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Thomas Dybdahl | Elvis Costello & The Roots | Peter Gabriel | Julia A. Noack | Geri Allen | Mister and Mississippi | Hiatus Kaiyote | VA: Hamburger Küchensessions # 2

Inhaltsverzeichnis

  1. 1 Thomas Dybdahl | Elvis Costello & The Roots | Peter Gabriel | Julia A. Noack | Geri Allen | Mister and Mississippi | Hiatus Kaiyote | VA: Hamburger Küchensessions # 2

Victoriah Szirmai / November 2013

Diese Ausgabe unserer Musik-Kolumne enthält acht neue Platten von folgenden Künstlern: Thomas Dybdahl | Elvis Costello & The Roots | Peter Gabriel | Julia A. Noack | Geri Allen | Mister and Mississippi | Hiatus Kaiyote | VA: Hamburger Küchensessions # 2

Thomas Dybdahl | What’s Left Is Forever

Thomas Dybdahl I What´s Left Is Forever

Treue fairaudio-Leser konnten gerade erst im Interview mit Thomas Dybdahl lesen, dass der norwegische Musiker, der sich nach mittlerweile acht Solo-Alben immer noch eher als singender Gitarrist denn als Gitarre-spielender Sänger betrachtet, die Vocals für den wirklich heiklen Teil im Produktionsprozess hält. Einem Sänger nämlich sei es unmöglich, Emotionen vorzutäuschen, was heißt: Entweder sie sind da und die Produktion gelingt. Oder sie sind es nicht, und alles geht den Bach runter. Von Letzterem ist Dybdahl auch auf seinem Neuling What’s Left Is Forever weit entfernt, selbst wenn, das sei im Vorfeld zugegeben, diese Platte flacher ist als alles, was wir von dem smarten Musiker gewohnt sind.

Dies mag nicht zuletzt darin begründet liegen, dass der sich bislang selbst produzierende Dybdahl die Regler erstmalig jemand anderem überlassen hat – und zwar keinem geringeren als Larry Klein, der nicht nur der Ex-Ehemann Joni Mitchells ist, sondern auch für die Produktion einer Reihe ihrer Platten verantwortlich zeichnete, sondern auch Künstler wie Tracy Chapman, Herbie Hancock, Madeleine Peyroux oder Holly Cole im Portfolio hat und im Allgemeinen etwas mehr auf den – wenngleich gehobenen – Massengeschmack abzielt als Dybdahl allein es je getan hat. Das kann man jetzt mögen – schließlich swingt What’s Left Is Forever mehr als Thomas Dybdahls bisherige Alben. Oder auch hassen, da die Produktion Dybdahls fragile Stimme wie überhaupt seine lyrischen Qualitäten stellenweise schlicht unterminiert.

Thomas Dybdahl 1.1

Zunächst aber lässt sich das Ganze recht erfreulich an. Gleich der Opener „Love Is Here To Stay“, angesichts dessen man meinen könnte, versehentlich in ein Prince-macht-einen-auf-Curtis-Mayfield-Stück hineingeraten zu sein, macht gute Laune. Da ist ein Soul-Crooner alter Schule am Werk, der die Wirkung seines grandiosen Organs nicht durch Plastik-R&B-Beats zerstört, sondern vielmehr auf einen butterweichen Bassteppich setzt, den man so auch bei Beady Belle finden könnte. Und auch, wenn Dybdahl viele Soulsänger als Vorbilder nennt – festlegen auf das Soulige will er sich nicht. Gleich mit dem zweiten Stück, „Easy Tiger“, bringt er gitarrenlastige Singer/Songwriter-Folk-Klänge mit schmeichelndem Country-Flair à la Nick Drake ins Spiel, während „Running On Fumes“ mit clubbig-blubbernden Beats unverhofft discoesk daherkommt. „Shine“ wiederum ist eine reduzierte Akustikballade, die sich nicht hinter entsprechenden Arbeiten von Bon Iver oder William Fitzsimmons verstecken muss und deren dunkelwarmer Country-Charme so lange an Lambchops Mr. M erinnert, bis Dybdahl die „Purple Rain“-Gedächtnisgitarre aufheulen lässt.

