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Rega Planar 3: Höreindrücke

Inhaltsverzeichnis

  1. 2 Rega Planar 3: Höreindrücke

Die gute Nachricht zuerst: Auch der Rega Planar 3 gehört zu den Plattenspielern, die sofort ein Lächeln ins Gesicht des Besitzers zaubern können. Er spielt feinnervig und dynamisch, beschwingt und involvierend.

Rega Planar 3

Nehmen wir The Doors‘ „Riders on the Storm“, was ich sehr gerne heranziehe, wenn es darum geht, den Grundcharakter eines Plattenspielers herauszuarbeiten. Vor Kurzem hatte ich beispielsweise den Dual CS 550 (um 1.200 Euro) zu Gast, der das Stück eher sonor darbot – vom Grundtonbereich aus aufgebaut, rhythmisch fast ein wenig getragen. Der Rega Planar 3 hingegen The Doorslegt den Fokus mehr auf die dynamischen, Spannung erzeugenden Elemente des Songs – wie beispielsweise das unruhige Wandern des Basslaufs, das bedrohliche Flackern der Gitarren-Tremolos oder auch die flirrenden Ridebecken. Mir gefällt das sehr gut, weil das Stück ja trotz der eher relaxten, fast swingenden Atmosphäre unter der Oberfläche ein nicht zu überhörendes sinisteres Brodeln in sich trägt. Auch der altbekannte Studiotrick, dass der Gesang von Jim Morrison mit seinem Flüstern gedoppelt wurde, kommt über den Rega Planar 3 klar zur Geltung.

Rega Planar 3

Zoomen wir mal näher ran: Tonal wirkt der Planar 3 in den unteren Lagen zwar voluminöser als der RP1, er ist jedoch diesbezüglich immer noch keine ausgesprochen fundamental aufspielende Komponente, sondern eher auf der leichten Seite von „neutral“ einzuordnen. Dafür wirkt er ausnehmend flink, die Walking-Bass-Läufe arbeitet er federnd, straff und alert heraus. Hervorragend, auch gerade angesichts des Preises, ist seine Fähigkeit, die Mitten klar und differenziert zu präsentieren – die zart flatternden Gitarrentöne, das glockige Fender Rhodes, aber auch der düstere (Sprech-)Gesang eines Jim Morrison: Hier scheint alles stimmig, realistisch, sauber. Und auch im Obertonbereich spielt der Rega Planar 3 ausbalanciert: Sowohl die eingeblendeten Regen- und Gewittergeräusche als auch die Schlagzeugbecken kommen brillant, aber zu keiner Zeit beißend oder zischelnd. Das mitgelieferte Elys-2-Tonabnehmersystem erweist sich übrigens als kongenialer Spielpartner: Es wartet mit einer angenehm tiefen und üblich breiten Bühnenabbildung auf, die den Rega Planar 3 mühelos zum „Raumfüller“ macht, der den Hörer in die Aufnahme hineinzieht. Im Direktvergleich zum Rega RP1 kommen deutliche Unterschiede ans Licht: Dieser spielt an den Frequenzgangenden merklich zurückgenommener, auch scheint die stereofone Bühne nun ein Stück enger. Insgesamt bietet unser Testkandidat eine recht klassische Bühnendarstellung: Von der Grundlinie der Boxen rechteckig nach hinten aufgebaut, mit einer realistisch erscheinenden Breite und einer für die Preisklasse erfreulich guten Tiefenausleuchtung – auch an den Rändern der Bühne. Schon erstaunlich, was der Planar 3 hier an Qualität drauflegt.

Rega Planar 3 mit vormontiertem Elys-2-MM-System
Rega Planar 3 mit dem vormontierten MM-System Elys 2

Gehen wir mal in leisere Gefilde und schauen, was in puncto Laufruhe und Nebengeräusche so geboten wird. Auf dem Plattenteller liegt Nikki Suddens Album Dead Men Tell No Tales (auf Amazon), der Song „Death is Hanging Over Me“. Ziemlich deprimierend, sehr langsam und getragen: Das Stück wird von Nikki Suddeneiner verhallten, akustischen Gitarre bestimmt, die von einzelnen, fast jaulenden Tönen einer leicht angezerrten E-Gitarre ergänzt wird. Dazu schleppt sich ein müdes Schlagwerk von Takt zu Takt und Nikki Sudden nuschelt von seinem möglicherweise bevorstehenden Tod – keine leichte Kost in einem kalten, dunklen Winter. Und keine leichte Kost für einen Plattenspieler, denn Gleichlaufschwankungen können den Song schnell zur Katzenmusik werden lassen und störende Artefakte würden die Gesamtstimmung erheblich trüben. Über den Rega Planar 3 ist von alldem jedoch nichts zu spüren. Die Gitarren bleiben gewissermaßen vollständig in ihrer Stimmung, ihre langen Hallfahnen lassen sich bis zum Ende klar nachverfolgen, hier ruckelt nichts, hier flattert nichts, sehr schön.

