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Plattenspieler und Analoges auf der High End 2017

Inhaltsverzeichnis

  1. 4 Plattenspieler und Analoges auf der High End 2017

von Frank Hakopians
Tatsächlich, dies ist die ausstellerseitig größte High End aller Zeiten. Am Sonntag wird sich das, gemessen am gefühlten Schuhsohlenverschleiß, den ein oder anderen Wadenkrampf eingeschlossen (Magnesium daheim vergessen), ohne Frage auch rein subjektiv bestätigen lassen. Doch jetzt heißt es zunächst „ohne Fleiß kein Preis“.

Auch wenn man in der Hauptsache nur hinter analogem Equipment her ist, tut man gut daran, bei einem Großteil der 538 gelisteten Aussteller zumindest mal einen Blick zu riskieren. Selbst dann, wenn die Wettergötter mit meist strahlend blauem Himmel versuchen, den geplagten Chronisten genau davon abzuhalten. Dass sich konsequentes Festhalten am geplanten Procedere letztendlich auszahlt, wird mir am Morgen des letzten Messetages wieder einmal schlagartig bewusst, als ich beschließe, trotz drängender Abreise, den von außen nicht einsehbaren Vorführraum der Firma Burmester zu betreten.

Im Burmester-Raum ...

Im Burmester-Raum

Burmester (www.burmester.de), ein Name, der selbst meinen nicht besonders HiFi-affinen Freunden geläufig ist, hat sich, mit Ausnahme des Phonovorverstärkers No. 100, in letzter Zeit nicht unbedingt durch besondere Pflege der analogen Wiedergabe hervorgetan. Zur allgemeinen Überraschung zaubern die Berliner nun ihren allerersten Plattenspieler aus dem Hut. Der schlicht „175“ betitelte Dreher gibt sich unschwer als Mitglied der Reference-Line von Burmester zu erkennen. Die markentypisch verchromte Front und die Panzerung aus massiven Aluplatten weisen unmissverständlich darauf hin. Zum Lieferumfang gehören nicht nur Tonarm und MC-Tonabnehmer, sondern auch eine Phonovorstufe, die von außen unsichtbar hinter dem fingerdicken Aluminium ihren Platz gefunden hat. Technisch sei sie mit der Vorstufe Nr. 100 aufs Engste verwandt.

Plattenspieler Burmester 175

Plattenspieler Burmester 175

Doch es steckt noch mehr hinter dem, was tiefstaplerisch von dem Berliner Hersteller als Plug`n`play-Lösung bezeichneten wird. Denn auch wenn man sich bei dem kardanisch ausgelegten Tonarm und dem MC-Abtaster ein wenig Expertise von außen geholt hat, so basiert No. 175 zu einem Großteil auf Skizzen, die der 2015 verstorbene Firmengründer Dieter Burmester über viele Jahre angefertigt hat. Der als Perfektionist bekannte Firmeninhaber konnte seinen Traum vom eigenen Plattenspieler nicht mehr selber verwirklichen, dafür haben jetzt seine Nachfolger in der Firmenleitung, Ehefrau Marianne Burmester und Geschäftsführer Andreas Henke, die Vision Dieter Burmesters Realität werden lassen.

Der Tonabnehmer auf Burmesters erstem Platenspieler

Tonabnehmer von Burmester

Obwohl die Burmesterkette mit den ebenfalls neuen Top-Lautsprechern BC 350 dazu einlädt – ernsthaft anhören lässt sich das von gleich vier Synchronmotoren mit ebenso vielen Riemen angetriebene und gut 60 kg schwere Prachtstück wegen der chronischen Andrangs im Burmester-Hörraum leider nicht. Ein Hörtermin mit dem 30.000 Euro teuren Plattenspieler muss also bis zur Präsentation beim örtlichen Burmesterhändler warten.