Auch „Soulsister“ besticht noch durch einen beadybellesken Wohlfühl-Groove – das war’s dann aber auch schon mit Behaglichkeit, denn ab dem sechsten Track mit seiner Achtzigerjahre-Attitüde und dem allzu gefälligen Refrain, spätestens aber mit Track Nummer sieben, der schlichtweg lahm ist, ist bei What’s Left Is Forever spürbar die Luft raus. Es scheint, als hätte Dybdahl sein ganzes Pulver bei den ersten Songs verschossen. Glücklicherweise fängt sich das Ganze mit dem lagerfeuerseeligen, Americana-getränkten C&W-Charme von „City Ligths“ wieder, dessen geerdete Sounds in seltsamem Kontrast zu Thomas Dybdahls ätherischem Falsett einen ganz eigenen Zauber entfalten. „So Long“ präsentiert klassisches Songwriting mit kleinen, verborgenen Klangspielereien, die aufhorchen lassen, während „The Sculptor“ mit seiner Kombination aus eingängiger Strophe, die dazu angetan ist, ein Gefühl von Summertime-and-the-living-is-easy zu entfesseln, und Gong- und anderem Starkschlagwerk getränktem Rumms-Refrain das Zeug zum Radiohit hat.

Thomas Dybdahl 1.2

Gäbe es nicht noch die Ballade „But We Did“, die an Dybdahls introvertiertes Frühwerk erinnert und sich longig, schmeichelnd und – um nicht beliebig-chillig zu werden – E-Gitarren-stark anschmiegt, man hätte What’s Left Is Forever getrost unter ferner liefen abschreiben können. Und dann packt der schlaue Dramaturg mit dem Closer „This Next Wave Is A Big One“ den eigentlichen Grund aus, dieser Platte schlussendlich doch noch zu verfallen: Nach einer irgendwo zwischen Spätromantik und Gershwin angesiedelten Streicherouvertüre präsentiert sich dem Hörer ein minimalistisches Gitarren-Vokal-Stück, in dem man sich vor Wonne ertränken möchte. So, jaaa, ahhhh!, genau so kennen und lieben wir Thomas Dybdahl, der hier ein perfektes Stück Herbst geschaffen hat. Der verzerrte, Reverb-reiche Schlussriff sorgt mit reichlich Schall und Rauch dafür, dass als Fazit zur Platte festzuhalten bleibt: Starker Auftakt, schleppende Mitte, grandioses Finale.

Elvis Costello & The Roots | Wise Up Ghost

Elvis Costello & The Roots | Wise Up GhostI Cover

Wenn sich das ehemalige New-Wave-Enfant-terrible Elvis Costello mit der Akustik-HipHop-Crew The Roots zusammentut, könnte dabei schlechtestenfalls etwas herauskommen, was man unter dem Namen „Crossover“ zu Recht fürchten gelernt hat. Bestenfalls entsteht eine Verbindung, wie sie erst kürzlich Giorgio Moroder mit Daft Punk oder Daniele Lupi mit Danger Mouse geglückt ist. Wirklich benennen kann man solch eine auf den ersten Blick unmöglich erscheinende Mixtur allerdings nicht mehr, denn in Wise Up Ghost steckt vom Streicherarrangement bis zur Twang-Gitarre alles drin. Auch Costello persönlich, der vom ¼uvre Burt Bacharacs über Country bis hin zur Klassik in schon nahezu jedem Genre gewildert hat, streicht hier die Segel: „Ich weiß nicht, welchen Namen ich dieser Musik geben soll. Es ist wie ein großer Hexenkessel, in den wir allerlei Pülverchen und Zaubertränke, Frösche und Finger hineingeschüttet haben.“

Elvis Costello 2.1

Dabei ist das Prinzip der auf dem legendären Blue Note Label veröffentlichten Platte im Grunde simpel: Ein alter Mann am Mikro gibt seine stets ein wenig zynischen Einsichten zum Besten, während hippe Jungs für den kickenden Groove sorgen. Letzterer ist auf Wise Up Ghost nicht nur omnipräsent, sondern auch vom Feinsten, versteht es Roots-Schlagzeuger Questlove doch, seinem Drumset derart tricky Beats zu entlocken, wie andere sie nicht einmal programmieren können. Gleich der Einstieg überzeugt: „Walk Us Uptown“ klingt ein bisschen wie der schleppende „Clint Eastwood“ der Gorillaz, erinnert aber auch an jene Frühphase Costellos, die vom Motown- und Stax-Sound geprägt war. Leider pendeln sich die folgenden Tracks auf einem recht einförmigen Level mit konstantem Klang und immergleichem Beat ein, was auf die Dauer in Langweile umschlägt. Erst die 6/8-Ballade „Tripwire“ sorgt endlich für Abwechslung, alldieweil ich sie für nicht sonderlich gelungen halte. „Stick Out Your Tongue“ mutet dagegen richtig cool an und ist nach dem starken Opener definitiv der erste Höhepunkt des Albums.

