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Test: B.M.C. Audio Mini Media | Musik-Server

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  1. 1 Test: B.M.C. Audio Mini Media | Musik-Server

Februar 2016 / Ralph Werner

fairaudio's favourite Award 2017Manchmal ist es ja ganz aufschlussreich zu erfahren, gegenüber wem oder was man sich abgrenzt. „Seitens der Preis/Leistung stehen wir bereits ohne unseren Software-Hirnschmalz besser da als ein Mac mini“, sagt B.M.C.-Audio-Chef Carlos Candeias (Web: www.bmc-audio.de) über sein neuestes Werk, den „Mini Media“. Produkte namhafter Computerhersteller als Referenzpunkt hernehmen – das gab’s vor zehn-zwanzig Jahren in der HiFi-Szene auch noch nicht häufig. So ändern sich die Zeiten.

Warum aber nun ausgerechnet der Vergleich mit Apples Mac mini? Okay, preislich ist der „große Kleine“ der Kalifornier auf Augenhöhe mit dem B.M.C. Audio Mini Media. Was den Platzbedarf angeht, tut sich auch nicht viel – der Mini Media ist genauso breit, circa doppelt so hoch und halb so tief wie der Mac. Was die Gegenüberstellung aber de facto erlaubt, ist, dass so ein Apple schon öfter mal im Rack eines HiFi-Freundes gesichtet wurde, sei’s als Server, sei’s als Musik- und/oder Videoplayer. Und genau diese Aufgaben beherrscht der B.M.C. Audio Mini Media ebenfalls. Mehr aber auch nicht: Der Apple ist ein Generalist, der BMC ein Spezialist. Texte verarbeiten, photoshoppen und im Internet surfen kann man mit ihm nicht.

B.M.C. Audio Mini Media

„Gut so“, sagt Candeias und stellt damit darauf ab, dass im Computer-HiFi-Bereich das alte Audiophilen-Credo „Spezialisten klingen besser“ ebenfalls gilt. Auch ein Peter Schippers von Audiodata, der mit seinem MusikServer MSI ein ganz ähnliches Gerät wie BMC im Portfolio hat, wird nicht müde zu betonen, wie wichtig es für den guten Klang sei, die Betriebssystem-Konfiguration zu optimieren. Und persönlich erinnere ich mich mit Schmunzeln daran, dass ich bei meiner alten Squeezebox Touch (einem Streamingplayer, also letztlich auch einem Computer) durch einen Software-Kniff neben diversen anderen Dingen ausgerechnet den Touchscreen deaktiviert habe, nur um die Klangperformance zu steigern …

Je weniger Hintergrundprozesse auf einem Rechner laufen, je weniger er und seine Softwareumgebung auf die Audioausgabe einwirken, desto besser: Dies ist keine exklusive Einsicht von Candeias, darüber sind sich fast alle einig, die sich mit dem Thema beschäftigen. Und genau deshalb ist der B.M.C. Audio Mini Media eben ein reinrassiger Audio- und Video-Computer.

Die Hülle
Eine kurze, äußere Inspektion des B.M.C. Audio Mini Media verrät schon einiges über das Gerät. Zunächst fällt auf, dass der denkbar schlicht gehaltene Mini Media eine umlaufende Kühlrippe als Gerätebody (genauer: Deckel und Seitenteil) nutzt – und dies natürlich nicht aus kosmetischen Gründen. BMCs kleiner Audiocomputer ist passiv gekühlt, er hat also keinen Ventilator im Innern (wie sein größerer Bruder, der Pure Media). Damit sind störende Nebengeräusche ausgeschlossen. Aber da er recht klein ist (circa 20 x 12 x 8 cm (BxTxH)), wird er im Laufe der Zeit auch ganz gut warm. Wer sich dafür entscheidet, ihn dauerhaft anzulassen, muss mit einer Leistungsaufnahme von circa 15 Watt rechnen.

B.M.C. Audio Mini Media von hinten

Auf der Front gibt es nicht viel zu entdecken – die Kopfhörerbuchse können Sie fürs ernsthafte Hören im Grunde gleich wieder vergessen, Zitat Candeias: „Man kann den KH-Ausgang vorne aktivieren, was jedoch keine zu hohen Erwartungen auslösen sollte.“ Zwei USB-3.0-A-Anschlüsse dienen der Kontaktaufnahme mit Peripheriegeräten wie Maus oder Tastatur (gerade für die Ersteinrichtung sinnvoll) oder eben als USB-Out zur Beschickung eines entsprechenden DACs. Zwei weitere USB-3.0-Buchsen hält die Rückseite bereit und daneben einen HDMI-Ausgang für Monitor/Fernseher/Beamer sowie alternativ einen DisplayPort. Dann gibt’s noch die für die Einbindung ins Netzwerk obligatorische LAN-Buchse sowie ein WLAN-Antenne. Das war es.

B.M.C. Audio Mini Media

Apropos Antenne: Man kann den B.M.C. Audio Mini Media damit nicht einfach nur kabellos ins vorhandene Netzwerk einbinden, sondern über sie ein eigenes Netzwerk aufbauen, denn der Mini Media dient optional als WLAN-Access-Point.

