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Klangeindruck von der Teufel Definion 3S

Inhaltsverzeichnis

  1. 2 Klangeindruck von der Teufel Definion 3S

Wenn wir über Objektivität reden, stellt sich schon eher die Frage, wie viel von ihrem klanglichen Potenzial die große, 800 Euro teurere Teufel Definion 3 ihrer kleinen Schwester mitgegeben hat. Ist eine Erbfolge erkennbar oder handelt es sich um eine in tonaler Hinsicht vollkommen andere Box? Die Antwort können Sie sich denken – natürlich nicht! Wäre auch vor dem Hintergrund kontraproduktiv, dass die Berliner sukzessive ein komplettes „Definion 3“-Heimkino-Set anbieten werden. In Kürze wird die Serie um einen Centerspeaker und einen Subwoofer ergänzt.

Teufel Definion 3S

Zum exakteren DNA-Abgleich habe ich für diesen Test zumindest teilweise die gleiche Musik herausgesucht wie für den Klangcheck des Standmodells. Seinerzeit, es war im April dieses Jahres, gefiel mir die große Berlinerin gleich mit ihrem Faible für ansatzlose Attacke bei sehr guter Durchhörbarkeit auch dicht verwobener Strukturen. Festmachen konnte ich diesen Eindruck Interpolam Album „El Pintor“ der US-Psychedelic-Rocker Interpol. Das extrem verdichtete und verzerrte Intro von „All the Rage back home“ fräst sich über die Kompaktausgabe der Definion 3 genau so unmittelbar und plastisch in den Gehörgang wie über ihre große Schwester. Frappierend: Das musikalische Geschehen findet weit vor den Lautsprechern, gleichsam von ihnen entkoppelt, mitten im Hörraum statt. Die großzügige „Projektionsfläche“ der Berliner Schallwandler ist also keine Frage von Gehäusegröße und Volumen. Auch nicht das Talent, tief in komplexe Klanggeflechte und Instrumentalschichten hineinzuleuchten und etwa sphärisch-flirrende Soundgebilde wie in „Same Town, New Story“ durchhörbar aufzudröseln.

Koax-Treiber der Teufel Def 3SDas ist keine leichte Aufgabe, denn wie so oft im Pop- und Rockbiz leidet das Interpol-Album unter starker Kompression. Lautsprecher, die kein feinfühliges Auflösungsvermögen besitzen, generieren aus solchen Vorlagen allenfalls nervigen Frequenzbrei. Teufels patentiertes „SCA“-Koaxialchassis schlägt sich indes überaus tapfer. Und zwar im kleinen genauso wie im großen Gewand. Auch an Attacke und Punch mangelt es der Kompaktausgabe nicht. Das ansatzlos über den Hörer herfallende Schlagzeug im Intro von „All the Rage back home“ scheint über die Definion 3S sogar noch eine Spur mehr Drive aufzubieten, insbesondere die zackig bediente Snaredrum kommt noch sehniger zu Gehör. Vermutlich eine Nebenwirkung davon, dass der 3S zwei Tieftöner fehlen und sie dadurch akustisch, zumindest gefühlt, an Tempo gewinnt. Dass es im Frequenzkeller dafür nicht ganz so massiv zugeht wie bei der Standbox, ist nur logisch. Und spricht auch dafür, dass „Teufelchen“ nicht auf Tricksereien setzt.

Wobei man nun nicht daraus schließen sollte, dass im Frequenzkeller nix abgeht. Den Rahmen ihrer physikalischen Möglichkeiten nutzt die Teufel Definion 3S schon aus. Die tiefgründig grollende Eingangssequenz zu „No Harm“ von den Editors (Album: In Dream)Editors (Album: In Dream) löst sich raumfüllend von den Lautsprechern und erfüllt das Hörzimmer mit mystisch kribbelnder Finsternis. Abhängig von der Raumgröße – ich höre auf knapp 18 Quadratmetern – vermisst man da „untenrum“ eigentlich wenig. Zumal die Definion 3S auch bei höherem Pegel noch genug Reserve vorhält, um den elektronisch aufgepumpten Drumbeat mit gehörigem Punch in Richtung Hörsessel zu schieben. Sicher: Im direkten Vergleich mit dem Standmodell fehlt es dem Bass an Körper, die „Große“ schiebt dann doch unnachgiebiger und bringt Subfrequenzen zu Gehör, die der Kompaktbox durchgehen. Das schwedische Designerstück XTZ Master M2 – ebenfalls eine Kompakte, allerdings eine doppelt so teure –, das ich kürzlich testete, langt „untenrum“ ebenfalls handfester zu und spielt mindestens eine halbe Oktave tiefer als die Teufel, generiert ihr Bassfundament indes aus einem ungleich massiveren Epoxidharz-Gussgehäuse, das aufgrund seiner extravaganten Formgebung auch ein größeres Innenvolumen aufweist. In der Tat ist die zwar optisch kompakte, aber vergleichsweise schwere Master M2 in ihrer Tieftonleistung mit einer kleinen Standbox vergleichbar, stellt allerdings auch einen konstruktiven Sonderfall dar. Das kann man wiederum der Teufel nicht ankreiden, zumal deren Teufel Definion 3SKelleretage staubtrocken und sehr nuanciert abgebildet wird.