„Come The Meantimes“ verströmt dezentes „Inner City Blues (Makes Me Wanna Holler)“-Feeling – wäre da nur nicht dieses Mikrowellen-Pling, das einen wahlweise aufspringen und in die Küche stürzen oder zum Telefon greifen lässt. Auch die jaulende Gitarre, die hier mehr als gently weept, muss eigentlich nicht sein. Sehr sexy dahingegen der stolpernde Groove und überhaupt alles am im Verlauf zunehmend hypnotischer werdenden „(She Might Be A) Grenade“. Ohnehin scheint die Platte jetzt beim Schlafzimmerteil angelangt zu sein: „Cinco Minutos Con Vos“ besticht nicht nur mit Mariachi-Bläsern und klassischem Crooning, sondern vor allem durch den Gastauftritt der betörenden La Marisol, im wirklichen Leben Leadsängerin der Mexikanisch-Amerikanischen Band La Santa Cecilia. Für dieses herrliche Duett muss man die Wise Up Ghost lieben!

Elvis Costello 2.2

Vor allem auch, da die folgenden Stücke wie „Viceroy’s Row“ und auch der Titeltrack nicht mehr überzeugen können. Selbst die große Schlussballade „If I Could Believe“ dürfte nur etwas für hartgesottene Costello-Fans sein. Glücklicherweise wartet die Limited Deluxe Edition von Wise Up Ghost mit drei weiteren Tracks auf und holt den Hörer mit „My New Haunt“ in amtlich rohem Street-Style von Wolke Kitsch ab. Wave-Reminiszenzen kommen bei „Can You Hear Me“ auf – allein, so richtig vermögen auch diese trotz ihres dubbigen Unterbaus nicht zu zünden, und so reverben sie vor sich hin. Fürs rauschgiftinduzierte Delirium ist so ziemlich sicher der richtige Soundtrack! Nach immerhin sechseinhalb Minuten haben sie aber auch den nüchternen Hörer so weit eingelullt, dass er den Song schließlich toll findet. Toll ist auch das abschließende „The Puppet Has Cut His Strings“, bei dem sich ein fein ziselierter Groove Costellos klassischem Songwriting derart organisch anschmiegt, als wären beide füreinander geschaffen. So hätte es von mir aus die ganze Platte lang gehen können.

Peter Gabriel | And I’ll Scratch Yours

Peter Gabriel | And I’ll Scratch Yours I Cover

Legte der Grandseigneur des Pop zuletzt mit Scratch My Back ein überraschendes Album mit Coverversionen vor, lässt er sich nun auf dem Komplementäralbum And I’ll Scratch Yours den Rücken respektive das Songgut von handverlesenen Künstlern schubbern, darunter ausgewähltes Jungvolk wie Bon Iver, Regina Spektor und Elbow, aber auch Ur-Gesteine wie Brian Eno, Lou Reed und Paul Simon, kurzum: (Nahezu) ebenjene, deren Lieder er vor etwa zweieinhalb Jahren einer gründlichen Gabrielisierung unterzogen hatte. Im Gegensatz zu vielen anderen Cover-Projekten war es Gabriel hier aber nicht nur um den bloßen Tribut zu tun, sondern vielmehr um musikalische Kommunikation, die im Austausch von Songs mündet. Kein Wunder, dass das Ganze dann auch mit „Some of Peter Gabriel’s favourite songwriters perform versions of his work“ beuntertitelt ist.

