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Cyrus 6 DAC und CD 6 SE₂: Klang

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  1. 2 Cyrus 6 DAC und CD 6 SE₂: Klang

Als ich die beiden Komponenten in meinem Arbeitszimmer platzierte und für den Hörtest vorbereitete, schaute ein Freund – ebenfalls HiFi-infiziert – vorbei und bemerkte: „Oh, Cyrus. Hatte ich auch mal. Klangen schön englisch. Hätte ich nie abgeben sollen.“ Ja, das mit den nationalen Typisierungen in Sachen Klang – und den wilden Debatten darüber, die mitunter Glaubenskriegen gleichkommen – ist vermutlich so alt wie das ganze Thema High Fidelity überhaupt. Kennen Sie auch, oder?

CD6 SE₂

Die Deutschen haben demnach den Badewannen-Frequenzgang (viel Bass, viele Höhen, nix dazwischen) erfunden. Die Amerikaner machen einfach von allem etwas zu viel, auch wenn’s Effekte sind – Hauptsache, es knallt. Und die Engländer? Irgendwo dazwischen, ausgeglichen, fast harmoniesüchtig an der Grenze zur Langeweile. Stimmt das eigentlich? Die Vorurteile sind uralt, die Technik ist vorangeschritten und auch Hörgewohnheiten haben sich verändert. Aber: Natürlich steckt überall ein Körnchen Wahrheit drin. Und so können auch die beiden „Cyrusse“ ihre Herkunft nicht verleugnen. Aber langweilig? Nein. Das sind sie nicht.

Angesichts der um das DAC-Board erweiterten Zuspielmöglichkeiten des Verstärkers, habe ich mich entschlossen, den Hörtest mehrstufig anzugehen, um die Wiedergabe analoger und digitaler Quellen miteinander in Relation setzen kefzu können. Aaron Nevilles „Summertime“ (in hervorragender Überspielqualität auf der „Ultimate Resolution Demonstration Disc No.2“ von KEF vorliegend), entfaltet seine wohlige Laid-Back-Atmosphäre zunächst über die analoge Cinch-Verbindung, als Zuspieler dient vorerst mein Yamaha CD-S 1000, da ich auf dessen Klangbild gut eingehört bin und deshalb auch einzuschätzen weiß, inwieweit mein Eindruck des Cyrus-Amps von der Quelle abhängt. Zudem passt er – aber das hatte ich zunächst gar nicht bedacht – preislich ziemlich exakt in die Region des britischen Verstärkers.

Und es lässt sich gut an: Das gezupfte Gitarrenintro und die Handclaps auf den Bongos kommen lebensecht, direkt und mit hervorragender Ortbarkeit zu Gehör. Nevilles berühmte Samtstimme dürfte im Original in etwa genau so geklungen haben. Der kompakte Brite erlaubt sich in den Mitten nicht einen Hauch Verfärbung oder Effekt. Mit erfreulicher Transparenz und Klarheit baut sich – in Breite und Tiefe realistisch, nicht überzogen groß – eine Bühne vor dem Hörplatz auf, auf dem sich die Musiker nachvollziehbar platziert haben.

Obschon Einzelereignisse, wie etwa die Anschläge des Pianos oder die „Zupfarbeit“ des Gitarristen zu Beginn, bis in Details nuanciert ausgeleuchtet werden, ist die Gesamtheit des Musikstücks in ihrem mühelosen Fluss das eigentlich Faszinierende an der Darbietung des Cyrus-Verstärkers. Die Ganzheitlichkeit, mit der er sich der Vorführung widmet, zieht mich in das Geschehen hinein und liefert ein Füllhorn an Subinformationen, die den akustischen Eindruck abrunden.

