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Audiolab M-DAC – D/A-Wandler

Inhaltsverzeichnis

  1. 2 Audiolab M-DAC - D/A-Wandler

Eher das Gegenteil ist der Fall. Für einen DAC der 800-Euro-Klasse ist der neue Audiolab fast schon überausgestattet. Das fängt mit den Eingängen an: Viermal S/PDIF – je zweimal koaxial und optisch – und einmal USB Typ B für den Anschluss an den Rechner. Zuletzt genannte Anschlussart funktioniert asynchron, es gibt sogar eine Displayoption, die den Füllstand des USB-Buffers im M-DAC grafisch anzeigt; dieser sollte idealerweise so um die 50 % schwanken. Natürlich könnte man nun einen fehlenden symmetrischen AES/EBU-Eingang beklagen, doch mal ehrlich: Wer braucht das denn? Spielt im heimischen Bereich doch kaum eine Rolle.

Audiolab M-DAC: Anzeige des USB-Buffers

Auch ausgangsseitig darf man zufrieden sein, nicht nur asymmetrisch, sondern auch symmetrisch via XLR geht’s nach draußen – alles andere als selbstverständlich, insbesondere zu diesem Kurs. Das gilt auch für die Kopfhörer-Buchse.

Funktional-praktisch ist der Audiolab M-DAC ebenfalls. Das liegt nicht nur am Lautstärkedrehregler, den ich generell lieber habe als so ’ne Taster-Lösung, es liegt auch an einem Display, das noch von drei Metern Entfernung aus ablesbar ist, vor allem aber daran, dass dem Wandler eine Fernbedienung beiliegt. Natürlich für Lautstärke, Mute, Eingangswahl, aber auch – im USB-Modus – für Titelsprung, Play, Pause und Stop. Darüberhinaus lassen sich die unterschiedlichen Digitalfilter per Geber durchswitchen, was ich eher der Rubrik „Spielerei“ zurechne, und die Menüsteuerung funktioniert ebenfalls aus der Ferne. Die Tiefen des Menüs auszuloten, ist Sache der Bedienungsanleitung, die auf der Webpage des Vertriebs hinterlegt ist (hier: PDF-Download). Unter anderem lässt sich die digital realisierte Lautstärkeregelung (inklusive Balancefunktionalität) des M-DAC auch wieder deaktivieren.

Audiolab M-DAC - die Lautstäreregelung lässt sich auch umgehen

Zur Technik verweise ich auch auf den Bericht des Kollegen Markus Sauer über den 8200CDQ. Das beim M-DAC der Trafo ausgelagert, sprich extern ist, und es kein Laufwerk und keine damit verbundene Elektronik im Gerät gibt, wird wohl, vorsichtig formuliert, kein klanglicher Nachteil sein. Auf zwei weitere relevante Unterschiede im Vergleich zum CDQ weist der Hersteller hin – sie hören auf die mehr oder minder hübschen Namen „D3E Decorrelator“ und „CROSS“. Bei zuerst Genanntem handelt es sich um eine Art Dithering, welches Audiodaten mit Wortbreiten unter 24 Bit „veredeln“ soll, zuletzt Genanntes bezeichnet die „diskret aufgebaute Class-A-Ausgangsstufe mit hoher Linearität und Stromlieferfähigkeit“ des M-DACs, welche sich dem Vernehmen nach klanglich bezahlt machen soll.

Rückseite des Audiolab M-DACs

Bevor es an die eigentlichen Hörsessions geht, zunächst die Vorarbeiten: Eine Woche Dauereinspielen gönne ich dem M-DAC damit er sich warmläuft – was man übrigens wörtlich nehmen darf, der Wandler ist ein kleines Stövchen: Er wird im Leerlauf ganz deutlich wärmer als die 8200-MB-Monos, das ist schon lustig.

Dann ausprobiert, welche die klanglich beste Digitalfiltereinstellung ist. „Optimal Transient“ liest sich natürlich schon viel schöner als „Sharp Roll-off“, oder? Muss dann ja auch besser klingen. Tut es auch. Ein wenig. Was aber der große Unterschied zwischen den drei unterschiedlichen „Optimal-Transient“-Filtern, „Minimum Phase“ und „Slow Roll-off“ sein soll, möge dann lieber jeder selbst erkunden. Ich habe es unter „nicht so bedeutsam“ abgehakt.

Unterschiedliche Digitalfiltereinstellungen beim M-DAC

Jetzt noch die unterschiedlichen Eingänge beziehungsweise „Datenanlieferungswege“ abgeklopft. Via Squeezebox Touch koaxial oder optisch gefüttert, ergibt das gleiche Ergebnis, zumindest ist es für mich nicht Blindtest-sicher unterscheidbar. Als Alternative den Laptop, auf dem JRiver 17 als Mediaplayer läuft, über den USB-Eingang angeschlossen: Kaum Unterschiede zur S/PDIF-Variante mit der Squeezebox, und wenn da welche sind, dann: ein bisschen mehr Spaßfaktor, also (grob)dynamischer agierend, ein bisschen fetter, aber auch undefinierter im Bass – und räumlich vielleicht nicht mehr ganz so schön sauber und tief durchgestaffelt? Kann schon sein. Vielleicht liegt das aber auch nicht am USB-Eingang des M-DAC, sondern an meinem Rechner, am Mediaplayer, am USB-Kabel oder an tausend anderen Dingen? Ebenfalls möglich. Fazit: Es macht für mich nicht den großen Unterschied, auf welchem Weg der Audiolab M-DAC mit Daten versorgt wird.