Und das lässt sich zunächst mit David Byrnes Bearbeitung von „I Don’t Remember“ recht wavig-technoid an, bevor es Bon Iver gelingt, auf der Vater-zu-Tochter-Nummer „Come Talk To Me“ trotz des weich im Kopf machenden Pizzicato-Overkills mittels eines gefühlten Ukulelenorchesters verdammt nach Ende der Achtziger/Anfang der Neunziger zu klingen. Da tut Regina Spektors originalgetreue Version von „Blood Of Eden“ richtig gut. Für Spektor’sche Maßstäbe klingt das nachgerade zahm, für einen Gabriel-Song richtiggehend frisch. Ohnehin stellt der Spagat zwischen imitativer und inspirierter Herangehensweise die größte Herausforderung an die versammelten Künstler. Man will schließlich ebenso wenig als Coverband daherkommen wie als Querulant, der auf Biegen und Brechen alles gegen den – vielleicht gar nicht so schlechten – Strich bürsten muss und dabei nicht nur die den Gabriel’schen Originalen zweifelsohne innewohnende Schönheit opfert, sondern die mittlerweile zu Klassikern gewordenen Stücke gar verrät.

Peter Gabriel 3.1

Einen ersten Höhepunkt erlebt die Platte mit der Eifersuchtshymne „Shock The Monkey“, die in der Interpretation des 1971 geborenen Joseph Arthur zum inbrünstig selbstzerfleischenden Monolog wird, der einem Gebet um Erlösung in Nichts nachsteht. Randy Newman gelingt das Kunststück, direkt hiernach mit „Big Time“ den Spannungsbogen zu halten – und noch dazu erstmals einen amtlichen Groove in das Album zu bringen. Die Arcade-Fire-Version von „Games Without Frontiers“ braucht, allem Hype um die Montrealer Indie-Rocker zum Trotz, kein Mensch. Da lob‘ ich mir schon eher die nicht minder gehypten Elbow aus Manchester, die des der Dichterin Anne Sexton gewidmeten Songklassikers „Mercy Street“ angenommen haben und der hier seltsam traumverloren, ja körperlos aus den Boxen wabert, dabei aber immer pure Schönheit verströmt.

Mit seiner bestürzend futuristischen Interpretation von „Mother of Violence“, bei welcher das Original nur noch fern zu erahnen ist, wird Brian Eno seinem Ruf als Innovator, wenn nicht gar Avantgardist in Sachen Ambient einmal mehr gerecht. Und dann kommt auch schon das Stück, welches ich mit größter Spannung erwartet habe. Da es der Terminkalender von den ursprünglich von Gabriel gecoverten Radiohead nicht zuließ, einen Beitrag zu And I’ll Scratch Yours zu leisten, wurde kurzerhand Leslie Feist angefragt. Und die hatte nicht nur Zeit und Lust, sondern widmete sich nach dem Motto „Wenn schon, denn schon“ einer als bislang uncoverbar geltenden Gabriel-Nummer, seinem Duett „Don’t Give up“ mit Kate Bush. Zwar haben sich schon Genrefremde wie Crossover-Oper-Diva Sarah Brightmann oder musikalische Leichtgewichte wie Pink, Lady Gaga oder Xavier Naidoo an der Nummer versucht – allein, den von Kate Bush und Peter Gabriel verbreiteten Zauber einzufangen und adäquat wiederzugeben, ist bislang niemandem gelungen.

Feist gelingt das, obwohl (oder gerade weil) sie nicht auf den zerbrechlichen Charme der Bush setzt. Noch schöner wäre es allerdings gewesen, wenn sie den ganzen Song allein performed und den Gabriel-Part nicht Timber Timbre, der ihr in keiner Weise das Wasser reichen kann, überlassen hätte. Die abschließende Beurteilung, ob dies jetzt der zweite Höhepunkt der Platte ist, muss hier offenbleiben. Ziemlich höhepunktig dagegen kommt Lou Reeds knurriges, E-Gitarren-getränktes, herzschlagpercussiongetriebenes „Solsbury Hill“ daher – ein definitiver Hinhörer, dem erst Paul Simon mit gewohnt heiterem Zwiegesang auf dem Closer „Biko“ die Schwere zu nehmen vermag.

Julia A. Noack | The Feast

Julia A. Noack | The Feast I Cover

Ihrem Image als Folk-Pop-Mädchen ist Julia A. Noack mit The Feast endgültig entwachsen. Nicht nur sind – im Wortsinne – die alten Zöpfe ab, sondern auch ihre Herangehensweise in Sachen Songwriting ist neu: Anstatt ganz klassisch mit Klampfe im stillen Zimmer zu komponieren, setzte sie diesmal auf Ideen und Fragmente, die erst im Studio zu ihrer finalen Form fanden. Und zwar durch keinen Geringeren als Alexander Nefzer, der schon den Klangminiaturen auf Illutes Immer kommt anders, als du denkst! zu farbprächtiger Opulenz aufhalf. Und auch die Kollaboration des Wiener Produzenten mit Noack ist eine dieser Verbindungen, die im Himmel geschlossen zu sein scheinen.

