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Der Einsatz des ATM-32 Moduls

Inhaltsverzeichnis

  1. 4 Der Einsatz des ATM-32 Moduls

nubert atm modul

Die ATM-Module von Nubert sind speziell für bestimmte Lautsprecher entwickelte Tuning-Module, die aus den Nubert-Kompaktlautsprechern das letzte Quäntchen Bass herausholen sollen, welches konstruktionsbedingt, also aufgrund der Gehäuse-/Chassisgrößen sonst so nicht realisiert werden könnte. „Tuningmodul“ klingt erst mal irgendwie auch nach Nepp und Budenzauber, man erwartet wohlmöglich gar eine effekthaschende Frequenzbandverbiegung. atmo-32 modul nubertDoch würden Schwaben so etwas wirklich tun? Das ATM macht laut Dokumentation das Gegenteil; es begradigt den Frequenzgang. Das hier vorliegende ATM32, das übrigens in einem kleinen Köfferchen nebst separatem Netzteil und recht brauchbarer NF-Verbindungskabel geliefert wird, hat zwei Regelkreise. Der erste Regelkreis kümmert sich um den Bass. Wenn eine Kompaktbox beispielsweise eine untere Grenzfrequenz von 68 Hz bei -3dB hat, dann „schiebt“ das ATM dem Verstärker ausschließlich Frequenzen unterhalb 68 Hz verstärkt rüber, sodass sich die gehörte Grenzfrequenz auf 42Hz senken lässt, was ja dann schon eher Standboxdaten sind. Dem Verstärker wird zwischen 40 und 100 Hz quasi der spiegelbildiche Real-Frequenzgang des Lautsprechers zugeführt.

Der Bass-Regler des ATM-Moduls ist bei Linksanschlag wirkungslos. In Mittenstellung gleicht er exakt die „Bassschwäche“ des zugehörigen Boxentyps und linearisiert diesen Lautsprecher damit. Erst zwischen Mittenstellung und Rechtsanschlag wird der Frequenzgang wirklich verbogen und der Bass damit überbetont, was im Grunde eine regelbare Loudnessfunktion darstellt und damit auch bei sehr geringen Abhörlautstärken ein gehörrichtiges Bassfundament zulässt. Das klingt in der Theorie logisch und nachvollziehbar, die spannende Frage ist für mich jedoch, wie geht der „arme“ Tiefmitteltöner damit um, dass er noch mehr Hubarbeit leisten muss? Geht das möglicherweise gar zu Lasten der Mitten?

nubert atm modul

Der zweite Regelkreis betrifft die Mitten und Höhen. In Mittelstellung arbeitet er linear. Am Linksanschlag senkt er ab 50 Hz aufwärts bis 20 kHz sukzessive und gleichmäßig die Höhen um etwa -7dB ab. Am Rechtsanschlag passiert das Gegenteil, der Regelkreis erhöht die Frequenzen bis 20kHz um bis zu 7dB. Warum das alles? Naja, es gibt ja einerseits Höhenfreaks, die das einfach so „schön“ finden, es gibt aber andererseits auch Menschen, die ihre Lautsprecher in akustisch harten Räumen aufstellen müssen und froh sind, auf diese Weise stufenlos eine musikalische Absenkung der Höhen und oberen Mitten erreichen zu können. Der tiefere Sinn und Zeck dieses Features sei aber, so Nubert, hierdurch „ausgleichend auf unterschiedlich ausfallende Aufnahmequalitäten wirken zu können“.

Das ATM Modul wird üblicherweise zwischen Vorstufe und Endverstärker eingeschleift. Wer keinen auftrennbaren Verstärker hat, muss nicht trauern, denn das ATM-Modul besitzt drei umschaltbare Eingänge, sodass man die Quellen direkt an die Eingänge hängen und dann den Output des ATM-Moduls direkt mit einem beliebigen Hochpegeleingang des Vollverstärkers verbinden kann. Die Quellenumschaltung erfolgt in diesem Fall eben nicht am Verstärker, sondern am ATM-Modul.

nubert nuline 32

Doch wie klingt das nun? Gehen wir nochmal zurück zu Sonic Youth. Das Modul ist eingeschleift, dessen Bassregler befindet sich am Linksanschlag („OFF“), der Mitten/Höhenregler in Mittelstellung („LINEAR“) – somit müsste alles genau so klingen, wie vorher. Tut es auch. Nun drehe ich den Bassregler in Mittelstellung – und tatsächlich, die NuLine 32 geht weiter runter. Da ist hörbar mehr Tiefgang, nicht spektakulär, aber eben doch sehr vernehmlich; wiederum „organisch“. Um es mal metaphorisch zu sagen: Klingt nicht nach Perücke, sondern nach Echthaarverlängerung. Gefällt in Summe deutlich besser. Wenn ich den Bassregler weiter nach rechts Richtung „Max“ drehe, geht es für meinen Geschmack nicht mehr wirklich tiefer nach unten, sondern der Bass wird jetzt „so, wie er ist“, dominanter.