Audiolab M-DAC - USB-Anschluss

Zunächst vergleiche ich den M-DAC mit Benchmarks DAC1 USB, beide über Fixed-Out, also unter Umgehung der Lautstärkeregelung. Da sind schon unterschiedliche Charaktere auszumachen:

Audiolab M-DAC in Schwarz
Natürlich auch in Schwarz zu haben

Tonal ist es wohl Geschmackssache. Wenn der Benchmark als balanciert durchgeht, mit eher leicht saftigem denn schlankem Oberbass/Grundton, dann ist der Audiolab „noch balancierter“, noch mehr gemäß reiner Lehre, also ohne besagtes „Tendenzchen“. Zudem habe ich das Gefühl, dass er ein klein wenig mehr Hochtonenergie, ein wenig mehr Luft und Offenheit obenrum vermittelt. Der M-DAC kommt deshalb insgesamt – relativ zum Benchmark gehört – ein wenig drahtiger, entschlackter und klarer rüber, was auch klangfarblich differenzierter wirkt. Unterschiede, die allerdings keinesfalls so ausgeprägt sind, als dass sie solche grundverschiedener Anlagen- und Raumsetups konterkarieren würden. Das ist eher ein tonales i-Tüpfelchen.

In anderen klanglichen Dimensionen ist’s dagegen schon weniger eine Frage des persönlichen Geschmacks. Vielmehr würde ich sagen, dass das günstigere Produkt, also der M-DAC, durchaus besser ist. Nicht um Welten, aber gerade beim Langzeithören in eine Richtung weisend, die insgesamt unterm Titel „näher dran, packender“ laufen darf.

Lauren HillDas betrifft zum Beispiel die Bassqualität. Der M-DAC geht da konturierter, trockener und strenger vor als der Benchmark, der beispielsweise beim fetten Beat von Lauren Hills „To Zion“ zwar etwas mehr „schiebt“, aber nicht so hart, ansatzlos, plötzlich wie der Audiolab zur Sache kommt, der hier deshalb auch rhythmisch zwingender auftritt. Da ist mit dem M-DAC mehr Grip in den unteren Lagen, man hat das Gefühl, mehr Details präsentiert zu bekommen – sei’s nun bei Kontrabassarbeit einer Jazzcombo, sei’s bei elektronischer Tief- bis Tiefsttonkost. Ja, mir kommt es sogar so vor, dass ich mit ihm vergleichsweise „tiefer runter“ hören kann.

Der audiolab M-DAC besitzt ein externes Netzteil
Der Audiolab M-DAC besitzt ein externes Netzteil

Dynamik und Impulsverarbeitung dürfen als weitere Stärken des M-DAC gelten. Der Brite wirkt straighter als der Amerikaner, bei dem man bisweilen das Gefühl bekommt, er „softe“ ein wenig ab. Jedenfalls wirken Gitarrenpicks, harte Klavieranschläge oder auch Beckenarbeit des Drummers über den M-DAC direkter, mehr auf den Punkt. Manchmal, je nach Aufnahme, wird der eine oder andere das wohl auch schon als zu straight, als einen Tick ins Harte neigend, empfinden. Stimmt schon, er schönt nicht, und das klingt nicht immer „schöner“. Aber irgendwie dann doch: nackter, klarer, unmittelbarer. Und deshalb spielt der M-DAC für mich einfach involvierender, treibender, und zieht mich so leichter in die Musik hinein.

Tori Amos - Under The PinkSchließlich halte ich drittens die Raumdarstellung sowie die Genauigkeit und insbesondere auch die Plastizität der Abbildung für Talente des Audiolabs. Bei einem der vielen A/B-Vergleiche zwischen den Wandlern, es lief gerade Tori Amos‘ Song „God“, war ich beim Übergang zum M-DAC gleich derart davon angetan, wie er die Bühne in die Tiefe ausrollt und die Sängerin so viel griffiger, körperbetonter in den Raum stellt, dass ich einmal einen Quercheck zu meinem Luxman D-05 Player riskierte und dessen internen Wandler extern fütterte. Nein, soweit geht’s dann doch nicht, dass der M-DAC dem inzwischen sechsmal teureren Japaner das Wasser abgräbt. Das sind schon noch mal andere Ligen. Aber was der Audiolab M-DAC fürs Geld bühnentechnisch bietet, ist wirklich beachtlich. Unterm Strich sehe ich viele Vorteile bei ihm. Der Benchmark zieht das Klangpanorama zwar etwas breiter auf, in Sachen Tiefenausleuchtung und Bestimmtheit der Abbildung bleibt er aber weniger konkret.

audiolab Fernbedienung

Tonal neutral, trocken-konturierter und flotter Bass, überhaupt dynamisch ziemlich auf Zack und mit einer tollen Raumausleuchtung gesegnet – der Audiolab M-DAC bietet klanglich preisklassenbezogen viel. Sehr schön. Also an der Zeit, etwas Wasser in den Wein zu schütten:

Aktiviert man die Lautstärkeregelung und hört dann peu à peu immer leiser, knickt das, was ich eben als relative Stärken des Wandlers dargestellt habe, ebenso peu à peu wieder ein. Das Klangbild wirkt dann einen Tick weniger plastisch, weniger dynamisch als zuvor, und klangfarblich ein wenig pastelliger, nicht so deckkräftig. Letztlich war es für mich bei geringer Abhörlautstärke dann wieder Geschmackssache, ob der Benchmark (der pegelunabhängig ziemlich gleich tönt) oder der Audiolab spielte, mal passte der eine besser, mal der andere.

Billboard
Mutec REF 10 Nano

Test: Audiolab M-DAC | D/A-Wandler

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