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Interview mit Peter Schippers zum Audiodata MusikServer MS II (Fortsetzung)

Inhaltsverzeichnis

  1. 2 Interview mit Peter Schippers zum Audiodata MusikServer MS II (Fortsetzung)


Was hat sich denn konkret getan, äußerlich kann man ja nichts erkennen …?

Von außen kann man in der Tat nur einen zusätzlichen Buchstaben beim Schriftzug „MusikServer MS II“ entdecken, die Veränderungen finden komplett unter der Haube statt. Wir haben da ein aktuelles Vierkern-Motherboard mit im Vergleich zum Vorgänger rund „drei mal so viel PS“ verbaut. Trotz der gesteigerten Rechenpower ist der Energieverbrauch nochmals gesunken und liegt im Betrieb jetzt unter 15 Watt.

Oben der alte, unten der neuen MusikServer

Und welchen Nutzen hat der Anwender von der leistungsfähigeren Hardware? Einen Musikstream bereitzustellen scheint ja keine sooo ressourcenintensive Aufgabe, vergleicht man das beispielsweise einmal mit Video-/Grafikanwendungen, die bei Ihnen aber keine Rolle spielen …

Das ist richtig, ein Musikstream einer CD erfordert grundsätzlichen keinen Highend-Rechner, die Gründe für das Hardware-Upgrade liegen tiefer. Zum einen profitiert der Benutzer unmittelbar von der gesteigerten Leistung dadurch, dass nun auch sehr rechenintensive Prozesse wie DSD-Streams höchster Auflösung im DoP-Modus wiedergegeben werden können, zum anderen haben wir die moderne Hardwarearchitektur dazu genutzt, das hohe klangliche Niveau des Vorgängers noch einmal hörbar zu steigern.

Sie sehen neben den funktionalen Vorteilen – wie das mit den DSD-Streams – also auch klangliche Fortschritte?

Ja, die klanglichen Fortschritte waren eigentlich unser Hauptgrund, den MS II zu präsentieren. Wir haben mit dem MS I viel gelernt und für den MS II das Betriebssystem und die internen Prozessabläufe komplett neu strukturiert und uns von externen Programmierern eigene Module entwickeln lassen. Hier wurden Timing und Prozesspriorisierung fundamental zugunsten der Musikwiedergabe verändert.

Klingt es nun wegen der Hardware- oder der Softwareanpassungen besser?

Nun, es ist von beiden Teilen etwas. Eigentlich dominiert die Softwareentwicklung, aber ohne die neue Vierkern-Hardware wären einige „Tricks“ gar nicht möglich gewesen. Mit vier CPUs können Rechenprozesse einfach wesentlich gezielter verteilt werden als mit nur zwei Kernen.

Auch wen es „nur“ ein Audiocomputer ist: Klassische Dämpfungsmaßnahmen mit Schaumstoff, Filz und bitumenähnlichem Material sollen einen klanglichen Unterschied machen, so Audiodata
Auch wenn es „nur“ ein Audiocomputer ist: Dämpfungs-maßnahmen mit Schaumstoff, Filz und bitumenähnlichem Material sollen klanglichen Mehrwert bieten, so Audiodata

Man sieht ja auch beim Upgrade-Paket MS I+, was Software ausmacht. Da bleibt die Zweikern-Hardware des MS I ja unverändert erhalten und trotzdem geht es gut hörbar nach vorne. Sie haben das mit Ihrem Redaktionsgerät ja schon erleben können.

Stimmt, das war interessant … aber sagen Sie mal: Wie kann es eigentlich sein, dass Software den Klang beeinflusst? Das klassische Gegenargument lautet ja: „Einsen sind Einsen, Nullen sind Nullen, da kann es keinen Klangunterschied geben.“

Das Argument kennen wir aus etlichen Gesprächen mit Kunden. Ich halte da immer ein kleines Gedankenspiel parat. Wenn die Feuerwehrkapelle ihrer Stadt ein Musikstück intoniert, wird jeder Laie erkennen, dass es schlechter klingt als wenn die Berliner Philharmoniker das gleiche Stück spielen. Es sind die gleichen Noten, aber ihr Timing, die Synchronizität der Einsätze und die Präzision der kleinen Pausen dazwischen machen letztendlich einen Riesenunterschied. Beim Streaming ist das ganz ähnlich. Die Einsen und die Nullen sind die gleichen – also bitidentisch –, aber der zeitliche Fluss kann sich deutlich unterscheiden.

Interessantes Gedankenspiel – aber jetzt mal auf eine technische Ebenen übertragen: Was passiert denn da konkret? Was beeinflussen unterschiedliche Software-Einstellungen? Haben Sie da mal ein Beispiel?

Es ist in der Tat nicht ganz einfach mit Worten zu beschreiben, was da passiert. In der Informationstechnik zählen normalerweise nur der Anfang und das Ende der Übertragung: Dateien werden korrekt kopiert, E-Mails kommen korrekt an, obwohl sie – in einzelne Pakete zerlegt – möglicherweise ganz unterschiedliche Wege zum Empfänger genommen haben. Der Faktor Zeit spielt hier eine völlig untergeordnete Rolle. Was zählt ist das Ergebnis, hier gibt es heute in der Tat eine hundertprozentige Datensicherheit, hier stimmt die Regel von den „Einsen und Nullen“.

