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Klang: Mastersound Dueundici (Teil I)

Inhaltsverzeichnis

  1. 2 Klang: Mastersound Dueundici (Teil I)

Um es dem „Meisterklang Zweimalelf“ nicht allzu leicht zu machen, schloss ich ihn zu Beginn statt an der wirkungsgradstarken Dynamikks an den weniger sensitiven Zweiwegemonitor Thiel SCS4 an; auch das kein echter Stromsäufer, nein, aber Kompaktboxen an wenig leistungsstarke Röhrenamps anzuleinen, gilt gemeinhin ja nicht als Weisheit letzter Schluss.

Eine EL34 pro Kanal steht dem Mastersound Dueundici zur Verfügung

Da kann man wieder sehen, was von solchen Pauschalurteilen zu halten ist – in diesem Fall zumindest: wenig. Das klappt im Gegenteil richtig gut. Die Thiel mag es nämlich gar nicht, wenn sie von tendenziell härterer/präsenter/zu crisper Elektronik angesteuert wird, dann schlägt ihr an sich schon akkurates BoyGrundnaturell leicht mal ins Stocksteife und Ungemütliche um. Der Dueundici wirkt hier wie ein Gegengift: Der kleine italienische Verstärker injiziert der ebenfalls recht kleinen Amerikanerin einen Extraschuss Charme, welcher gerade im Mittel- und Obertonbereich wie Balsam wirkt, ohne dabei wirklich etwas (tonal) zu verbiegen. Gefällt mir. Freilich kann ich mich nicht des Verdachts erwehren, dass sehr nüchterne Genossen „Charme“ auch mit „Klirr“ übersetzen könnten. Das ist schon etwas geschönt, wie Boys Valeska Steiner über den Mastersound singt – aber sei’s drum, aus welchen Gründen sonst kokettiert man eigentlich mit Single-Ended-Low-Power-Amps?

Terminal Dueundici
Ein übersichtliches, aber …

Dueundici - Hochpegeleingänge
… angenehm solides Anschlussfeld ziert den Dueundici

Weit jenseits der 12-Uhr-Stellung des Lautstärkestellers wird dann aber auch der Gutmütigste nicht mehr von Charme sprechen – sondern von deutlichen Verzerrungen. Dies ist letztlich wenig verwunderlich, denn mit gut zwei Handvoll Watt kommt man bei sehr hohen Pegeln prinzipbedingt an Grenzen. Im vorliegenden Fall verpasst man gar nicht mal so viel, denn die Thiel kann auch an leistungsstärkeren Verstärkern pegelseitig nicht deutlich mehr, ohne gestresst zu wirken – der Mastersound stresst da nur wenig früher als es die Thiel von sich täte. Wer lauter will, sollte lautere Lautsprecher wählen – heran mit der Dynamikks Monitor 8.12!

Mastersound Dueundici auf den Kopf der Dynamikks Monitor 8.12
Mastersound Dueundici auf dem Kopf der Dynamikks 8.12

Auf dem Papier „nur“ 6 dB wirkungsgradstärker, macht es einen sehr deutlich vernehmbaren Unterschied, was die potenziell mögliche Maximallautstärke angeht. Eigentlich nur aus Prinzip, und nicht, weil ich wirklich so laut hören möchte, dreh‘ ich den Pegelsteller erneut jenseits der 12-Uhr-Marke – und auch hier schlagen dann irgendwann Verzerrungen zu. Freilich herrscht schon vorher ein Pegel, der auf die Dauer nicht gut für die Ohren ist. Das Limit der Dynamikks ist allerdings (im Gegensatz zur Thiel zuvor) noch lange nicht erreicht – und natürlich sind mit dem PivotDueundici nicht nur dem Maximalpegel Limits gesetzt, sondern auch der dynamischen Durchschlagskraft. Zur Einordnung sei gesagt, dass das Ganze in einem 30-qm-Zimmer mit hohen Decken stattfindet und dass ich bösartigerweise gerade die Electronic-Band Pivot höre, die mit ihren knurrigen Synthesizer-Schweinereien auch zehnmal kräftigere Verstärker in die Bredouille treiben kann. Also nicht gerade ein Umfeld, das als natürliche Heimat einer 11-Watt-Röhre durchgeht. Verlassen wir einmal die (Pegel-)Extreme und hören genauer hin.

MAstersound Dueundici

Tonal gibt sich der Mastersound Dueundici balanciert, aber mit einem eher wärmeren Einschlag. Wenn Sie das unter „röhrentypisch“ verbuchen wollen – gerne. Allerdings habe ich eine solche Ausrichtung auch schon dutzendfach von transistorisierten Verstärkern gehört; der redaktionseigene Denon PMA-2010AE darf beispielsweise als ähnlich sonor durchgehen. Der Mastersound ist im Mittenband nur wenig wärmer als der Japaner. Das fiel schon früh auf, so beispielsweise bei Lisbeth Scotts Stimme auf dem Album Charmed (ein 24/96-Download, klassische Audiophilenkost: klingt gut, langweilt aber): Der Japaner wirkt eine Spur offener obenrum, der Italiener einen Hauch volltönender.

Mastersound Dueundici, seitlich betrachtet

Es liegt in der Natur der Sache, dass der Dueundici im Tiefton nicht bretthart bis nach ganz unten durchzeichnet. Richtung Subbass wird‘s peu à peu leiser und weniger kontrolliert. Was er ganz unten ermangelt, gleicht er allerdings im Übergangsbereich Oberbass/Grundton wieder aus. Deshalb auch (unter anderem) der Eindruck von Wärme bei gleichzeitig guter Balance „über alles“. Ein durchaus gängiger Trick, der hier aber geschickt appliziert wird: Das Steuer wird nicht überrissen, die zwei Fingerbreit mehr im Bass/Grundton verdecken keine wirklich wichtigen musikalischen Details, sondern sorgen für einen stimmigen tonalen Gesamteindruck. Das scheint mir beim Dueundici sowieso die Hauptaufgabe des Bassbereichs zu sein. Für maximale Durchschlagskraft und Konturiertheit sollte man sich jedenfalls – logisch! – anderswo umschauen.

Verschraubte Ein- und Ausgänge des Dueundici
Verschraubte Ein- und Ausgänge des Mastersound Dueundici

Besitzt ein Lautsprecher von sich aus ein halbwegs konturiertes Untergeschoss, erlebt man mit dem kleinen Mastersound gerade bei akustischen Instrumenten (Kontrabass, große Trommeln, Flügel etc.) eine natürlich, rhythmisch, wenn auch nicht wirklich trocken, so doch keinesfalls schlabbrig wirkende Präsentation der unteren Lagen. Übrigens lässt sich hier auch ein wenig feintunen: Am 4-Ohm-Abgriff klingt es etwas straffer, aber auch dezenter/leiser im Bass, am 8-Ohm-Anschluss entsprechend saftiger sowie lockerer/weicher. Je nach musikalischem Programm kann das eine oder das andere mehr überzeugen.

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Test: Mastersound Dueundici | Vollverstärker

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