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Rotel-Receiver – Test RCX-1500 – Testbericht fairaudio

Inhaltsverzeichnis

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Klangeindrücke mit dem Rotel-Receiver (CD-Betrieb)

Auch Tontechnik geht mit der Mode. Und so war es in den Achtzigerjahren nicht unüblich, Pop- und Rockalben mit Hallfahnen und ähnlichen gewollt künstlich klingenden Effekten zu verunstalten. Schlagzeiten – übrigens von Wolf Maahn produziert – blieb von derlei Mätzchen wohltuend verschont, klingt sauber, knackig und klar. Der damals im Kölner EMI-Studio II tätige Toningenieur Rolf Hanekamp präsentiert vor allem im letzten Stück „Neuleed“ eine fulminant groß aufspielende Band, die mit Paul „Paulchen“ Kuhn am Piano, Ex-Bläck-Fööss-Frontmann Tommy Engel als Sidekick und den Toten Hosen im Background-Chor ein mitreißendes Big-Band-Kleinod schuf.

Rotel RCX-1500 von innen

Der Rotel Receiver RCX-1500 stellt dieses cinemascopartig produzierte Stück mit breitem Stereopanorama in den Hörraum, untermalt von einem straffen, zwar nicht abgrundtiefen, aber stets präsenten Bassfundament und einer – trotz der umfangreichen Instrumentierung des Ensembles – hervorragenden inneren Ordnung und klaren Struktur. Es ist stets möglich, die Musiker auf der Bühne genau zu ordnen. Paulchen Kuhn spielt das Piano in der Mitte, etwas davor offenbar Niedeckens Gesangsmikro, der Bassist steht links, Lead- und Rhythmusgitarre mittig und rechts. Bläsersätze sind hinten links zu verorten, während die Toten Hosen ihr sinnreiches „Humpa Humpa Tätärää“ – im Ernst, das ist der ganze Text – mittig hinten dazu grölen dürfen. Immer schön ordentlich und übersichtlich, dabei nie den Fluss der Musik aus den Augen verlierend – das kenne und mag ich bei Komponenten von Rotel.

Rückseite des Rotel-Receivers

Irgendwie gerade auf dem Deutschrock-Trip, wandere ich geografisch ins Ruhrgebiet und schiebe Stoppoks Album Sensationsstrom in den Slot-in-CD-Spieler (funktioniert wie bei einem modernen Autoradio, läuft aber viel leiser).

Stoppok

Und wie immer geht die unvergleichlich ironische Bluesrock-Nummer „Dr. Pillemann“ in ihrer ungeschliffenen Rohheit direkt ins Ohr. Die mittels „Wah-Wah“-Effekt verfremdete Leadgitarre, die das Intro weitgehend dominiert, steht deutlich im Vordergrund, wabert zwischen linkem und rechtem Kanal hin und her, ohne zu schneidend zu werden. Das kann bei Komponenten, die sich ähnlich derer von Rotel als „Transparenz-Transporter“ verstehen, schnell passieren. Der RCX-1500 wahrt aber die Balance. Um den Preis, dass Stefan Stoppok nicht gar so kehlig nölen darf, wie ich das sonst von ihm gewohnt bin. Wohl dem Massengeschmack geschuldet, übertreibt es das Multimedia-Talent im Detail mit der Auflösung nicht. Geschenkt. Denn auch hier stimmt die Gesamtperformance, Stoppoks erstklassig zusammengestellte Truppe, die das Album – so wurde kolportiert – in recht wenigen Takes live im Studio einspielte, tut dies aus einem Guss, jedes Einzelereignis ist gut zu orten, ohne sich allzu sehr in den Vordergrund zu drängen. Besonders gut gefiel mir der knackig-sonor herausgeschälte E-Basslauf, der sich selten gut verfolgen ließ und nie schwammig oder zu fett zu werden drohte. Der Rotel legt hier eine Detailverliebtheit an den Tag, die das musikalische Geschehen aber nicht zerfasert, und die mir bei den „Kollegen“ aus gleichem Haus bereits des Öfteren auffiel und die ich auch hier zufrieden registriere.

Die Aspekte Abbildungsbreite, Struktur, Transparenz und Detailtreue habe ich mit Wolfgang Niedecken und Stefan Stoppok abklopfen können. Auch das Talent, Musik im Zusammenhang darzustellen und nicht ob der pedantischen Aufarbeitung von Einzelereignissen aus demselben zu reißen, hat sich bereits abgezeichnet.

Master´s MonkeysUnd verfestigt sich mit den Master´s Monkeys und ihrem Album Under The Shade Of A Pine weiter. Frontmann Paul A. Kessler, dessen Stimme frappierend an das schwermütig-zerbrechliche Organ eines Tom Waits erinnert, schält sich geradezu in den Gehörgang, während sich seine Instrumentalisten an einer spannenden Mixtur aus Singer-/Songwriter-, Blues-, Folk- und Rockelementen abarbeiten, die den Zuhörer in einen schwer verrauchten und viel zu dunklen Club versetzt. Der Rotel-Receiver bleibt im besten Sinne neutral, scheint kein Frequenzband besonders – und schon gar nicht den musikalischen Fluss störend – zu bevorzugen. Gleichzeitig hört man ihm stets an, dass die Class-D-Endstufe genügend Reserve vorhält, um bei Bedarf auch mal ordentlich „anzugasen“. Warum auch nicht?

SeetherFür solche Fälle halte ich gern die neue Scheibe von Seether, Holding Onto Strings Better Left To Fray bereit, in angenehmer Weise und entgegen jedweder im Trend liegenden Strömung dem breitwandigen Sound des Spät-Neunziger-Postgrunge verhaftet. Da geht es bereits im Opener „Fur Cue“ mit harten Crossmetal-Riffs und peitschender Snaredrum richtig zur Sache. Selbstverständlich und (leider) offenbar unvermeidbar bei aktuellen Rockproduktionen mit fast zu Tode komprimierter Dynamik und entsprechend „hochverdichtet“. Aber auch aus dem wenig audiophilen Material holt der Brite das „Beste“ – womit ich das über einen längeren Zeitraum bei ambitioniertem Lautstärkepegel angenehm hörbare meine – heraus. Es ist nicht so, dass der RCX-1500 die Fehler des Masterings kaschiert. Dennoch macht es Laune, auch solche – krampfhaft auf Radiotauglichkeit getrimmte – Musik zu hören.

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Test: Rotel RCX-1500 |

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