Insgesamt klingt der Lautsprecher für meinen Geschmack bei 12-13 Uhr-Stellung des Reglers am natürlichsten. Ich spiele kurz mit dem Mid/High-Regler, das ist ein ganz netter Effekt, aber für mich im Alltag nicht notwendig. Die Gefahr bei solchen Eingriffen ins Frequenzband ist, dass man sich an den „aufgemotzten“ Sound gewöhnt und beim Zurückschalten in den Linearmodus enttäuscht ist, was sehr ungerecht wäre, denn gerade in den Mitten und Höhen klingt die nuLine für einen dermaßen preisgünstigen Lautsprecher sehr neutral und ausgewogen.

nubert nuline 32

Wummst die nuLine 32 also mit dem ATM wie eine „Große“? Man könnte meinen – ja. Der Effekt, den das ATM-Modul bringt, ist erstaunlich und erfreulich unaffektiert, man möchte sich zwischendurch die Augen reiben, dass so viel sauberer Bass so mühelos aus einem Kompaktlautsprecher dieser Größe und Preisklasse dringt. Doch ich bleibe dabei, dass die im Direktvergleich angeleinte nuBox 681 insgesamt noch pfundiger, kerniger und dabei flinker auftritt. Das betrifft nicht nur Tief- und Subbässe, sondern eigentlich schon den gesamten Bereich ab 100Hz runter. Nun gut, sie ist auch mehr als doppelt so teuer (und optisch wesentlich weniger Bessere-Hälfte-tauglich).

Wir bleiben bei Sonic Youth, nun „Hits of Sunshine“, ein Song, der von drahtigen Gitarren und schleppenden, nebengeräuschreichen Percussionklängen lebt. Das klingt schon ohne ATM sehr gut und erneut ausgesprochen detailreich, kriegt aber mit ATM noch eine knappe Oktave Tiefgang hinzu, die man – und das finde ich sehr wichtig – sich eben ohne die eingangs befürchteten, hörbaren Nachteile in anderen Disziplinen (Raum, Tiefenstaffelung, Mittenwiedergabe) erkauft.

Von Sonic Youth ist es kein allzu weiter Weg hin zu Bauhaus. Die Endzeitgitarren in „The Three Shadows“ sind eine Freude. Perlend, bauhausrealistisch, man hört geradezu die Handschrift der direkt per Membran mikrofonierten Gitarrenverstärker. Attack und Ausschwingen sind vorbildlich; der nuLine 32 ist in punkto Dynamik kaum etwas vorzuwerfen, zumindest wenn es nicht in die tiefsten Lagen heruntergeht. Bei den Songs „Silent Hedges“ und „The Third Uncle“ würde ich mir – mit und ohne ATM – wieder etwas mehr Punch wünschen, was nicht nur rein frequenzgangmäßig, sondern auch in Sachen Agilität gilt. Doch bevor ich diesen Wunschzettel unterschreibe, sollte ich einfach mal wieder daran denken, dass hier Kompaktlautsprecher für 570 Euro stehen …

nubertIm Vergleich mit der kleineren nuBox 101 ist die nuLine 32 ein echter Gewinn: Für 200 Euro mehr erhält man nicht nur eine deutlich höhere, optische Wertigkeit, sondern insgesamt einen Lautsprecher, der „von allem ein bisschen mehr“ bietet. Beide Lautsprecher repräsentieren Neutralität, Ausgewogenheit und Spielfreude – die nuLine 32 hat insgesamt etwas mehr „Saft und Kraft“ und spielt in den oberen Mitten im Vergleich zur nuBox101 einen Tick zurückhaltender, ja, mir scheint die nuLine 32 insgesamt noch etwas wärmer, runder, insgesamt einen Deut ausgeglichener abgestimmt.

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Test: Nubert nuLine 32 | Kompaktlautsprecher

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