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DeVore Gibbon 3XL: Soundcheck & Vergleiche

Inhaltsverzeichnis

  1. 2 DeVore Gibbon 3XL: Soundcheck & Vergleiche

DeVore Fidelity Gibbon 3XL im HörraumDie erste Frage, die sich fast jeder bei der Beschäftigung mit Kompaktlautsprechern stellt, ist die nach dem Bassbereich. Und hier agieren die Gibbon 3XL ausgesprochen souverän. Das heißt für mich vor allem, dass sie nichts vortäuschen, was nicht da ist. Ein beliebter Trick, um kleine Lautsprecher „größer? klingen zu lassen ist ja, den Bassbereich am unteren Ende des Übertragungsbereichs der Lautsprecher zu betonen. Das macht auf den ersten Eindruck eine Menge her, doch irgendwann hört man, dass das Ganze eher ein Ablenkungsmanöver ist und den Lautsprechern wirklicher Tiefgang fehlt. Die andere Möglichkeit ist die, das Bassreflexsystem bewusst zu tief, also bewusst fehl-abzustimmen. Das erweckt den Eindruck, dass da „unten? noch mächtig was geht. Allerdings fehlt es dafür meist an Druck und Differenzierungsvermögen. Macht auch keinen Spaß. Und die Gibbon 3XL?

DeVore Fidelity Gibbon 3XL PaarDie tut einfach das, was bei ihrer Größe möglich ist. Sie geht schon ordentlich tief, aber klar, wer größere Lautsprecher oder gar das Live-Erlebnis zum Vergleich heranzieht, weiß, dass da noch viel mehr geht. Dafür bieten die Gibbon im Bass ein gutes Differenzierungsvermögen. Auch ein Kontrabass spielt verschiedene Noten und unterscheidet sich in den Klangfarben zum Beispiel von einem E-Bass. Das wissen die DeVore gut zu vermitteln, geben sich dabei zwar nicht knochentrocken, aber immer kontrolliert. Um es an Beispielen festzumachen: Beim „Ball? von Berlioz Symphonie Fantastique (Charles Dutoit, Orchestre symphonique de Montréal) vermisse ich schon das tiefe Grummeln der Kontrabässe, das quasi das dunkle Raunen der im Ballsaal versammelten Menschenmenge darstellt. Auf der anderen Seite macht der geslappte E-Bass von Markus Miller auf seinem Album Afrodeezia (auf Amazon anhören) richtig Laune, schnalzt satt und doch differenziert und treibt die einzelnen Songs mit Energie voran.

So zum Vergleich: Mit dem Bass etwa der Dynaudio Confidence C1 Signature war ich nicht so einverstanden: Ohne Pfropfen in den Bassreflexrohren klangen sie mir zu tief und unkontrolliert, mit verschlossener Bassreflexöffnung fehlte dann ein wenig Substanz. Die Gibbon 3XL liegen zwischen den beiden Möglichkeiten, die die C1 boten, was für meinen Geschmack eine ideale Abstimmung ist. Aus der Erinnerung heraus haben mich die ebenfalls sehr kompakten Totem Acoustic Element Ember vielleicht noch etwas mehr beeindruckt. Aber die waren insgesamt „üppiger? abgestimmt, boten klanglich mehr Volumen und einen „satteren? Sound, dafür etwas weniger Kontrolle. Meine Valeur Audio Micropoint 4SE schlussendlich sind zwar auch „Kompaktboxen?, bringen es aber aufgrund ihrer größeren Abmessungen auf rund das doppelte Volumen – was sich klar bemerkbar macht. Sie gehen etwas tiefer runter als die Gibbon und sind zudem straffer abgestimmt. Aber mit ihren PA-Treibern verfolgen sie eh grundsätzlich eine andere Klangphilosophie als die DeVore.