BMC Mini Media - WLAN-Antenne

Der Vorteil: Wurde das erst einmal so eingerichtet, kann man den Mini Media auch an Stellen der Wohnung unterbringen, die vom heimischen WLAN-Router nicht so gut erreicht werden – man klinkt sich dann einfach direkt in sein WLAN. (Es wurden ja schon Highend-Anlagen in Kellern gesichtet …) Sie können sich ihn auch unter den Arm klemmen, einen Freund besuchen und ihm Ihren Neuerwerb vorführen – ohne sich mit dem ganzen Netzwerk-Hassle herumschlagen zu müssen, denn mit dem BMC haben Sie Ihr vorab konfiguriertes WLAN ja quasi in der Tasche.

Die Hardware
Auch wenn man sich inzwischen daran gewöhnt hat, dass Computer HiFi-Komponenten sein können – im Innern schaut’s naturgemäß „profaner“ aus als sagen wir mal in einem exotischen, point-to-point verlöteten Röhrenamp. „Das bisserl kost‘ so viel?!“, ist da häufig die unmittelbare Regung von vielen. Nun, die reinen Hardwarepreise alleine erklären wenig. Doch das ist bei Röhrenpreziosen, Lautsprechern usw. im Grunde auch nicht anders, sondern nur intransparenter.

B.M.C. Audio Mini Media - Innenaufnahme

Wie auch immer, als Hardfacts lassen sich aufzählen: 4 GB Arbeitsspeicher, was Candeias für völlig ausreichend hält bei so einem bewusst schlank gehaltenen System. 2 TB Festplatte – mehr passe in ein derart kleines Gehäuse (zurzeit) nicht hinein – sowie ein leistungsfähiger Kombichip mit insgesamt zwölf Rechenkernen, derer acht für Grafikbelange. Es handelt sich um ein direkt auf die Platine gelötetes AMD-A8-Derivat, welches effizienter als die normale Desktopversion arbeite und bessere Grafikfähigkeiten biete, so BMC. Und Letzteres sei für die Videofunktion entscheidend.

B.M.C. Audio Mini Media von innen

Die Software
Wie jeder Computer besitzt der B.M.C. Audio Mini Media ein Betriebssystem sowie Anwendungsprogramme. Erstgenanntes ist beim BMC eine maßgeschneiderte Linux-Variante – Carlos Candeias hierzu:

„Linux ist ein offenes System, welches für alle möglichen Zwecke ständig angepasst wird. In unserem Fall geht es um die Medienwiedergabe. Hier ist es wichtig, das Audiosystem von typischem Desktop-Ballast zu befreien und die Hardware-Anbindung sehr eng zu machen. Dienste sollten nur aktiv sein, wenn diese gebraucht werden. Puffern von Festplattenzugriffen muss beispielsweise so gemacht sein, dass Ruhe ins System einkehrt. Das Betriebssystem wird genau auf die vorhandene Hardware angepasst, was die Performance sehr positiv beeinflusst. Der Kernel wird also abgespeckt und dann kompiliert. Wir haben auch eine Unzahl von Scripten programmiert, von der Set-up-Routine bis zu den vielen unsichtbaren Helferlein, die z. B. das System anpassen, bevor eine Funktion (wie der Music-Player) startet. Mit diesen Scripten wird das Verhalten des Systems im Betrieb maßgeblich gesteuert.“

Ein Beispiel dafür, was mit „von Ballast befreien“ gemeint ist: Für die beiden Hauptfunktionen des Mini Media laufen zwei unterschiedliche Anwendungen – für Video „Kodi“, für die zweikanalige Audioausgabe „MPD“. Und je nachdem, was man gerade möchte, schaltet ein Script die jeweils nicht benötigte Anwendungssoftware ab und konfiguriert das Betriebssystem für optimale Unterstützung des aktiven Mediaplayers. Unter anderem hierin liege das softwareseitige Know-how, was den Mini Media klanglich nach vorne bringe, so BMC.

B.M.C. Audio Mini Media von der Seite betrachtet

Im Grunde genommen würde das Kodi Media Center (www.kodi.tv) auch für die Audioausgabe genügen, und tatsächlich nutzen einige HiFi-Hersteller diese (mehr oder weniger angepasste) Software auch hierfür; beim Mini Media sind über Kodi-Plug-ins Streamingdienste wie Tidal abrufbar. Da Kodis Kernkompetenz aber mehr in der Bildwiedergabe angesiedelt ist, hielt man es bei BMC für nötig, für den strikt audiophilen Modus den „Music Player Daemon“, kurz MPD (www.musicpd.org), heranzuziehen. Beide Programme wurden für beste Performance natürlich auch noch auf den Mini Media hin „customised“.

Dass überhaupt zwei unterschiedliche Programme genutzt werden, bekommt der User im Alltag dadurch mit, dass er zur Fernsteuerung mittels Smartphone/Tablet eben auch zwei Apps benötigt. Vielleicht etwas ungewöhnlich, aber als wirklichen Komfortnachteil habe ich es nicht empfunden.

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