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Klang: Aëdle VK-1 Classic Edition

Inhaltsverzeichnis

  1. 2 Klang: Aëdle VK-1 Classic Edition

Da wir es mit einem ohraufliegenden Kopfhörer zu tun haben, rechne ich mit einer eher kleinen Bühne und starte mit reduzierter Musik von Camille O’Sullivans Album Changeling. Das Augen- beziehungsweise Ohrenmerk liegt hierbei auf der geheimnisvollen Stimme und düsteren Stimmung. Der VK-1 spielt im Mitteltonbereich sehr natürlich und schafft es, die Stimme sehr klar darzustellen. Er spielt relativ direkt, es kommt aber dennoch ein Gefühl von Raum auf.

Camille O’SullivanAuf dem Album wird regelmäßig mit deutlichem Nachhall gearbeitet, der mit vielen anderen kleineren Kopfhörern häufig eher unnatürlich wirkt. Der Valkyrie-Kopfhörer hingegen schafft es, diesen Hall sehr natürlich in das Klangbild einzuarbeiten. Dies spricht nicht zuletzt dafür, dass die beiden Treiber sehr gut aufeinander abgestimmt sind, denn nur in diesem Fall konstruiert das Gehirn aus den Schallanteilen für jedes Ohr einen realistischen Gesamthall.

Die Größe des virtuellen Klangraumes fällt dennoch eher klein aus. Gerade bei „Revelator“, dem ersten Stück des Albums, ist der Schall aufnahmetechnisch so arrangiert, dass man typischerweise einen großen Raum suggeriert bekommt. Der vom VK-1 wiedergegebene Schall kommt gefühlt jedoch eher aus geringem Abstand zum Ohr. Das lässt mich nicht ganz so tief in diesen Titel versinken, wie es zum Beispiel mit meinem ohrumschließenden Sennheiser HD650 gelingt, der für einen „großen“ Kopfhörer eigentlich keinen besonders ausgeprägten virtuellen Raum aufbaut. Ein dem Aëdle ähnlich großer, jedoch dynamisch offener Hörer wie der Grado HF-1 liefert ebenfalls eine glaubhaftere Darstellung dieser Schallanteile, da er eine größere Weite darstellen kann. Dennoch bietet der kleine VK-1 in dieser Hinsicht immer noch einen großen Fortschritt zu den meisten geschlossenen mobilen Kopfhörern dieser Größe.

Um den Aëdle VK-1 richtig zu fordern, habe ich zu Oblivion von How to Destroy Angels gegriffen. Das Electronica Project des Nine Inch Nails-Frontmannes Trent Reznor bietet sehr komplexe elektronische Arrangements, welche nicht nur auf tieffrequente Anteile setzen. Beim Titel „Strings and Attractors“ wird die Stimme von Reznors Frau Mariqueen Maandig mit verschiedenen Verzerrungsarten behandelt, was für zusätzliche Abwechslung sorgt. Der Aëdle VK-1 differenziert das sehr gut und vermag zudem die vielen Töne, die quasi aus allen Richtungen auf den Hörer einprasseln, akkurat und präzise darzustellen. Die Höhen How to destroy angelskönnen teilweise etwas offensiv wirken, überschreiten aber nicht die Schwelle, an der ich sie als anstrengend empfinde.

Der Bass bei diesem Album ist ausgeprägt und der VK-1 macht im Hinblick darauf, der Musik das nötige Fundament mit auf den Weg zu geben, einen guten Job. Ganz neutral arbeitet er hierbei nicht. Stattdessen wird, wie häufig bei Bassreflex-Kopfhörern dieser Größe, das Fundament auch über eine Anhebung des oberen Bassbereiches um 100 Hz erreicht, während echter Tiefbass weniger glaubhaft wiedergegeben wird. Während dieses Verhalten bei puren Tiefbasstönen, wie sie beispielsweise Björk häufig einsetzt (etwa auf ihrem vorletzten Studioalbum Biophilia), stärker auffällt, sorgt es in den meisten Fällen aber für einen angenehmen Rhythmus.

BjörkRock- und Pop-Musik grooven und machen, gerade wenn Hintergrundgeräusche vorhanden sind, mehr Spaß, da diese Frequenzanteile vom Umgebungslärm nur sehr schwer überdeckt werden.

Für einen portablen Hörer ist die 100-Hz-Anhebung aber eh kein verwerfliches Verhalten und ein natürliches Volumen von Männerstimmen habe ich bisher eh nur mit großen ohrumschließenden Kopfhörern erlebt. Wichtig auch: Der Bassbereich kommt sehr kontrolliert rüber, der VK-1 neigte während meiner Hörrunden auch niemals zum Dröhnen.

Für den portablen Betrieb ist bei einem geschlossenen Hörer natürlich auch die Isolation von großer Bedeutung. Die Schallunterdrückung nach außen ist gut, so dass etwa der Sitznachbar in der U-Bahn nicht unnötig mit unterhalten wird. Eindringende Umgebungsgeräusche hingegen werden jedoch nur in relativ geringem Maße reduziert, was auf die Aufhängung der Ohrmuscheln zurückzuführen sein könnte. Diese können zwar gedreht werden, aber nur in recht geringem Maß. Daher sitzen sie bei mir nicht ganz perfekt auf den Ohren.

Der Komfort des Kopfhörers ist allerdings ausgezeichnet. Der Anpressdruck lässt sich variieren und dank des wirklich hochwertigen Leders war das Tragegefühl am Ohr auch über längere Zeit ausgezeichnet. Eine höhere Anpassbarkeit des Drehwinkels hätte den Komfort aber vielleicht sogar noch weiter erhöht.

Eric ClaptonZum Abschluss habe ich dann das Unplugged-Album von Eric Clapton eingelegt. Die Gitarrenaufnahme kommt sehr klar und detailliert herüber. Auch kleine Details sind eindeutig auszumachen, ohne dabei unnatürlich in den Vordergrund zu rücken. Man hört problemlos, dass die Gitarren mit Mikrofonen im Klangkörper aufgenommen worden sind, da ihre Töne scheinbar aus jeder Richtung kommen. Der Applaus hingegen ist als deutlich entfernter wahrzunehmen, spielt aber dennoch „in meinem Kopf“ und wird räumlich nicht darüber hinaus erweitert. Der Valkyrie-Kopfhörer zeigt ein homogenes, angenehmes Klangbild und erreicht wiederum eine für seine Größe sehr natürliche Darstellung.

Getestet habe ich den VK-1 auch an diversen Kopfhörerverstärkern, empfinde diese aber nicht als notwendig. Speziell im mobilen Setup klingt der Aëdle zum Beispiel direkt aus dem iPhone bereits sehr gut und die Nutzung des RSA Hornet brachte wenig Veränderung. Die Unterschiede verschiedener Quellen waren dennoch hörbar. Der AëdleVK-l löst so gut auf, dass am MacBook mit einem externen DAC (in meinem Fall ein ifi nano iDSD) eine klare Steigerung zu hören war.

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Genelec 8381A

Test: Aëdle VK-1 | Kopfhörer

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