Bei der Wiedergabe von Musik über eine Streamingkette sieht das völlig anders aus. Im Gegensatz zur landläufigen Meinung ist das kein kontinuierlicher Prozess. Auf einem normalen Büro-PC laufen bis zu 100 Prozesse gleichzeitig ab, mehr oder minder auch alle gleichberechtigt. Wenn ich da jetzt eine Musikabspielsoftware installiere, dann beschäftigt sich der PC zu 99 % seiner Zeit eigentlich mit etwas anderem. Die Musikwiedergabe wird in kleine Häppchen zerhackt und alle 99 Prozesse mal bearbeitet und ausgegeben. Wegen der irrwitzigen Geschwindigkeit, mit der heutige Prozessoren rechnen, kommt es dabei natürlich nicht zum Stottern oder zu Aussetzern in der Musik. Die Wiedergabe erscheint kontinuierlich – so wie uns 24 Einzelbilder pro Sekunde beim Film in der Regel auch als kontinuierlicher Fluss erscheinen. Erst bei schnellen Schwenks im Bild oder bei einem sich immer langsamer drehenden Rad entstehen dann die bekannten Artefakte.

Wenn man die Laufwerksträgerplatte löst und wegklappt, kommt darunter das Motherboard des MS II zum Vorschein
Wenn man die Laufwerksträgerplatte löst und wegklappt, kommt darunter das Motherboard des MS II zum Vorschein

Bei der Musikwiedergabe ist das ähnlich wie beim Film. Auch hier entstehen durch das „Zerhacken“ Artefakte, Phasenfehler, Jitter und zusätzliches Rauschen, was die Musikwiedergabe dann gepresst, flach, lustlos und wenig räumlich erscheinen lässt.

Beim MS II haben wir die Anzahl der laufenden Prozesse auf rund 30 (!) reduzieren können. Zudem sorgen wir über eigene Softwaremodule und ein geändertes CPU-Timing dafür, das diese Prozesse auf die vier CPU-Kerne unterschiedliche Zugriffsrechte erhalten und stark unterschiedliche Rechenzeiten zugeteilt bekommen. In der Summe führen diese Maßnahmen dazu, dass sich der MS II über 90 % seiner Zeit nur mit der Musikwiedergabe beschäftigt. Das ist ein Riesenunterschied und führt zu einer dramatisch besseren Wiedergabe. So wie bei den Berliner Philharmonikern (lacht) …

Die beiden nach rechts führenden Röhren gehören zur Heatpipe. Der Vierkernprozessor des MS II wird flüssigkeitsgekühlt und nicht – Ventilatorrauschen ade
Die beiden nach rechts führenden Röhren gehören zur Heatpipe des Vierkernprozessor – Ventilatorrauschen ade

Auf welcher Ebene wurden die Softwareänderungen denn vorgenommen – im Betriebssystem oder eher bei den Anwendungsprogrammen?

Auch das lässt sich nicht so einfach beantworten. Im Prinzip haben wir hauptsächlich am BIOS und am Betriebssystem gearbeitet, aber wenn dieses dann einer bestimmten Anwendung mehr CPU-Zeit zugesteht oder mit anderen Mitteln für eine „eingebaute Vorfahrt“ sorgt, dann ist es am Ende die Interaktion von Betriebssystem und Anwendungsprogramm, die den Klangunterschied ausmacht.

Welcher Anwender profitiert klanglich besonders – der, der den MS II als Player benutzt oder jener, der ihn als UPNP-Server einsetzt?

Wenn der MS II direkter Zuspieler für einen DAC ist, also als Player fungiert, kommt die Qualitätssteigerung natürlich immer 1:1 durch und ist unmittelbarer zu erfahren als wenn zusätzlich noch ein Netzwerkspieler dazu kommt. Hier hängt das Ausmaß wie stark das Upgrade durchschlägt, etwas von seinem internen Aufbau, Pufferstrukturen und anderen Einflussfaktoren ab. Mit unserem streamenden Audioprozessor, dem AudioVolver, konnten wir auch hier die klangliche Überlegenheit des MS II gegenüber dem MS I klar nachvollziehen.

Audiodata MusikServer MS IIWie muss man sich die Entwicklungsarbeit der Softwareoptimierung konkret vorstellen? Ist da viel Trial-and-Error mit im Spiel?

Die prinzipielle Zielsetzung ist ganz klar: Wir werfen zunächst einmal möglichst viel Ballast ab, den ein MusikServer – gegenüber einem Allround-PC – nicht braucht und gehen dann daran, der Musikwiedergabe höchste Priorität einzuräumen, ohne dabei die Bedienbarkeit und den Komfort des Gerätes einzuschränken. Audiodata steht nie für Freak- oder Bastellösungen, sondern immer für ein sicheres, alltagstaugliches Gerät.

Manche Dinge kann man schon „nach Aktenlage“ entscheiden, andere kann man messen, aber ganz viele Sachen haben wir in der Tat mit zwei zunächst identisch konfigurierten Geräten Schritt für Schritt ausprobiert und in immer feiner differenzierten Hörtests optimiert. Das war ein sehr aufwendiger, aber auch unheimlich spannender Prozess.

Mit dem Icon „audiophiler Modus“, den Ihr Testgerät in einer Beta-Version schon beinhaltet, können Sie an diesem Prozess ja teilhaben. Nach Betätigung werden noch einmal Prozesse abgeschaltet, die wir prinzipiell – einmal im Monat oder zu Servicezwecken, oder bei Updates – benötigen, die aber während der reinen Musikwiedergabe entbehrlich sind. Die nochmalige klangliche Steigerung ist herauszuhören.

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