Auch Mark Levinson hatte einen Plattenspieler mit im Gepäck

Auch Mark Levinson hatte einen Plattenspieler mit im Gepäck

Auch ein anderer Hersteller, nämlich die zur Harman International Industries gehörende High-End-Marke Mark Levinson (www.marklevinson.com, www.sunaudio.de) präsentiert auf der High End das erste eigene Laufwerk. Doch liegen dem ML N° 515 nicht alte Aufzeichnungen des Namensgebers zugrunde, sondern ein intensiver Austausch mit dem amerikanischen Analoghersteller VPI. Dieser verantwortet hauptsächlich die Mechanik des Laufwerks und steuert auch den nach Wünschen von Mark Levinson veränderten Tonarm bei. Die Motorsteuerung wiederum sei eine originäre Entwicklung des in Minnesota ansässigen US-Elektronikspezialisten. Voraussichtlich soll der ML N° 515 12.500 Euro kosten. Zum Lieferumfang gehören der Tonarm und ein speziell für den Dreher modifiziertes Ortofon Cadenza Bronze.

Großer Empfang im Raum von SteinMusic ...

Großer Empfang im Raum von SteinMusic

Ein aufsehenerregendes Hornsystem (inklusive Subwoofer ab 200.000 Euro) steht im ersten Obergeschoss bei Steinmusic (www.steinmusic.de). Auch der Klang ist erstklassig, weil das Setup trotz seiner Größe und riesiger Subwoofer eine tonal ausgewogene, emotional ansprechende Vorführung zulässt und den Hörer eben nicht klanglich zu erschlagen droht. Was viele nicht bemerken, die Verstärkung erledigt in der Hauptsache ein Vollverstärker von Steinmusic (Highline Amp 1 Integrated, 12.800 Euro) und mal nicht die üblichen quadratmetergroßen Verstärkerboliden. Mich interessiert vor allem das exzellente analoge Frontend, denn lange habe ich den bekannten Ausschnitt aus Carl Orffs „Die Kluge“ (Eterna) nicht so überzeugend gehört. Sie wissen schon, dieses Gejammer „Oh, warum hab ich meiner Tochter nicht geglaubt“.

Tone Tool Trapezium

Tone Tool Trapezium Laufwerk

Verantwortlich dafür ist Tone Tools (www.tonetool.de) Laufwerk Trapezium (11.900 Euro), hier mit der optionalen Motordose Dereneville DAE-01 CL (2.500 Euro). Die Abtastung übernimmt ein Aventurin 6 von Steinmusic (4.900 Euro), montiert an einem ebenfalls von den Mülheimern entwickelten, noch namenlosen 12-Zoll-Tonarm mit magnetgekoppelten Saphirlagern. Die Tonarmhöhe lässt sich bequem während des Abtastvorgangs einstellen. Der kühne Schwung des Tonarmbogens aus Pernambuco, einem Instrumentenholz, hat seine Richtigkeit, da der Arm einem Cellobogen nachempfunden ist. Ein weniger exotisches Rohr aus Karbon ist alternativ im Angebot. Der Verkaufspreis soll sich je nach Ausstattung in der Region ab 4.300 Euro bewegen.

Thorens Topplayer TD 907

Thorens Topplayer TD 907

Gute Neuigkeiten bei Thorens (www.reichmann-audiosysteme.de): Der lang angekündigte Topplayer TD 907 ist endlich da. Für 11.500 Euro gibt es den Thorens TD 907 in schwarzer und weißer Lackierung, aber auch in sehr edlem und erfreulicherweise nicht einmal aufpreispflichtigem Zebrano-Furnier. Bereits im Preis enthalten ist der Tonarm TP 92-10. Eine Version des Plattenspielers ohne Tonarm wird es natürlich auch geben. Basen für so ziemlich jeden Fremdtonarm können von Thorens auf Anfrage hergestellt werden. Wie uns Jürgen Reichmann, Chef beim deutschen Vertrieb Reichmann Audiosysteme, erläutert, sind die beiden vorderen Standfüße des TD 907 von oben in der Höhe verstellbar, womit sich der Plattenspieler äußerst penibel ausrichten lässt.

