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Test: Musical Fidelity M6 Encore Connect/225 | streamingfähig (All-In-One), Multi-Player

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  1. 1 Test: Musical Fidelity M6 Encore Connect/225 | streamingfähig (All-In-One), Multi-Player

November 2016 / Benjamin Baum

Geräte wie den Musical Fidelity M6 Encore 225 (Web: www.reichmann-audiosysteme.de) dürfte es im Grunde gar nicht geben. Bereits die Bezeichnung „All in one“ klingt in den Ohren des ambitionierten Highenders in etwa so standesgemäß wie „Pauschaltrip“ für den kulturinteressierten Bildungsreisenden. Beim Durchforsten des stattlichen Funktionsumfangs des neuen Encore 225 schlagen die audiophilen Bedenken Purzelbäume. Störfelder! Resonanzen! Undundund!

Sicher: Das Rundum-sorglos-Paket aus dem Hause Musical Fidelity kann so ziemlich alles, was man sich von einer Stereoanlage wünschen kann. Doch beherrscht der highfidele Hausdiener auch die Königsdisziplin? Kann er als Verfechter des All-in-one-Prinzips auch traditionelle „HiFi-Separatisten“ klanglich überzeugen?

Im Hörbiotop des homo audiophiliensis regiert bekanntermaßen seit Jahr und Tag das Prinzip der Arbeitsteilung. Mittels raumgreifender Klang-Reproduktions-Straßen („Ketten“) vollzieht hier jedes Gerät oder Kabel unter Zugriff auf seine je eigene Kernkompetenz (D/A-Wandlung, Verstärkung, Signaltransport etc.) idealerweise exakt einen Arbeitsschritt am Gesamtklang, um diesen dann zum nachgelagerten Spezialisten weiterzureichen. Sofern die Familien- und Wohnsituation es zulässt, sind die einzelnen Gerätschaften dabei dergestalt im Raum verteilt, dass gegenseitige Beeinflussung tunlichst ausgeschlossen wird. Zugegeben: Solch eine „Signalstraße“ benötigt nicht nur Platz, sondern kostet auch Zeit und Geld und trägt nur in ausgesuchten Einzelfällen zur Stabilisierung von Partnerschaften bei. Das bei Audiophilen beliebte Geräte-Tetris bietet jedoch die Möglichkeit, über Jahre zielgerichtet am persönlichen Lieblingsklang zu feilen und ist für überzeugte HiFi-Puristen die Methode der Wahl, den heimischen Lautsprechern bestmöglichen Klang zu entlocken.

Musical Fidelity Encore 225

So weit, so reine Lehre. Und jetzt das. Ein Musikserver mit eigener Festplatte. Ein Netzwerkstreamer, kompatibel mit externen Multiroom-Lösungen wie Sonos usw. Ein CD-Spieler inklusive Ripper. Ein Internetradio. Ein D/A-Wandler. Ein Kopfhörerverstärker. Ein Vollverstärker – mit 64-Bit-Digitalboard in der Vorstufe und Dual-Mono-Aufbau in der Endstufe. Dazwischen auftrennbar, versteht sich. So viel Technik auf so wenig Raum – kann das klingen? Nun, schauen wir zunächst, welche signalverarbeitenden Aufgaben Musical Fidelitys Encore im Einzelnen übernehmen kann. Und dann hören wir, mit welchem klanglichen Ergebnis er das tut.

Technik und Praxis
Dass hinter dem M6 Encore 225 ein hoher Anspruch steckt, macht schon das panzerschrankstabil verarbeitete Gehäuse klar. Ein- und ausgangstechnisch lässt der Encore dabei, vielleicht mit Ausnahme eines MM/MC-Phonoeingangs, praktisch nichts vermissen. Dessen Fehlen wiederum ist bloß konsequent, versteht sich der 225er doch – trotz dreier analoger Hochpegeleingänge – primär als Digitalgerät, dessen zentraler Input die LAN-Schnittstelle ist. So komisch es anmuten mag, aber der Musical Fidelity muss via Ethernetkabel tatsächlich permanent mit dem Netzwerk verbunden sein. Kein Netz: keine Musik – und kein Zweifel daran, dass es die Leute bei Musical Fidelity ziemlich ernst meinen mit diesem HiFi 2.0. Hintergrund des Always-On-Prinzips: Jede Nacht um 3 Uhr verbindet sich der Encore ins Internet und schaut sich dort nach Updates um.

Musical Fidelity Encore 225

Frontseitig fällt neben den beiden herstellertypisch massiven Drehrädern ein angenehm hochauflösendes Display ins Auge, das von meinem knapp drei Meter entfernten Hörplatz prima erkennbar bleibt und als Fenster zur IT-Welt fungiert. Eine Fernbedienung wird zwar mitgeliefert, aber realiter sicher kaum zum Einsatz kommen. Denn mit der funktional durchdachten und optisch ansprechenden App „Encore Remote“, wahlweise für Android oder iOS, lässt sich das Gerät über’s Heimnetzwerk bequem und intuitiv per Smartphone oder Tablet steuern.

