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Arcam FMJ D33: Auf in den Hörtest!

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  1. 2 Arcam FMJ D33: Auf in den Hörtest!

Gehört habe ich zum einen klassisches 44.1-kHz-Material, das über den Audiolab 8200CDQ Spieler digital per S/PDIF gereicht wurde, zum anderen per Notebook/USB mit HD-Material. Der Arcam FMJ D33 wurde sodann direkt per XLR-Verbindung mit meiner regelbaren Abacus Ampollo Endstufe verbunden – damit dürfte möglichst wenig „Schmutz“ im Signalweg gelegen haben.

Ich nehme seit einigen Wochen ganz gerne zum Kennenlernen einer neuen Komponente Pete Dohertys Album „Grace/Wastelands“. Das Album versammelt überwiegend pete dohertyakustisch eingespieltes Material, ist sehr sauber produziert und kann aufgrund der gut eingefangenen Live-Atmosphäre über eine gute Kette ein veritables Gänsehautgefühl erzeugen. Der Track „Salome“ ist eine jener katzenpfötig-sanft daherkommenden Doherty-Balladen, die ihren wahren Tiefgang erst bei wiederholtem Hören offenbaren. Die Instrumentierung ist reichhaltig, was aber durch ein geschicktes Voicing kaum auffällt. Das Stück bietet einen Bass, zwei akustische Gitarren, eine Melodica, Solo-Violine, später einen kleinen Streichersatz – all dies begleitet von einem sehr dezent gespielten Schlagzeug. Nicht zu vergessen natürlich Dohertys belegte, ein wenig fransige Stimme.

Und ich muss zugeben: Der Arcam FMJ D33 nimmt mich von Anfang an mit zwei Haupttalenten für sich ein. Talent Nummer eins ist die Art und Weise, wie der stereofone Raum dargestellt wird. Es gibt ja Komponenten, die das Thema Raumdarstellung mehr oder weniger nebenbei erledigen. Klar, der Gesang kommt zumeist aus der Mitte, links und rechts fächern sich ein paar Instrumente auf, alles steht akkurat an seinem Platz – gut is‘.

Der FMJ D33 hingegen macht hier von Anfang an eine klare Ansage: „Das hier ist der Rahmen, in dem das Musikstück stattfindet“. Der Raum ist weit, er ist tief, er ist aber auch klar begrenzt und interessanterweise scheint er dies schon im Intro des Stücks „Salome“ zu sein, obwohl dort eigentlich nur zur Linken ein Bass, zur rechten eine akustische Rhythmusgitarre sowie einige leise gespielte Ridebecken-Viertel zu hören sind.

Das Stück ist quasi erst zehn Sekunden alt, da bekomme ich schon eine ziemlich genaue Vorstellung davon, wie weit sich der Raum, in dem das Stück geboten wird, ausbreiten wird. Dies gilt sowohl für die Breite als auch für die Tiefe. Das wirkt recht frappierend, aber auch ausgesprochen entspannend, weil man diese stereofone Bühne als „gegeben“ serviert bekommt und sich fürderhin auf anderes konzentrieren kann. Zum Beispiel auf das Talent Nummer zwei, das ich noch erwähnen wollte:

Der FMJ D33 bildet tonal lupenrein ab, geradezu wie ein Laborgerät. Das sollte im Grunde kein Wunder sein, denn mit einem Digitalgerät einen linealglatten Frequenzgang zu zaubern ist ungefähr so schwierig, wie sich den Finger unfallfrei in die eigene Nase zu stecken. Trotzdem sei es betont, denn glatter Frequenzgang und Wohlgefühl beim Hören geben sich erfahrungsgemäß trotzdem nicht immer die Klinke in die Hand, warum auch immer.