Jürgen Reichmann vom deutschen Thorens-Vertrieb präsentiert die Zwölfzollausführung des Tonarms, den TP 92

Jürgen Reichmann vom deutschen Thorens-Vertrieb präsentiert den Zwölfzöller TP 92-12

Damit das Subchassis sauber kolbenförmig schwingt, lässt sich die Spannung der drei Kegelfedern, mit denen es aufgehängt ist, ebenfalls bequem von oben regulieren. Sichtbar stolz ist Jürgen Reichmann auf die jetzt vorgestellte Zwölfzollausführung des Tonarms, den TP 92-12. Er ist überzeugt, dass der lange Thorensarm auch auf teuren Fremdlaufwerken klanglich bestehen kann. Für den recht imposanten Zwölfer werden solo 1.600 Euro verlangt. Etwas günstiger, nämlich für 1.300 und 1.000 Euro gehen der zehnzöllige TP 92-10 und der kürzere TP-92-9 über die Ladentheke der Thorenshändler.

Explosionsmodell

Explosionsmodell von Acoustic Signatures Invictus-Laufwerk

Bei Acoustic Signature (www.acoustic-signature.com) kann man das Spitzenmodell, das 118.999 Euro teure Masselaufwerk Invictus bewundern. Moment mal, den hatten wir doch schon 2015 im Messebericht vorgestellt. Stimmt genau, aber Acoustic Signatures Chef Manfred Frohnhöfer hat jetzt ein Explosionsmodell seines Über-Laufwerks mitgebracht. So etwas gab es bisher selten zu sehen. Unglaublich, aus wie vielen Einzelteilen so ein Laufwerksbolide entsteht.

Invictus-Plattentelleraufbau im Detail

Invictus-Plattentelleraufbau im Detail

Auch beeindruckend, dass hier gleich sechs Elektromotoren im Verborgenen für den Antrieb des schweren Tellers sorgen. Dieser wiederum wird von einer Armada an Messsingzylindern mit Gummiringen am Klingeln gehindert. Nicht unerwähnt bleiben darf natürlich auch der auf dem Invictus montierte Spitzentonarm TA 9000. Ein imposanter, kardanisch gelagerter Zwölfzöller mit traumhafter Verarbeitung und einem Preis von 17.500 Euro.

Der Reed 5T soll den Spurfehlwinkel minimieren

Der Reed 5T-Tonarm soll den Spurfehlwinkel minimieren

Reed (www.ultraudio.de) aus Litauen präsentiert den neuen Tonarm 5T. Sein Preispunkt wird bei 15.000 Euro liegen. Doch anders als übliche Drehtonarme führt der Reed 5T den Tonabnehmer nicht in der üblichen Kreisbahn über die Schallplatte, sondern ermöglicht eine annähernd tangentiale Abtastung. Geometrisch liegt dabei der Satz von Thales zugrunde. Mit einem speziellen Elektromotor wird während des Abtastvorgangs die Drehachse des Tonarms verändert, wobei ein lasergesteuerter Sensor die Position des Armes überwacht und gegebenenfalls sanft nachregelt.

Das Reed-Muse-1C-Laufwerk mit dem neuen Tonarm der Litauer

Das Reed-Muse-1C-Laufwerk mit dem neuen Tonarm der Litauer

Die Tonarmspezialisten reklamieren für den Reed 5T einen Spurfehlwinkel zwischen +/-0,005°, während bei herkömmliche Drehtonarmen schon mal Spurfehlwinkel in der Größenordnung von +/- 1,5° erreicht werden sollen. Das hört sich nicht nur gut an, sondern sieht auch recht verblüffend aus, wenn der Reed im Stil einer Achterbahnfahrt den absichtlich extrem exzentrischen Rillen einer zu Demozwecken angefertigten Platte folgt und dabei vom Lasersensor auf Kurs gehalten wird. Montiert ist der mechanisch und optisch außergewöhnliche Tonarm auf dem riemengetriebenen „Einstiegslaufwerk“ der Litauer, dem Muse 1C, dessen Preis 9.000 Euro beträgt. Ob es wohl einen günstigeren „Bundlepreis“ mit dem 5T geben wird?

