Demnächst im Test:

Tobias Zoporowski

Ausgebildeter Elektroniker, Diplom-Technikjournalist (FH), Buchautor

Tobias ZoporowskiWir schrieben das Jahr 1984 und ich hatte nichts anderes im Sinn, als mein Kommunionsgeschenk – eine für mich damals unfassbare vierstellige D-Mark-Summe – in meine erste „richtige“ Stereoanlage zu versenken. Es konnte doch schließlich nicht angehen, die von meinem zehn Jahre älteren Cousin mit „Dio“- und „Warlock“-Alben (Doro Pesch war übrigens die erste Frau, auf die ich abgefahren bin – und nein, ich beantworte keine Fragen über meinen Geschmack) bespielten BASF-CR-E II-Cassetten auf meinem tragbaren Loewe-Opta-Leierkasten abzuspielen. Ich hatte höhere Ziele! Und war schon lange scharf auf die Anlage eben jenes Cousins, die mit ihren zuckenden LED-Levelmetern und den massiven Eingangswahlhebeln so unglaublich „maschinig“ aussah. „Sony“ stand da drauf. Und „HST-49 AB Stereo Cassette Receiver/Program Sensor“. Wie sich das schon las. Wer sowas hatte, musste ja cool sein. Und: Er hat sie mir verkauft! Mitsamt einem Pärchen JBL Control One (die hängen noch heute in meiner Garage) und einem WEGA-Halbautomaten für die Platten, die ich noch nicht hatte. Die kamen dann recht schnell. „We Built This City“ von Starship und „Kyrie“ von Mr. Mister waren die ersten beiden Singles, die das – gar nicht mal so schlechte – Audio-Technica-MM abtasten durfte. Und zwar solange, bis sie an einer in einem renommierten und heute noch existenten HiFi-Magazin veröffentlichten und zur „Nachmischung“ empfohlenen Do-it-yourself-Reinigungstinktur den „Ätz-Tod“ starben.

Tiefschläge, die ich rasch wegsteckte. Schließlich zog mit der vom Taschengeld zusammengesparten und gebraucht gekauften Legende Sony CDP-101 der erste Digitalo in mein Jugendzimmer ein. Der optisch wunderbar zum Siebzigerjahre-Design des Receivers passte und auch sonst einiges auszuhalten hatte. „Notorious“ von Duran Duran und „Actually“ von den Pet Shop Boys etwa, meine ersten beiden Alben auf CD, dicht gefolgt von Europes „The Final Countdown“, damals unglaubliche 38 D-Mark teuer. Pro Stück. Und da ich lange der Erste und Einzige in meinem Freundeskreis war, der „´ne richtige Anlage“ besaß, wurde ich gern zu jeder Party eingeladen. Mit meiner Anlage. Versteht sich. An der die zahlreichen „Tourneen“ nicht spurlos vorübergingen. Überhaupt war ich der Ansicht, dringend aufrüsten zu müssen. Und wechselte auch den Hersteller.

Beseelt von dem Gedanken, dass „alles von einem“ doch der Königsweg sein müsse, schlichen sich Pioneer-Einzelkomponenten in mein Herz. Es sollte etwa zwei Jahre dauern, bis ich mir einen kompletten „757-Turm“ zusammengeschuftet (Sommerferien, Herbstferien und so nebenbei) hatte. Einige Geräte besitze ich noch heute (Verstärker A-757 MK II, Tapedeck CT-757 MK II, Tuner F 757), sie sind voll funktionsfähig und in Originalverpackung eingelagert. Das Ganze gekrönt von einem Pärchen Canton Ergo 80 DC, einem Philips DCC-900 Digital-Tapedeck (technisch und klanglich klasse, trotzdem – dank DAT und der damals aufkommenden MiniDisc – ein Rohrkrepierer) und dem für mich lange Jahre unerreichten Superplayer „CDP-X 555 ES“ (ja, mit Holzwangen) von Sony. Der lebt leider nicht mehr. Aber er hat lange durchgehalten. So lange, bis bei mir aus dem Hobby HiFi nach einem Journalistik-Studium Profession wurde, ich mich als Redakteur bei der STEREO durch ungezählte Testberichte schrieb – und der alte Kamerad von jetzt auf gleich nicht mehr wollte. Vielleicht war er eifersüchtig geworden auf all seine viel moderneren Zunftbrüder, die ich hin- und wieder heimbrachte und auch noch lobte? Ich kann ihn nicht mehr fragen. Ertappe mich aber beizeiten dabei, in Internetauktionsbörsen nach einem baugleichen Modell zu suchen. Nur so. Aus Nostalgie. Meinen aktuellen Gerätebestand können Sie dem Reiter „Equipment“ neben meinen Testberichten entnehmen.

Musikalisch fühle ich mich noch immer bei meinen Wurzeln wohl, es darf ruhig etwas härter zur Sache gehen. Ein „Multirezipient“, der sich in allen Genres gleich sicher bewegt und auskennt, bin ich nicht. Gerade entdecke ich knackigen Rockabilly- und Motown-Sound für mich. Musik, die nur dann wirklich „kommt“, wenn sie einen mitreißt, aus dem Sessel hebt, zum Lachen, Weinen, Schwitzen bringt. Direkt, unmittelbar, rotzig. Das muss für mich auch die wiedergebende Elektronik drauf haben. Ohne Schnörkel, ohne Gezirpe und ohne aufgesetzt audiophilen Feingeist.

In meinem Hauptberuf habe ich inzwischen nichts mehr mit HiFi zu tun. Was positiv ist, kehrt doch mit dem Entfall von Routine die Leidenschaft zurück. Und die ist bei dem, was uns hier bei fairaudio alle verbindet, essentiell.

zur Über-uns-Seite