Dem Arcam FMJ D33 liegt eine Fernbedienung bei

Die zahlreich vertretenen akustischen Instrumente klingen über den Arcam-Wandler absolut natürlich und authentisch, der akustische Bass zur Linken, der zu Beginn in recht hohen Lagen spielt, angenehm voluminös, ohne zu brummeln, die hinzu kommenden Gitarren lassen sich hervorragend voneinander differenzieren, obwohl sie sich einander in ähnlichen Lagen umspielen, die Schlagzeugbecken fein und klar, niemals zischelig, aber trotzdem voller Details. Auch ist zu erwähnen, wie der FMJ D33 Dohertys Stimme wiedergibt, nämlich mit ebenjener feinen Heiserkeit und Belegtheit, die nur dem ambitionierten Kettenraucher zueigen ist.

Neben der tonalen Ausgewogenheit punktet der Arcam-DAC aber auch mit einer stupenden Feinauflösung. So ist Dohertys Stimme neben einem dezenten Hall auch ein sehr leises Delay von etwa einer Viertelsekunde Delayzeit zugemischt, das halbrechts im Stereo-Panorama herumflackert, um dem Gesang mehr Tiefe zu geben. Solche tontechnischen Taschenspielertricks deckt der FMJ D33 ohne mit der Wimper zu zucken auf. Das Gute ist aber: Es stört nicht. Im Gegenteil, ich habe das Gefühl, eine ungemein ehrliche Komponente vor mir zu haben.

Dieser erste Eindruck soll sich dann auch in den Folgestücken meiner Hörsession fortsetzen. Um mal ein wenig mehr zu rocken, gibt es nun Musik des britischen Indie-Trios Yuck. Dessen gleichnamiges Album erschien 2011 und macht einfach nur YuckHöllenspaß. Wikipedia nennt als Referenzen Dinosaur Jr, Pavement, My Bloody Valentine und Sonic Youth. Das kann ich nur sehr begrenzt unterschreiben, denn Yuck unterscheidet sich gerade von den beiden letztgenannten Bands doch ganz erheblich durch eine wesentlich direktere, schnörkellosere und besser gelaunte Gangart. Ich würde als Referenz vielmehr sehr stark für die Pixies der Frühphase votieren. Melodisch, überraschend, fett losbratende Gitarren und ein „Gesang“, bei dem die Anzeigenadeln der Studio-VU-Meter durchgehend im roten Bereich getänzelt haben dürften.

Beim Song „The Wall“ zeigt sich, dass der Arcam FMJ D33 die oben genannten Talente abermals zum Einsatz bringt. Das ganze Album ist trotz der musikalischen Härte eher auf den Mittenbereich hin „optimiert“. Vermutlich geht man davon aus, dass der Rezipient eh nur billiges Equipment aus den 80er Jahren besitzt und die Loudness-Taste mit Gaffa-Tape fixiert hat. Anders gesagt: Das Stück rockt zwar tierisch los, hat aber weniger Tiefbass zu bieten, als man das eigentlich erwarten würde. Und da mogelt der FMJ D33 eben auch nix hinzu. Ist halt nicht tiefgründig, ist halt einfach nur laut. Auch legte man beim Mix ganz offensichtlich wenig Wert auf das Thema Bühnenabbildung. Warum auch? Kacheln soll’s! Der Arcam zuckt mit den Schulter und sagt, „mir egal“ – das Klanggeschehen ist hier eben nur zweidimensional, dafür föhnen mich die unter Einsatz von lebensgefährlichen Kompressionswerten abgemischten Gitarren mit Lust in den Hörsessel. Geht geil ab!

„Get away“ vom gleichen Album ist ein wenig differenzierter und wartet in sehr typischer Pixies-Manier mit einem Mix aus zurückgenommenen Strophen und Breitseiten-Refrains auf. Mit Lust und Spielfreude changiert der FMJ D33 zwischen beiden Extremen und wirkt dabei ungemein agil. Die recht brachialen Laut-Leise-Unterschiede gibt er – so scheint’s – ohne jeden Verzug direkt an den Verstärker weiter. Das spricht zum einen für ein sehr gutes Timing, also quasi nicht vorhandene Latenzzeiten, zum anderen aber auch für gute grobdynamische Fähigkeiten.

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Test: Arcam FMJ D33 | D/A-Wandler

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