Charakterlich ähnelt die Berlinerin in dieser Disziplin der kürzlich von mir getesteten B&W CM6 S2. Die Britin zog ebenfalls einen sehr knackigen und erdig-straffen Bass einer künstlich aufgeblasenen Darbietung vor, die angesichts ihrer Abmessungen auch nicht glaubwürdig wäre. Auch in Sachen „Basstempo“ sind sich die beiden Lautsprecher ähnlicher, als es ihr Preisschild – ein B&W-Pärchen kostet fast das Doppelte – vermuten lässt. Ein beherzter Tritt aufs Bassdrum-Pedal nötigt beiden Tieftönern eine kurze Auslenkung ab, nach der sie sofort wieder zur Ruhe kommen. „Bupp!“ – trocken und präzise. Keine Nachschwinger, kein Gewabbel.

Dieser Prämisse folgt die Definion 3S übrigens in ihrem gesamttonalen Charakter – kein Schnickschnack, keine künstlichen Effekte, allenfalls eine leichte Betonung der oberen Mitten. Und damit einhergehend: Spielfreude, musikalischer Fluss und zackiges Timing bei eigentlich jeder Art von Musik. Pure „Lebenslust“ demonstriert sie etwa bei „30 Years of Rock’n’Roll“ Boppin'Bvon Deutschlands dienstältester Rockabilly-Kapelle Boppin’B (Album: Boppin’B). Das in klassischer Rock’n’Roll-Besetzung inklusive Kontrabass und spartanischem Drumset (Snare, Bassdrum, Hi-Hat) eingespielte Stück sprüht geradezu vor Rhythmus und Spaß an der Musik. Der zum Mittanzen unbedingt animierende Charakter des Titels (kleiner Tipp am Rande: Sollten Boppin’B einmal bei Ihnen in der Nähe live auftreten, dann lassen Sie sich dieses Spektakel ja nicht entgehen!) wird von der Teufel Definion 3S ohne jeden Verschleppungseffekt, der den „Drive“ bremsen würde, vorgetragen. Die Snaredrum knallt, der Kontrabass knarzt, dazwischen platzen das Sax und die virtuosen Soli auf der „Gretsch“-Gitarre. Die Ortung der Musiker auf der virtuellen Bühne gelingt stets sehr gut. Trotzdem zerfasert die Darbietung nie in Einzelereignisse, bleibt immer in sich schlüssig und flüssig.

Teufel Definion 3SMit ihrer großen Schwester Definion 3 gemein hat die kompakte Berlinerin ihre recht großzügige Interpretation von Raumabmessungen in Tiefe und Breite. Um die Musik scheint stets sehr viel „Luft“, was der gesamten Darbietung bei allem Schwung doch eine gewisse entspannte Lässigkeit verleiht. Bowers & Wilkins‘ „CM6 S2“ bildet im Vergleich etwas kompakter ab, ohne die Relationen der Protagonisten untereinander zu verschieben. Auch bleibt sie in ihrer Darbietung einen Hauch kontrollierter – vielleicht kann man es ernsthafter nennen – als die neue Teufel. Gerade bei dieser Art von Musik – klassischem Rock’n’Roll und Rockabilly – scheint sie sich in der Rolle des grinsenden Lausbuben zu gefallen, der sich vor lauter Freude mitten ins Getümmel stürzt und den Hörer dabei mitreißt. Ich finde das sehr charmant, zumal sie dabei nicht die Übersicht verliert. Etwas distanzierter, abgeklärter und aus diesen Gründen womöglich auch „audiophiler“ gibt sich die B&W. Auch wenn die Britin tendenziell ebenfalls zu den quirligen und temperamentvollen Schallwandlern gezählt werden muss.