Rega Planar 3

Eine klitzekleine Einschränkung soll jedoch auch erwähnt werden, denn tonal gibt es schon einen Unterschied zu anderen Vertretern der Kunst: Ganz untenrum liefert manch anderer Dreher etwas mehr Substanz, mehr Tiefgang, mehr Fülle. Doch natürlich stimmt auch: Das Montieren des deutlich teureren (Kostenpunkt um 450 Euro), quietschgelben Rega-Exact-Tonabnehmers bringt einen merklichen Zugewinn in den unteren Lagen, wenngleich das Gesamtpaket dann immer noch eher straff als wohlig-warm rüberkommt. Nun, es bedarf ja auch eigentlich keiner gesonderten Erwähnung: Bei der Schallplattenwiedergabe hat eben auch der Tonabnehmer ein deutliches Wörtchen beim Gesamtklang mitzureden.

Wipers-Album Over the EdgeRichtig in seinem Element ist der Rega Planar 3 bei dynamischer, schneller Musik. Geradezu mit Wonne hörte ich das Wipers-Album Over the Edge (auf Amazon anhören) durch. Die mittelschnelle, melancholische Nummer „No Generation Gap“ lässt den Hörer vor Intensität fast erschaudern: Der Rega Planar 3 spielte geradezu treibend nach vorne, mit Wucht und Tempo. Angenehmer Nebeneffekt: Obwohl dieses Wipers-Album, ebenso wie die Platte Land of the lost, nicht besonders gut – nämlich sehr mittenlastig – produziert ist, gelingt es dem Planar 3, die einzelnen Instrumente sauber aufzulösen und tonal voneinander zu trennen und dabei doch die eigentümlich düstere Atmosphäre des Albums rüberzubringen; ein Balanceakt, den der Brite bestens meistert. Das wesentlich besser klingende Wipers-Album Is this real (auf Amazon anhören) macht dementsprechend über den Planar 3 ebenfalls gehörig Spaß. Die Uptemponummer „Tragedy“, ein lupenreiner, von allem überflüssigen Beiwerk entgrateter Punksong, schallert den Hörer nachgerade tief in den Sitz. Beißend und aggressiv die Snaredrum, gewaltig und raumgreifend die Gitarren, die nach links und rechts außen gemischten Becken sowie die akzentuiert gespielte Hi-Hat: Der Planar 3 schöpft aus dem Vollen und zeigt sich als echter, grobdynamisch geradezu zupackender Rocker – auf was sein fast etwas unterkühlt anmutenden Äußeren eher wenig hindeutet. Im Vergleich zum oben genannten Dual-Dreher, bei dem ich auch eine halbe Stunde mit den Wipers Is this realverbrachte, wird auch noch mal das insgesamt „anmachende“ Talent des Rega Planar 3 deutlich. Über den „Schwarzwälder“ Plattenspieler ging es zwar im Grundton ein Stück substanzieller zur Sache, doch er wirkte im Vergleich zum Rega in rhythmischer Hinsicht fast ein wenig gemütlich. Die treibende Kraft des Rega-Drehers hat mir hier merklich besser gefallen.

Doch auch feindynamisch geht so einiges. Der elegische U2-Song „October“ (gleichnamiges Album, auf Amazon anhören) beispielsweise ist spärlich instrumentiert: Getragen wird das Stück von Klavier und Gesang, statt des Schlagzeugs gibt es nur ein mild tickendes Metronom – nur ganz selten wird hier und da ein stehender Basston eingefadet. Der Rega Planar 3 schafft es, die eher U2hintergründige, aber über den Verlauf des Stücks stetige Lautstärkesteigerung des Klaviers sehr genau einzufangen und weiterzugeben. Eine reife Leistung, denn dieses zweite Album der Band glänzt nicht gerade durch tontechnische Finessen und kommt auch im oberen Mittenbereich recht gedeckt daher. Dass sich bei einem Klavier neben der Lautstärke eben auch klangliche Nuancen wie die Attack oder tonale Fokussierungen (es klingt dann obertonreicher, metallischer) verändern, wenn man mehr „in die Tasten greift“, ist sattsam bekannt – schön, dass der Rega dies sehr klar und deutlich an den Hörer weiterzureichen vermag.

Regan Planar 3

Ist der Rega Planar 3 also ein Allrounder? Nicht ganz! Er hat mir zwar in der Rückschau mit allen Musikrichtungen Freude bereitet, ist aber für meinen Geschmack nicht gerade der Spezialist für schwere, groß instrumentierte Klassik. Wenn Sie gerne in reich besetzten Bruckner- oder Mahler-Sinfonien schwelgen, vielleicht sogar in Wagner-Opern: Die bereits erwähnte, milde Zurückhaltung im Tieftonbereich sorgt dafür, dass tiefe Orgelregister, Kesselpauken, aber auch massive Kontrabasseinsätze nicht ganz mit der erwarteten Durchschlagskraft im Hörraum eintreffen. Dafür erfreut die wirklich gute Mittenauflösung, die akustischen Instrumenten viel Ausdruckskraft verleiht, bei leichtfüßigerer Klassik von Händel bis Johann Sebastian Bach: Es macht einfach Freude, den Zwiegesprächen zwischen Streichern und dem perlenden Cembalo bei den Brandenburgischen Konzerten von Bach oder den feierlich intonierenden Blasinstrumenten bei Händels Feuerwerksmusik zu lauschen.

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Test: Rega Planar 3 | Plattenspieler

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