Tangentialtonarm Dereneville DTT-03

Tangentialtonarm Dereneville DTT-03

Dem Thema Tangentialtonarm hat sich auch Rainer Horstmann vom AV Designhaus (www.avdesignhaus.de) verschrieben und auf die Spitze des Machbaren getrieben. Seine Tonarme bewegen den Tonabnehmer elektronisch präzise und laserüberwacht über die Schallplatte und bieten dabei einen bisher bei Tangentialtonarmen nicht gekannten Bedienungskomfort. Der getriebene Aufwand und die sicherlich nicht allzu üppigen Stückzahlen schlagen sich leider im Preis nieder. 39.950 Euro kostet der brandneue Dereneville DTT-03. Das dürfte dann aber ziemlich sicher auch der Arm fürs Leben werden.

Laufwerk Dereneville Modulaire Mk.III

Laufwerk Dereneville Modulaire Mk.III

Am besten man montiert ihn auf das gleichfalls neue Laufwerk Dereneville Modulaire Mk.III mit der integrierten Motordose DAE-01 SP. Das Laufwerk verfügt über ein patentiertes Magnetlager, das unverwüstlich sei und daher mit einer lebenslangen Garantie ausgestattet ist. Macht allerdings noch einmal 34.650 Euro, aber sie wissen ja schon, ein Laufwerk fürs Leben …

Der Koreaner Hyun Lee produziert in Berlin seine Tonabnehmer der Marke Tedeska

Hyun Lee produziert in Berlin Tonabnehmer der Marke Tedeska

Bereits im Vorfeld war ich gespannt, welchen Tonabnehmer sich Rainer Horstmann für seine Vorführung in München ausgesucht hat und werde nicht enttäuscht. Es ist das Tedeska (www.tedeska.de) MC-System DST201ua und es kommt tatsächlich aus Berlin. Mitten in der Hauptstadt entstehen unter den kundigen Händen des Südkoreaners Hyun Lee diverse MC-Syteme in Stereo-, aber auch in diversen Mono-Ausführungen. Die Preise bewegen sich, je nach Ausführung, zwischen 3.200 und 4.200 Euro. Klanglich bekommt man einen Abtaster, der dynamisch und hochauflösend zur Sache geht, gleichwohl eine Abstimmung erfahren hat, die ich als musikalisch-elegant bezeichnen möchte. Herr Lee weiß offensichtlich sehr genau, wie akustische Musik klingt. Natürlich ist auch die Kette von Reinhard Thöress (www.thoeress.com) an dem stimmigen Gesamtergebnis nicht unbeteiligt. Sein Phonovorverstärker, der röhrenbestückte Phono Equalizer (9.300 Euro), verfügt unter anderem über diverse Entzerrerkurven und dürfte daher besonders für Plattensammler mit Schwerpunkt 1950er und 60er Jahre ein echt heißer Tipp sein.

Reinhard Thöress

Reinhard Thöress

Auch für audiophile Einsteiger gibt es in der Regel auf einer Messe wie hier in München eine ganze Menge interessanter Geräte zu sehen und zu hören. Deshalb mache ich mich zum Stand von Pro-Ject (www.audiotra.de) auf, in den letzten Jahren stets eine sichere Bank, wenn es um „Real-World“-Plattenspieler ging. Auch dieses Jahr kann ich mich auf die Österreicher verlassen.