DeVore Fidelity Gibbon 3XL RückseiteIn den Mitten kann man bei kleinen Lautsprechern prinzipiell eine gute Performance erwarten. Kompakte Gehäuse neigen aufgrund der kleineren Wandflächen weniger zum Mitschwingen, was sich bei großen Gehäusen gerne störend bemerkbar macht. Darüber hinaus haben Zwei-Wege-Systeme bei einer sauber ausgelegten Frequenzweiche weniger Probleme mit Phasenverschiebungen oder dem Umstand, dass sich die einzelnen Chassis auf der Schallwand gegenseitig beeinflussen. Mit Ausnahme von Breitband-Konzepten, die dafür mit anderen Problemen zu kämpfen haben, ist ein Zwei-Wege-Lautsprecher das einfachste Konzept und in diesen Punkten am besten zu beherrschen. Wenn der Tiefmitteltöner klein ausfällt, sodass er aufgrund der geringen bewegten Membran-Masse „schnell“ ist und aufgrund seines geringen Durchmessers nicht zu früh bündelt, ist das ein weiterer Vorteil.

Die Gibbon 3XL spielen hier ihre Kompaktlautsprecher-Stärken voll aus. Der Mittenbereich ist derart schnell, klar und gut aufgelöst, dass ich den Lautsprechern Monitorqualitäten attestiere. Das was sie liefern, ist so ungefähr das Gegenteil dessen, was ich sonst häufig von vielen amerikanischen Lautsprechern gehört habe, die dann einen eher warmen Klang abliefern, nicht übermäßig feinsinnig tönen, aber dafür grobdynamisch umso vehementer zur Sache gehen. Ja, das macht auch Spaß. Die DeVore Gibbon 3XL dagegen vermitteln eine andere Art von Spaß. Stimmen jeglicher Art reproduzieren sie auf den Punkt, zeigen jedes Detail der Stimmbildung exakt auf, vermeiden trotz hoher Auflösung und Präzision aber das, was ich gerne als Stimmritzenporno bezeichne – nämlich eine sezierend-artifizielle Darstellung aller stimmlichen Einzelheiten. Sie bewahren bei allen analytischen Fähigkeiten, die durchaus Aufnahmefehler oder schlecht eingesetzte Studio-Tricks hörbar machen, den Gesamtzusammenhang der Musik. Hier liegen sie klanglich ziemlich auf der Linie der Dynaudio Confidence C1, die ebenfalls die Gratwanderung zwischen höchstem Auflösungsvermögen und der Absenz jeglicher seziererischer Anklänge schaffen.

GoldfrappSo höre ich mit Genuss der erstaunlich variablen Stimme von Alison Goldfrapp auf ihrem neuen Album Silver Eye (auf Amazon anhören) zu – spannender, postmoderner Elektropop, der sich teilweise recht charmant in die Klangwelten und Motive des Soundtracks zum James Bond Film „Golden Eye? zitiert. Erstaunt stelle ich fest, dass die Vinyl-Ausgabe des Albums – zumindest die limitierte „Clear Vinyl? -Variante, die ich noch ergattern konnte – dunkler klingt als der Download, was für meinen Geschmack besser kommt als die etwas hellere, fast schon spitze digitale Version. Der Vergleich zwischen Vinyl und Download ist hier eh extrem spannend – die Details erspare ich Ihnen, denn hier geht es ja nicht um die müßige Analog-versus-digital-Diskussion, sondern um die Gibbon 3XL. Die mit ihren Qualitäten einen wesentlichen Beitrag dazu leistet, dass der Vergleich in diesem Fall so spannend ist.

Auf Anregung von Herrn Rischmüller lasse ich mich sogar darauf ein, die Gibbon 3XL mittels der ebenfalls von H.E.A.R. angebotenen Lautsprecherkabel Tellurium Q – in diesem Fall das Ultra Black – anzuschließen. Normalerweise höre ich lieber über mein gewohntes Kabel von Fast Audio, um nicht zu viele Parameter in meiner Hörkette zu verändern und die Eigenschaften der zu testenden Komponenten besser zu erkennen. Die Gibbons machen es mir aber extrem leicht, denn sie arbeiten klar die klanglichen Signaturen beider Kabel heraus. Das Fast – nomen est omen – sehr schnell und dynamikbetont, das Tellurium Q dagegen klarer, aufgeräumter und transparenter. Damit ist klar, dass das Ultra Black aus den an sich schon sehr schnellen DeVore noch mehr herauskitzelt.