 Cyrus 6 DAC

Verbindet man den massigen, japanischen Player nun digital-optisch mit dem englischen Verstärker, wobei Ersterer nur noch als Laufwerk dient, verfestigt sich der vorher gewonnene Klangeindruck des Amps nicht nur, er gewinnt sogar in Sachen räumlicher Abbildung und Unmittelbarkeit noch hinzu. Diese Erkenntnis hat auch dann noch Bestand, wenn die Quelle gewechselt, sprich der Cyrus CD 6 SE als Zuspieler verwendet wird. Dieser unterscheidet sich im Wesentlichen in seiner „Kellerarbeit“ von dem asiatischen Kollegen. Der Bassbereich wird knorriger, trockener, „schwärzer“ dargeboten.

CD6 SE₂

Dennoch bleibt auch mit ihm die Differenzierung zwischen analogem und digitalem Übertragungsweg nachvollziehbar: Die virtuelle Bühne um und hinter Aaron Neville präsentiert sich noch ein Quäntchen luftiger – nicht größer –, sein Timbre nochbastfoslashes ein wenig seidiger, die Gesamtdarstellung noch geschmeidiger. Nicht, dass dies Welten wären. Wer den direkten Vergleich nicht unternimmt, wird mit der Analogstrecke glücklich. Ich aber wollte hernach nicht mehr zurückstöpseln. Oder nur widerwillig. Getan habe ich es natürlich trotzdem, denn als nächstes stand Natasha Khans Projekt Bat For Lashes mit ihrem neuen Album „Haunted Man“ zur Überprüfung an. Mit demselben Ablauf. Zumindest fast: CD-Analog, CD-Digital, als Kür zusätzlich digital vom Rechner via USB.

Ich hatte es fast schon erwartet: Das nur mit einem Klavier sparsam instrumentierte, gleichwohl musikalisch sehr intensiv arrangierte „Laura“ – in dem Natasha Khan das Schicksal einer alternden Drag Queen besingt – , entwickelt mit seiner fast dreidimensionalen Präsenz eine unmittelbar anrührende Atmosphäre. Khan singt das Stück mit ihrer leicht rauchigen Intonation nicht in irgendeiner HiFi-Anlage, sondern in meinem Hörraum. Wenn ich wollte, könnte ich sie und ihr Piano umkreisen. Virtuell, zumindest.

 Cyrus 6 DAC

„Rest your Head“, das in seiner elektroschweren Poppigkeit geradewegs aus den Achtzigern stammen könnte, bedeutet für den 6 DAC schon etwas mehr Arbeit. Hier stampft, grollt und blubbert es im Bass, zwitschert, zischt und zirpt es in den oberen Lagen, was die Synthies und Computer hergeben. Aber keine Bange: Der Brite meistert die Situation mit Bravour. Und mit ohrenkundigem Spaß an der Sache. Der Elektrobass pulst und brummt bis in die Fußsohlen, bleibt dabei aber sehr stramm und schlackenlos, nie neigt er zum Dröhnen, nie suppt er die darüberliegenden Frequenzbänder zu.

Okay, mein Yamaha A-S 1000 langt im Kellergeschoss gewichtiger zu. Hier zielt die Basspumpe energischer in die Magengrube. Was nicht wundert, hat der massige Japaner doch ungefähr die dreifache Leistung auf Abruf parat, was bei kräftezehrenden Tieftonsequenzen eben doch die größere Reserve bedeutet. Sauberer und strukturierter indes erledigt der Cyrus diese Übung. Und zwar mit respektabler Deutlichkeit.

In den Höhenlagen arbeitet der Yamaha Details ein wenig leuchtender – nicht unbedingt feinsinniger, aber mit mehr Brillanz – heraus. Was ich nicht als Nachteil für den Cyrus-Amp interpretiere. Seine leichte Zurückhaltung im Hochtonspektrum geht nicht auf Kosten der Informationsfülle, sondern passt einfach sehr gut zu seinem über die gesamte Bandbreite homogenen Klangbild, dass auch unaudiophil produziertes Material nicht spaßarm serviert.

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Test: Cyrus CD 6 SE₂ und 6 DAC | Vollverstärker

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