Pro-Ject Plattenspieler

Pro-Ject Plattenspieler

Die Idee, die Beatles zum Thema zu machen und insbesondere die Entstehung des Kultalbums Sergeant Pepper vor 50 Jahren zu würdigen, hat einige schön Brettspieler das Licht der Welt erblicken lassen. So gibt es aus der Artist Collection das Modell „The Beatles 1964“, welches inklusive Tonarm und MM-System, für 650 Euro zu bekommen ist. Ein weiteres interessantes Angebot ist der zu Ehren Sgt. Peppers in einer weltweit limitierten Auflage von 1000 Stück aufgelegte Dreher auf Basis des 2Xperience SB. Mit 1.399 Euro ein Traum, den man sich erfüllen kann.

Pro-Ject

Plattenspieler aus Pro-Jects Artist Collection

Das Highlight bei Pro-Ject sind aber zwei besondere Versionen des beliebten Modells „The Classic“. Zum 175. Bestehen der Wiener Philharmoniker hat Pro-Ject zwei Plattenspieler kreiert, bei deren Entwicklung und klanglichen Abstimmung die Musiker des Weltklasseorchesters direkt beteiligt wurden. Die beiden „175 The Vienna Philharmonic Record Player“ mit Holzzargen in den Farben Bright Violin und Dark Cello unterscheiden sich in so vielen Punkten von ihrer Basis, dass hier nur wenige erwähnt werden können. So sind die Lackierungen in sieben bis zehn Schichten Instrumentenlack ausgeführt und das vergoldete und polierte Metallchassis ist Blechblasinstrumenten nachempfunden. Als Einschaltknopf und Fingerlift kommen ein Flötenknopf und eine Klarinettenklappe zum Einsatz.

Ein Plattenspieler zum 175. Bestehen der Wiener Philharmoniker ...

Von Ortofon bezieht Pro-Ject ein ganz besonderes Cadenza für den Jubiläumsdreher

Das montierte Ortofon Cadenza wurde von Ortofon auf die Plattenspieler abgestimmt. Das aus speziellen dämpfenden Legierungen bestehende Gehäuse des MC-Systems wird dabei von Hand poliert und auf den Farbton des Chassis abgestimmt. Da jeweils drei Orchestermitglieder einen Plattenspieler klanglich final abstimmen, soll der typische seidige Klang der Wiener Philharmoniker jedem der Jubiläumsdreher zu eigen sein. Eine polierte Messingplatte mit dem Namen des Besitzers ziert die Rückseite eines jeden Exemplars, das auch noch in einer eigens angefertigten Holzkiste geliefert wird. Der Preis dieser Sammlerstücke, deren Zahl auf 175 Exemplare limitiert ist, beträgt 7.000 Euro. Über einen möglichen Wertzuwachs darf gerne spekuliert werden.

Ungewohnt: SME 20/3 mit Chrome

Ungewohnt: SME 20/3 mit Chromdetails

Nicht so lang wie das Wiener Orchester, aber immerhin seit 1946 existiert die von Alastair Robertson-Aikman gegründete Firma SME (bei www.transrotor.de im Vertrieb, wir hatten zuletzt das Model 15A im Test). Seit 2016 gehört sie der international tätigen Cadence Audio Group an, unter deren Dach sich auch der Traditionslautsprecherhersteller Spendor findet. Die Laufwerke des britischen Herstellers erfreuen sich gemäß den Gepflogenheiten auf der Insel außergewöhnlich langer Produktionszyklen. Außer Details wird ohne Not selten mal etwas geändert. Da fällt es schon auf, wenn beispielsweise der Klassiker SME 20/3 plötzlich mit verchromten Applikationen glänzt. Oder ein SME 10 – shocking! – komplett in Rot auf dem Regal thront. Wenn man sich wieder beruhigt hat, fällt zumindest mir auf, dass das ziemlich gut ausschaut.

Noch ungewohnter: SME 10 in Feuerrot ...