DeVore Fidelity Gibbon 3XL SchallwandBeschreibungen des Hochtons sind immer eine heikle Angelegenheit – Schallereignisse, die sich hier abspielen, lassen sich selten isoliert betrachten. Es gibt kaum Instrumente, die Töne mit Grundfrequenzen oberhalb von 2000 Herz erzeugen. Die höchsten Töne eines Klaviers oder einer Pikkoloflöte schaffen noch eine Oktave mehr, aber das Gros der Instrumente hört eigentlich in den oberen Mitten auf – wohlgemerkt was die Grundfrequenz betrifft. Den Klangcharakter eines Instrumentes bestimmt (neben den Transienten) vor allem sein Obertonspektrum – und hier macht sich der Einfluss des Hochtöners stark bemerkbar. Ein wesentlicher Aspekt der Performance eines Hochtöners ist also bei der Wiedergabe von Klangfarben auszumachen. Und hier geben sich die Gibbon mustergültig. Die klanglichen Charakteristika von Instrumenten stellen sie sauber dar, übertreiben aber nicht mit romantischen, allzu üppigen Farben.

Andere Aspekte, bei denen der Hochton eine Rolle spielt, sind Zisch- und Reibelaute. Hier kann sich ein nicht gut abgestimmter Hochtöner etwa durch eine zischelnde Stimmwiedergabe oder einen „scharfen? Charakter unangenehm bemerkbar machen. Zu Schärfen neigt das Klangbild der Gibbon allerdings überhaupt nicht. Das Ganze klingt eher seidig, was gleichsam bedeutet, dass sich die Gibbon 3XL eines übertriebenen Strahlens, was mancher gerne als „Air? bezeichnet, enthalten. Der große Vorteil dieser Abstimmung ist, dass man ihrer nicht überdrüssig wird, sprich sich die Lautsprecher als absolut langzeithörtauglich erweisen. Ich gebe zu, meine Valeur Audio mit ihren hornbewehrten Druckkammertreibern sind da eine andere Nummer. Die Hochtöner der Devore erinnern mich klanglich fast an die edlen Esotar-Kalotten, mit denen die Dynaudio Confidence C1 bestückt waren.

DeVore Fidelity Gibbon 3XL seitlichEin wenig länger brauche ich, um mich mit der räumlichen Abbildung der Gibbon 3XL anzufreunden. Was hauptsächlich daran liegt, dass hierbei die Aufstellung eine wesentliche Rolle spielt. Während die Lautsprecher unter tonalen und anderen klanglichen Aspekten vergleichsweise unkompliziert auf die Aufstellung reagieren, stellt sich eine authentische, und vor allem tiefe Raumabbildung erst ein, als die Lautsprecher minutiös hin- und hergerückt wurden. Hier wird verständlich, warum der Care-and-feeding-Guide so ausführlich auf die Aufstellung eingeht. Ist die optimale Position für die Lautsprecher im Raum gefunden, öffnet sich die ansonsten eher breite als tiefe Bühne plötzlich weit nach hinten. Es lohnt sich also durchaus ein wenig zu arbeiten, bevor es ans Hören geht. Schlussendlich machen die Gibbon einen klar umrissenen und sehr konkret definierten Raum auf, in dem die musikalischen Akteure präzise und in – sagen wir – „realitätsnaher? Größe verortet werden. Die kleine Einschränkung muss ich machen, weil die New Yorkerinnen dazu neigen, ein Symphonieorchester etwas kompakter abzubilden als das etwa die ebenso kompakten Totem Element Ember taten. Da die DeVore die Proportionen aber im richtigen Maße darstellen, ist das für meinen Geschmack völlig in Ordnung und sobald die Besetzung kleiner wird sowieso kein Thema.

DeVore Fidelity Gibbon 3XL Blick ins Gehäuse

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Kimber Kable

Test: DeVore Fidelity Gibbon 3XL | Kompaktlautsprecher

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