Wo schon die große Schwester zu überzeugen wusste, steht die kompakte Ausgabe in nichts nach: Die Rede ist von einem natürlich und fokussiert dargebotenen Mittenband, wovon insbesondere Gesangsstimmen profitieren – wie etwa die recht hohe Stimme von Ben Howard in „The Wolves“ vom Album Every Kingdom oder das vollkommen gegensätzlich tönende Reibeisenorgan von Henning May, Frontmann der Kölner Kombo AnnenMayKantereitAnnenMayKantereit, etwa in deren Single „Oft gefragt“ (Album: Wird schon irgendwie gehen). Die werden so konturenscharf und dreidimensional, dabei in allen Nuancen detailreich in den Hörraum projiziert, dass es in der Preisklasse um 1.000 Euro dafür eigentlich kaum eine ernsthafte Konkurrenz gibt. Erst die B&W CM6 S2 kann hier wieder mit ihrer exzellenten und zu Recht viel gerühmten Wandlerbestückung noch ein Schippchen drauflegen, sodass Gesang und Naturinstrumente mit noch mehr „Seele“, mit noch einem Quäntchen mehr Natürlichkeit rüberkommen. Mich erstaunt ehrlich gesagt, dass der Abstand zwischen den Wettbewerberinnen nicht größer ist. Ein Zeichen dafür, dass Teufel mit seinem aufwendigen Koax-Chassis einen wirklichen Hit – und potenziellen Favoritenschreck – gelandet hat.

Und die Teufel Definion 3S, die auch mit „schnödem“ Mainstream-Pop kein Problem hat, wächst mit den an sie gestellten Anforderungen: Ganz gewiss ist Andreas Bouranis Hitsingle „Ultraleicht“ (Album: Hey!) kein audiophiles Kleinod, sondern wurde radiotauglich komprimiert. Dennoch wird der Titel von der Teufelin mit Verve und Pep wiedergegeben, ohne die unvermeidbaren Kompressionsartefakte wie leichte Rauschfahnen Andreas Bouranisoder zischelnde Sibilanten unangenehm an den Hörer weiterzureichen. Mag es Zeitgenossen geben, die einem Lautsprecher diesbezüglich Unterschlagung vorwerfen würden, nenne ich das schlicht „alltagstauglich“. Schließlich lasse ich mich sehr gern bei der Arbeit von meinem bevorzugten Radiosender berieseln und möchte mir dabei nicht ständig vorhalten lassen, welch grenzwertige Audioqualität dieser liefert. Die schon erwähnte XTZ Master M2 – preislich auf dem Niveau der kleinen Bowers & Wilkins angesiedelt, klanglich aber von gänzlich anderem Charakter – wäre so eine Kandidatin, mit der entspannte Radioberieselung eher nicht geht. In meinem Test zeigte die Schwedin durchaus deutlich, dass sie mit „minderwertigem“ Quellmaterial, was dann blass, flach und vordergründig tönt, lieber nicht behelligt werden möchte. Sie ist keine Diva, stellt jedoch gewisse Ansprüche an die Güte des Quellmaterials. Nur dann mag sie ihre beeindruckenden audiophilen Qualitäten auch ausspielen. Die Teufel präsentiert sich – ähnlich wie die B&W – als Allrounderin, die Ausflüge in die „Niederungen des Mainstreams“ nicht krummnimmt.

Teufel Definion 3S

Wie gesagt, lässt sich derlei „Gebrauchsmusik“ vorzüglich mit der kompakten Berlinerin konsumieren. Wenn sie aber soll, kann sie auch anders. Sprich: Ray Charles‘ exquisit produzierte und abgemischte Duette auf „Genius loves Company“ – etwa „Fever“ mit Natalie Cole – überzeugen mit geschliffener Transparenz, Homogenität und feinem Obertonspektrum, indem sich beinahe Ray Charlesjedes Detail – und sei es ein Atmer – heraushören lässt. Bissig oder scharf wird der Tweeter im Zentrum des Koaxtreibers nicht. Zumindest nicht nach einer angemessenen Einspielzeit, die man ihm gönnen sollte. Einzig die noch souveränere Selbstverständlichkeit, mit der die B&W CM6 S2 das Hochtonspektrum anspruchsvoller Aufnahmen mit Details ausfüllt – was ihre Darbietung noch etwas reicher an Informationen erscheinen lässt – trennt die Britin von der Teufel. Und lässt ihr einen angemessenen Vorsprung. Der – gefühlt – bemerkenswert geringer ausfällt, als es das Preisschild ausdrücken kann. Womit sich auch die bislang kleinste aller Teufel Definions bald als heißer Tipp etablieren dürfte.

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Elac Vela

Test: Teufel Definion 3S | Kompaktlautsprecher

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