, genauer: um sogenannte „Back-loaded“-Hörner. Hinter dem Chassis, das für die Bassabstrahlung zuständig ist, sitzt ein mehrfach gefaltetes Horn, also eine Schallführung, deren Querschnittsfläche sich in ihrem Verlauf nach einer bestimmten mathematischen Funktion erweitert. Der in den Aurora eingesetzte Breitbänder könne so den Frequenzbereich zwischen der unteren Grenzfrequenz von circa 40 Hertz bis hin zu einer oberen Frequenz von etwa 13.000 Hertz wiedergeben, so Hüpfel, ohne dass das Signal durch eine Frequenzweiche „zerschnitten“ werde. Der entscheidende Teil des Audio-Spektrums wird also bruchlos von einem einzigen Chassis wiedergegeben – was natürlich dem Ideal einer Punktschallquelle entgegen kommt.

Hornmanufaktur Aurora

Der Preis dieser Konstruktion ist ein deutlicher „Cut off“ zu tiefen Frequenzen hin, die die Aurora nicht wiedergeben können. Sie gehen bis zu einem bestimmten Punkt und dann ist Schluss. Es nützt auch nichts, die Lautsprecher näher an die Wand zu rücken. Dann wird der vorhandene Bass zwar lauter, tiefer geht es allerdings nicht hinunter. Bassreflex– oder geschlossene Boxen weisen in der Regel im Bass einen vergleichsweise sanfteren „Roll off“ auf; geschlossene Lautsprecher noch einmal sanfter als Bassreflexkonstruktionen. Und große Hörner können davon profitieren, wenn man mit dem Abstand zur Wand experimentiert. Bei den A90 jedenfalls dienen die Begrenzungsflächen von Fußboden und Rückwand als Fortsetzung des Hornmundes und unterstützen die Lautsprecher damit bei der Basswiedergabe. Diese Möglichkeit gibt es bei den Aurora, die ja als Kompaktboxen auf Ständer gehören, nicht. Eigentlich sind die Hornmünder der Aurora für die Abstrahlung der Basslagen, die sie wiedergeben, sogar zu klein. Gerald Hüpfel behilft sich mit einen Trick – hier kommen die Frontabdeckungen wieder ins Spiel: Sie sollen den sogenannten Strahlungswiderstand erhöhen und dergestalt das kleine Horn basskräftiger machen.

Im Mittelhochtonbereich haben die Abdeckungen eine andere Funktion. Breitbandchassis müssen in der Regel weit höher hinaus spielen als gleich groß dimensionierte „normale“ Treiber – bei den Aurora, wie erwähnt, bis 13 kHz – weshalb es im Hochtonbereich auch meist gerichteter zugeht. Natürlich kann man sich einfach genau in die Achse setzen, in der der gebündelte Schall abgestrahlt wird. Dann bekommt man die volle Hochton-Ladung zielgerichtet auf die Ohren projiziert. Das kann gut gehen – oder aber zu viel sein. Bei den Aurora ist das nicht nötig: Die Abdeckungen stellen für hohe Frequenzen so eine Art Streulinse dar: Der Schall wird an den Öffnungen gebeugt und verteilt sich deshalb gleichmäßiger. Damit erfüllen die Abdeckungen also zwei Funktionen.

Hornmanufaktur Aurora

Die eingesetzten Breitbandchassis arbeiten mit einer Aluminiummembran. Im Superhochtonbereich bekommen die Breitbänder Unterstützung durch Bändchen. Diese schieben ab 13 kHz Energie nach. Prinzipiell könnte man also auch bei den Hornmanufaktur Aurora von Zwei-Wege-Systemen sprechen, allerdings liegt die Trennfrequenz mit 13.000 Hertz doch sehr weit oben.

Hochtöner der Hornmanufaktur Aurora
Superhochtöner der Hornmanufaktur Aurora

Die Aurora wird in verschiedenen Oberflächen angeboten – edel furniert oder lackiert. Dazu kann man sich die passende Farbe der Frontabdeckung aussuchen. Meine Testexemplare sind in Birnenholzfurnier gehalten, die Abdeckungen sind schwarz. Finde ich sehr schick. Der Lautsprecher versprüht durch die gelochten Acrylplatten einerseits einen gewissen Retro-Charme und sieht andererseits leicht exotisch aus. Die Abdeckungen sind standardmäßig in Weiß, Schwarz und Grau, und gegen Aufpreis zudem in Gelb, Orange, Rot, Blau, Grün und Braun lieferbar. Der hinterlegte Akustikstoff kann dazu in fast allen passenden und unpassenden Farben gehalten werden. Der Phantasie des zukünftigen Besitzers ist kaum eine Grenze gesetzt. Übrigens: Die Aurora wird direkt ab Hersteller verkauft – mit einem Rückgaberecht von 30 Tagen. Kunden tragen bei Nichtgefallen die Versandkosten.

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Test: Hornmanufaktur Aurora | Kompaktlautsprecher

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