Noch ungewohnter: ein SME 10 in Feuerrot

Einstein Audio (www.einstein-audio.de) als HiFi-Urgestein zu bezeichnen, mag sich sicherlich etwas abgedroschen anhören, ist aber gar nicht so weit hergeholt, denn schließlich stand bereits in den frühen 1990er Jahren ein Vollverstärker der Bochumer in meinem HiFi-Regal. Seitdem ist einiges passiert und Einstein hat kontinuierlich sein Produktangebot weiterentwickelt. Zuletzt sind Lautsprecher und eigene Tonarme hinzugekommen. Ganz neu ist nun die 12-Zoll-Version des pragmatisch „The Tonearm“ genannten Armes, den mir die trotz Messetrubel gewohnt charmante Annette Heiss von Einstein Audio demonstriert. Für 8.000 Euro kann man den ausgesprochen hochwertig verarbeiteten, langen Einstein auf sein Laufwerk montieren.

Annette Heiss von Einstein Audio präsentierte den neune Zwölfzöller der Firma

Annette Heiss von Einstein Audio präsentierte den neuen Zwölfzöller der Firma

Ebenfalls bei Einstein zu entdecken: die Hoverbase+ des Diplomingenieurs Rainer Holtmann. Diese Gerätebasis empfiehlt sich natürlich ganz besonders für Laufwerke und Plattenspieler, da sie eine Luftentkoppelung mit definierter harter Ankopplung des Gerätes kombiniert und auch schwere Laufwerke mühelos toleriert. Damit werden schwingende Böden, die häufig Besitzer von analogem Frontend zur Bewegungslosigkeit beim Abspielen schwarzer Scheiben verdammen, egalisiert. Dem Vernehmen nach kann dann sogar im Raum getanzt werden und auch klanglich soll sich einiges tun. Leider nicht ganz billig: Um 4.000 Euro müssen in die Hoverbase+ investiert werden.

Hoverbase+

Hoverbase+

Sträflich vernachlässigt habe ich bislang die Produkte von Genuin Audio (www.genuin-audio.de). Ein Hersteller, der sich die Expertise ausgewiesener Spezialisten zunutze macht, um dem Musikliebhaber Produkte anzubieten, die besonders gut miteinander harmonieren sollen, aber auch einzeln zur klanglichen Spitze gehören. Meine Neugier weckt logischerweise vor allem das Laufwerk Drive (ab 7.000 Euro), ein Riementriebler, dessen Besonderheit wohl die Drehstabfederung im Inneren des Laufwerks ist. Sie soll das häufig bei Subchassislaufwerken beobachtete mehrfache Nachschwingen des entkoppelten Subchassis vermeiden. Also Präzision statt Wackeldackel.

Genuin Drive Plattenspieler

Genuin Drive Plattenspieler

Daneben gilt es noch den Einpunkttonarm Point (2.900 Euro) und das MC-System Sting (1.950 Euro) zu würdigen. Und natürlich die eingebaute vollsymmetrische Phonovorstufe Pearl (2.500 Euro), die Walter Fuchs, den etliche sicher aus seiner Zeit bei SAC kennen, beisteuert. Das Laufwerk Drive und den Tonarm Point verantwortet der Industriedesigner und freiberufliche Entwickler Helmut Thiele, der über die Jahre bereits für eine Vielzahl namhafter Firmen im HiFi-Sektor tätig geworden ist.

Die Phonostufe wurde dem Genuin-Laufwerk gleich eingebaut

Die Phonostufe wurde ins Genuin-Laufwerk gleich integriert

Auf dem Drive liegt der Klassik-Evergreen La Fille Mal Gardee (Decca SXL-2323, Reissue) und ich muss der Genuin-Kette Respekt zollen: Bestens aufgefächert wird das Orchester in den Raum gestellt. Feinste Details sind problemlos hörbar, die Feindynamik grandios. Auch wenn es lauter und wilder zugeht, behalten die Genuin die Übersicht, kommen nicht aus dem Konzept, das Musikalität und Präzision in der Wiedergabe verspricht.