Musical Fidelity Encore 225 - Blick ins Innere
Blick auf die Festplatte des Musical Fidelity Encore 225

Was damit gesteuert wird? Zunächst einmal ein Audiostreamer. Extra für den deutschen Markt stattet Musical Fidelity den Encore serienmäßig mit einer 2 TB großen SATA-II-Festplatte aus, die auf Wunsch auch gegen eine SSD-Platte getauscht werden kann. Akzeptiert werden ferner nahezu alle denkbaren Digitalquellen wie externe USB-Festplatten oder ins Netzwerk eingebundene Smartphones. Sollte der Speicher dennoch einmal knapp werden, können via Netzwerk beispielsweise auch auf einem NAS-Server gespeicherte Musikdaten abgerufen werden. Praktischerweise erkennt und übernimmt der Encore in diesem Fall recht zuverlässig die Ordnerstruktur der angeschlossenen Datenbank. Das Übernehmen und sinnvolle Arrangieren von Tags waren zum Testzeitpunkt noch ausbaufähige Aufgabenbereiche, automatische Updates hierzu allerdings auch schon angekündigt.

Musical Fidelity Encore 225 - RückseiteMusical Fidelity Encore 225

Sind streamingfähige Lautsprecher anderer Hersteller bereits im Haushalt vorhanden, kann der Netzwerkplayer im M6 Encore unter Umgehung der Vollverstärker-Sektion auch als reiner Lieferant von Musikdaten für Multiroom-Lösungen wie Sonos, Bluesound oder Denon Heos eingesetzt werden. Was zum Testzeitpunkt noch fehlte, war der Zugriff auf verlustfrei arbeitende Streamingdienste. Tidal steht jedoch bereits in den Startlöchern. Übrigens: Dass der Musical Fidelity bei aller Jonglage mit Einsen und Nullen nie aus der Puste kommt, garantiert eine 64-Bit-CPU im Innern des Multitalents.

Wer seine platzraubende CD-Sammlung veräußern oder einkellern möchte, der kann die Encore-Festplatte auch höchst bequem über das eingebaute CD-Laufwerk mit Musikdaten füttern: CD in den Slot schieben, etwa zwei bis drei Minuten warten, fertig. Gerippt wird im verlustfreien FLAC-Format. Natürlich lassen sich CDs auch direkt abspielen, ohne sie dabei zu rippen.

Musical Fidelity Encore 225 - RückseiteMusical Fidelity Encore 225

Nachgeschaltet ist dem Streamer natürlich ein D/A-Wandler. Über Datails zur Schaltung schweigt sich Musical Fidelity zwar aus, allerdings hat der Hersteller seine „Wandlungsfähigkeit“ bereits mit zahlreichen gelungenen Geräten wie dem V90 oder dem Klassenkameraden M6 DAC unter Beweis gestellt. Digital füttern lässt sich der DAC auch über Toslink und den koaxialen Digitaleingang. Für digitale Quellen stehen außerdem jeweils ein USB-3.0-Connector Typ A und Typ B sowie drei USB-2.0-Ports an Vorder- und Rückseite zur Verfügung. Hier kann beispielsweise ein PC oder Mac angeschlossen werden. Verarbeiten kann der Encore über die optischen und elektrischen S/PDIF-Eingänge alle gängigen HiRes-Formate bis 24 Bit/192 kHz. Via USB wandelt der Encore-DAC sogar Files bis 32 Bit/384 kHz.

Am Ausgang des Panzerschränkchens schließlich scharrt ein wahres Biest von einem Verstärker mit den Hufen. Dessen Dual-Mono-Endstufen sind dem Klassenkameraden M6si entliehen und liefern pro Kanal satte 225 Watt an 8 Ohm. Sollten Ihre Boxen in der Impedanz nicht höllisch schwanken, wird der Encore 225 wohl wenig Mühe haben, sich zum unumschränkten Herrn über die Chassis aufzuschwingen. Wer 225 Watt Verstärkerleistung hingegen gar nicht braucht oder bereits gute Endstufen besitzt, der kann das Signal über Pre-Out nach der Vorstufe abpassen und sich für rund 1.000 Euro weniger die endstufenlose Version des Encore „ohne 225“ anschaffen.

Musical Fidelity Encore 225 -

Die Vollverstärker-Sektion des Encore 225 kann über die Line-Eingänge natürlich auch analog gefüttert werden, etwa um eine Phonostufe anzuschließen.

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Test: Musical Fidelity M6 Encore Connect/225 | D/A-Wandler, Netzwerk-Player

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