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Plinius 9200 – eine Verstärker-Besichtigung

Inhaltsverzeichnis

  1. 2 Plinius 9200 - eine Verstärker-Besichtigung

Der 9200 ist ein hübsches Kerlchen. Angenehm minimalistisch gibt sich die Vorderseite – es sind nur drei Knöpfe für die Aufnahme-, die Eingangswahl sowie die Lautstärkeregelung auszumachen -, die insbesondere auch durch das relativ große, ins sieben Millimeter starke Aluminium der Frontplatte eingravierte Logo auffällt. Und natürlich durch den Umstand, dass die Ecken rund sind.

Drehregler des Plinius 9200

Der Begriff „Frontplatte“ passt beim Plinius 9200 streng genommen allerdings nicht so recht. Dieser Vollverstärker besitzt nämlich eine Art Doppelchassis-Konstruktion. Die erste Hülle, die die Elektronik umgibt, ist ein blau gefärbtes Blechkleid, welches dann von einem J-förmigen, dicken Aluprofil ummantelt wird. Dieser „Metallwinkel“ beinhaltet zwar die Front, aber eben auch die komplette rechte Seitenwand – hinten mündet das Profil dann in einen Tragegriff. Die linke Seite ist durchbrochen, denn der Deckel des Verstärkers wird oben und seitlich verschraubt. Hört sich nach einer komplizierten Konstruktion an, ist aber im Grunde recht einfach und elegant. Statt mit vielen Worten weiter zu verwirren, zwei Bilder:

Plinius 9200 von innen

Plinius 9200 - linke Seite
Plinius 9200 – linke Seite

Die ungewöhnliche Doppelkonstruktion des Chassis habe nicht nur optische Gründe, sondern minimiere auch die Resonanzanfälligkeit des Gerätes und sorge so für eine stabile, mikrofoniearme Grundlage für die Elektronik, so der Hersteller. Wem der gebrüstete Alu-Natur-Look nicht gefällt, dem steht eine schwarzeloxierte Variante zur Verfügung.

Hübsch und stabil – okay. Aber das minimalistische Design des Plinius 9200 hat auch etwas unpraktische Seiten. Die Sünden sind allesamt lässlicher Natur, okay, aber gleichwohl muss ich jetzt mal den Nörgler spielen …

Ein-/Ausschalter gehören nach vorne, nicht nach hinten – jedes Mal aufs Neue geht mir das auf die Nerven, wenn ich bis zur Schulter im Rack hänge und im Dunkel herumtaste, nur um ein Gerät einzuschalten. So auch hier.

Rückausicht des Plinius 9200

Man könnte natürlich beschwichtigend einwenden, dass sich vorne am Plinius das Wort „Standby“ finden lässt und insofern brauche man den harten Netzschalter im Alltag doch gar nicht so häufig.

Plinius 9200 - standby?

Nun, zum einen ist das was Prinzipielles: Es baut ja auch kein Mensch den Lautstärkeregler auf die Rückseite, nur weil man den Pegel mit der Fernbedienung anpassen kann. Ich hoffe, jetzt niemanden auf die Idee gebracht zu haben, wundern würde mich das ja nicht. Zum anderen: Nicht überall, wo Standby draufsteht, ist auch Standby drin. Beim 9200 stände da wahrheitsgemäß Plinius 9200 - Mute-SChalter auf der Rückseitebesser:„Saugt sich immer noch gute 50 Watt aus der Dose, aber die Eingänge sind stillgelegt“. „Mute“ könnte man das auch nennen. Jedenfalls geht der Verstärker nicht in den Standby, wenn man auf Standby dreht.

Apropos Mute: Der Plinius-Amp besitzt einen Schalter hierfür, und natürlich finden wir den auf der Rückseite … Da man eine Stummschaltung nicht zwingend braucht, finde ich‘s nicht wirklich ärgerlich – aber bizarr dann doch. Kein normaler Mensch wird diesen Knopf an dieser Position jemals betätigen. Warum hat man den hierhin gebaut? Sehr mysteriös. Zumal sich ein Mute-Taster auch auf der Fernbedienung finden lässt – die zudem die Lautstärke hoch und runter regeln kann.

Kleines Ratespiel: Welche Ausmaße sollte eine Fernbedienung besitzen, auf der drei Knöpfe Platz finden müssen? Sollte sie etwa siebenundzwanzig Zentimeter lang sein und 475 Gramm wiegen? Die Antwort aus Neuseeland lautet: Ja! Ganz offensichtlich bin ich kein Neuseeländer, aber wenigstens gehört der Metallprügel zum Lieferumfang, manche Hersteller rufen für derartig praxisfernes Rumgepose ja gleich noch ein paar hundert Euro extra auf.

Fernbedienung des Plinius 9200

Ausstattungsseitig gibt es Positives zu berichten: Der Plinius 9200 ist anschlussfreudig. Vier Hochpegeleingänge stehen bereit, darunter zwei komplette Tapeschleifen. Der „CD“ genannte Eingang lässt einem die Wahl zwischen Cinch und XLR, symmetrische Quellen können also ebenfalls angeleint werden. Der Plinius besitzt zudem eine Phonostufe, die sowohl MM- wie MC-Signale verstärkt – ein Jumper auf der Vorstufenplatine besorgt die Gain-Anpassung und damit die Wahl zwischen den Tonabnehmertypen. Impedanzen/Kapazitäten können allerdings nicht variiert werden.

Desweiteren finden sich auf der Rückseite ein „Processor Loop“ genanntes Vierer-Ensemble Cinchbuchsen, die die Integration eines Surround-Prozessors übernehmen, sowie Klemmen für zwei Paar Lautsprecher respektive Bi-Wiring-Wünsche. Ebenfalls löblich: Der Ground-Lift-Schalter – falls man mit Brummproblemen zu kämpfen hat, kann der helfen – sowie vier bequem von außen zugängliche Sicherungen. Man muss den Verstärker also nicht lästig aufschrauben, falls mal eine fliegt. Die Qualität der Anschlüsse ist durchweg sehr anständig.

Plinius 9200

Was für ein Typ ist der Plinius 9200 eigentlich? Nun, technisch handelt es sich um einen Class-AB-Verstärker mit recht hoher Ruhestromeinstellung, weshalb er im Leerlauf auch ziemlich warm wird. Besonderen Wert habe man auf eine großzügig dimensionierte Stromversorgung mit „extrem niedrigen“ Innenwiderstand gelegt, um auch fordernden Lasten ausreichend Paroli bieten zu können – der kurzfristig möglich Spitzenstrom liege bei 40 Ampere, so Plinius. Während in der Vorstufenabteilung Feldeffekttransistoren Dienst schieben, leisten in der Endstufe je Kanal sechs bipolare Transistoren in Push-Pull-Konfiguration bis zu 200 Watt an 8 Ohm (und 300 Watt/4 Ohm). Und musikalisch betrachtet?

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Test: Plinius 9200 | Vollverstärker

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