Sie haben in München Freude am High-End-Business bekommen und sind besonders der analogen Wiedergabe zugetan? Da gäbe es eine Möglichkeit. Ein wenig Kapital müssten sie allerdings schon mitbringen. In den USA ist der Analogspezialist Triangle Art (www.triangleart.net) aus Anaheim, Kalifornien kein Unbekannter, sondern als Edelmanufaktur massiger Laufwerksträume und Tonarme, Röhrenverstärker, Pickups und noch manch anderer nützlicher Accessoires bekannt. Hierzulande leider noch ohne Vertrieb. Freilich betätigt man sich im oberen Preissegment, was neben der schieren Opulenz der Produkte einem weiteren Verbreitungsgrad in der Alten Welt wohl nicht besonders zuträglich scheint. Ein Master Reference, das mittlere Laufwerk im Portfolio, schlägt mit 39.900 Dollar zu Buche. Der Tonarm Osiris mit nochmals 16.800 Dollar. Knapp 13.000 Dollar braucht es für die Reference Tube Phonovorstufe, während das MC Apollo mit 8.000 Dollar immerhin noch vierstellig bleibt. Liebhabern klassischer „Bohrtürme“ bietet Triangle Art aber fraglos eine reiche Spielwiese.

Tom Vu von Triangle Art

Tom Vu von Triangle Art

Und dass die Kalifornier keine Newcomer sind, merkt man an der superben handwerklichen Qualität der Pretiosen. So etwas geht nur mit Herzblut, und davon hat Inhaber und CEO Tom Vu jede Menge zu bieten, wie sich im Gespräch mit dem Musikliebhaber zeigt. Klanglich löst die Traingle Art Anlage an Lautsprechern von Eggleston Works jedes ihrer Versprechen ein. Mit großer Abbildung, farbstarken, süffigen Klangbildern und mächtigem Tiefgang gerät das Hören zum Erlebnis. Das fühlt sich an, wie ein riesengroßer Becher mit dänischem Karamelleis: Macht zwar nicht schlank, aber glücklich.

Bleiben wir hochpreisig ... Kronos-Laufwerk in einer speziellen Version

Bleiben wir hochpreisig: Kronos-Laufwerk in einer speziellen Version

Bleiben wir hochpreisig, was auf einer Leistungsshow wie der Münchener High End nun wirklich kein Problem darstellt: Das kanadische Laufwerk Kronos (www.kronosaudio.com) wird in einer speziellen Version mit Racksystem und exklusiver Phonovorstufe angeboten. Zum Komplettpreis von voraussichtlich etwas über 100.000 Euro. Über Anfragen freut sich Jürgen Sachweh von HiFi 2die4, dem Generalimporteur für Deutschland, Österreich und der Schweiz.

So günstig kommt man beim Laufwerks-Overkill Grammophone Unit von Refent Audio (www.refent-audio.de) allerdings nicht davon. Immerhin 230.000 Euro sind nötig, um das analoge Monument mit nach Hause nehmen zu können. Allerdings nur, wenn der Statiker sein Okay gegeben hat. Immerhin kommt je nach Befüllung der Standfüße bis zu eine halbe Tonne Gewicht zusammen. Kai Wilhelm, CEO von Refent Audio, kann wahrscheinlich locker Stunden damit verbringen, über alle Kniffe und speziellen Lösungen, die das Grammophone Unit verbirgt, zu referieren. Sei es das pneumatische, selbstjustierende Subchassis, der luftgelagerte Plattenteller oder ein genau definierter Pfad für die Energieführung, um nur einige Konstruktionsmerkmale zu nennen.