Julia A. Noack 4.1

Das klassische Songwriting der Wahlberlinerin, mit dem sie schon Bob Dylan zu verzücken wusste (und der sich von Noacks Stimme an Emmylou Harris erinnert fühlte), trifft auf ausgeklügelte Arrangements voller Detailverliebtheit. Heraus kommt eine mal akustische, mal elektropoprockige Melange, in welche Noack ihre hochassoziativen Lyrikgemälde bettet, gekrönt von ihrem erfreulich unangestrengt wirkenden Gesang, der gar nicht erst versucht, ätherisch oder auf irgendeine andere Art kapriziös zu sein. Vielleicht ist dieser dem Storytelling angelehnte Aspekt an The Feast derjenige, der noch am meisten auf die Folk-Vergangenheit der Musikerin verweist.

Ansonsten haben wir es mit einer durchaus temporeichen, Groove-betonten Produktion zu tun, die das eine oder andere Mal durchaus zu rocken versteht. Da gibt es zunächst den Statement-setzenden Opener „Want/Be“, der mit seiner elektronischen Gitarrenwucht als formidable Rocknummer daherkommt. So radikal wie hier ist der Bruch mit dem bisherigen Schaffen Noacks im Weiteren aber nicht, auch wenn der Folgetrack „Everything Is Sexuality“ erfrischend urban-elektroclashig klingt und damit so gar nicht ans Singer/Songwritertum erinnert. Aufhorchen lässt das rhythmuslastige „What’d She Say“, dessen Doo-Wop-Chöre a-capella in jedem Barbershop für musikalische Untermalung sorgen könnten.

Julia A. Noack 4.3

Ganz pur und verletzlich, aber nie zerbrechlich, präsentiert sich Noack dem Hörer nur mit Stimme und Akustikgitarre auf „Silver Whisper“, dessen melancholischer Nachklang mit „Summer, Something“ aufgefangen wird, das mit seinem entspannten Bossa-Groove für sommerliche Leichtigkeit sorgt, die man auch im Herbst ab und zu noch gut gebrauchen kann. Groove ist ohnehin ein gutes Stichwort, denn neben der im Vordergrund stehenden Stimme von Julia A. Noack fokussiert The Feast auf Rhythmen, Beats, Grooves, kurzum alles, was den Kopf nicken und das (Tanz-)Bein zucken lässt. Beispielsweise beim Titeltrack „The Feast“, der obendrein mit einem ganz feinen Bläsersatz aufwartet.

Und als wäre es damit noch nicht genug, wird bei Tracks wie „Designer Drug“ das ganz große Produktionsarsenal in Form einer kompletten Parade inklusive Fanfaren, Rührtrommeln, Glockenklang, Konfetti, Spalier stehenden Gaffern und darüber schwebenden Raumschiffen aufgefahren. Ähnlich episch kommt „Matter of Me“ daher, dem es gelingt, zwischen all der Gigantomanie den einen oder anderen unendlich zärtlichen Moment hervorblitzen zu lassen. Abgerundet wird das Ganze mit dem dezent pumpenden, düster David-Lynch-artigem Rummelplatzambiente von „The Inconceivable“. The Feast ist eine irisierende Platte, die bei jedem Hören eine weitere Schicht, einen neuen elektronischen Störer, ein bislang unentdecktes Knistern offenbart – dieses musikalische Festmahl trägt seinen Namen vollkommen zu Recht.

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Plattenkritik: Thomas Dybdahl | Elvis Costello & The Roots | Peter Gabriel | Julia A. Noack | Geri Allen | Mister and Mississippi | Hiatus Kaiyote | VA: Hamburger Küchensessions # 2

  1. 1 Thomas Dybdahl | Elvis Costello & The Roots | Peter Gabriel | Julia A. Noack | Geri Allen | Mister and Mississippi | Hiatus Kaiyote | VA: Hamburger Küchensessions # 2