Analoges Monument von Refent Audio

Analoges Monument von Refent Audio

Wundern Sie sich nicht, wenn Ihnen das Laufwerk bekannt erscheint. Hinter dem Grammophone Unit steckt Diplomingenieur Stephan Götze von Physical Emotion. Sein Laufwerk Caeles haben wir bereits im Bericht zur High End 2015 an dieser Stelle vorgestellt. Nur war der Perfektionist Götze nicht so ganz mit seinem Caeles zufrieden, weshalb er ihm eine umfassende Überarbeitung angedeihen ließ. Die daraus resultierenden Extremlösungen haben letztlich zu einer wenig moderaten Preiserhöhung geführt. Kleines Trostpflaster für alle, die 2015 nicht zugeschlagen haben: Das Finish, da hatte das Caeles noch Schwächen gezeigt, ist jetzt nahezu perfekt. Ach ja, der Klang: Der lässt auch einen ansonsten sprechfreudigen Chronisten mal ganz, ganz still werden.

Döhmann Helix Two

Döhmann Helix Two

Auch beim Auftritt von Mark Döhmanns zweitem Streich unter der Flagge von Audio Union (www.audio-union.com), dem Helix Two, kann es einem die Sprache verschlagen. Untenrum fest wie Granit, baut sich das Klangbild bis in die höchsten Töne mit einer solch lässigen Souveränität auf, dass man sich unweigerlich fragt, ob dieser relativ unscheinbare, graue Plattenspieler wirklich für so viel Wohlklang verantwortlich sein kann.

Vergleichsweise unscheinbar, aber wohlklingend: Döhmann-Laufwerk

Vergleichsweise unscheinbar, aber wohlklingend: das Döhmann-Laufwerk

Tatsächlich spielt der „kleine“ Döhmann und benötigt für die grandiose Performance als Mitspieler lediglich den von Frank Schröder für Audio Union entworfenen CB-Tonarm (4.000 Euro) und ein Lyra Kleos. Sicher, auch die Thrax-Kette gehört zu den besonders Feinen ihrer Art. Doch was die Quelle nicht hergibt … Mit 25.000 Euro ist der Helix Two zwar kein wirkliches Einstiegsmodell, den Status eines Sonderangebots hat er für mich aber durchaus verdient, auch wenn man für ihn etwas länger sparen muss.

Im letzten Jahr war es ein italienischer Plattenspieler, dessen Konstrukteur einfach den Plattenteller wegließ und damit für Schmunzeln sorgte. 2017 gelingt das einer Gruppe musikbegeisterter Serben, die sich in analoger Reduktion üben und jede Verbindung zwischen Chassis und Plattenteller kappen. O-Ton: The first levitating turntable. Mag-Lev (www.maglevaudio.com) ist ein junges Start-up-Unternehmen, das sich über Crowd-Funding finanziert und dessen Vision es ist, einen im Magnetfeld schwebenden Teller über elektromagnetische Impulse in Rotation zu versetzen. Eine Idee, die auch hierzulande in analogen Zirkeln immer wieder heftig diskutiert wurde. Jetzt haben es die Jungs von Mag-Lev eben einfach mal vorgemacht.

Er schwebt! Mag-Levs Plattenspieler war ein großer Hingucker auf der High End

Er schwebt! Mag-Levs Plattenspieler war ein großer Hingucker auf der High End

Dabei sind sich die jungen Entwickler sehr wohl bewusst, dass ihr Dreher derzeit keine High-End-Ansprüche befriedigen kann. Noch muss der Teller aus leichtem MDF bestehen und der Betrieb mit Moving-Coil-Systemen ist wegen des Magnetismus unmöglich. Vermutlich gelingt auch der elektromagnetische Antrieb noch nicht völlig ruckfrei, aber der Teller schwebt, dreht sich und man kann Schallplatten abspielen. Optisch eine runde Sache und bei einem geplanten Verkaufspreis von etwa 1.500 Euro durchaus nicht ohne Chancen auf dem Markt. Wer sehen will, wie cool Schallplattenwiedergabe im 21. Jahrhundert sein kann, sollte unbedingt einmal die Website von Mag-Lev besuchen.

Mag-Lev

Mag-Lev

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Messebericht: High End 2017

  1. 4 Plattenspieler und Analoges auf der High End 2017