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Analogforum 2016

Inhaltsverzeichnis

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November 2016 / Frank Hakopians

Wenn es stimmt, was der Volksmund sagt – man wird erst mit 30 wirklich erwachsen –, dann wäre das jährlich stattfindende Analogforum nun auch formal endgültig aus den Kinderschuhen heraus, denn in diesem Jahr lud die Analog Audio Association tatsächlich zur 30. Messe dieser Art ins Hotel Mercure nach Krefeld-Traar.

Dort hat die Veranstaltung rund um die Wiedergabe von Vinyl, Tonband und analogem Rundfunk inzwischen ihre Heimat gefunden. Bis 2008 wurden Analogforen durchaus auch zweimal im Jahr veranstaltet und man traf sich, im Gegensatz zur heute verübten Praxis, an unterschiedlichen Orten in der Republik. Düsseldorf, Hamburg, Mannheim oder auch Eschborn bei Frankfurt kommen mir da in den Sinn. Dass die Messe nun in einem ländlichen Krefelder Vorort sesshaft geworden ist, liegt zum einen an dem ungebrochen hohen Besucherzustrom Richtung Niederrhein, gut 2500 Interessierte sollen dieses Jahr den Weg nach Krefeld gefunden haben, zum anderen aber auch an den ausgesprochen günstigen räumlichen und personellen Bedingungen des attraktiv am Rande eines Golfplatzes gelegenen Hotels. Zudem geht das Gerücht um, dass die Hoteldirektion eine gewisse Affinität zum schwarzen Gold besitzt.

30. Analogforum in Krefeld 2016
Das Mercure Hotel in Krefeld beherbergt das Analogforum

Aber auch der Gastgeber, die Analog Audio Association, kurz AAA, hatte etwas zu feiern. Seit 25 Jahren besteht der Verein, dessen Gründung im Januar 1991 nicht zuletzt aufgrund der sehr realen Sorge erfolgte, die Schallplatte zähle über kurz oder lang zur aussterbenden Spezies. Wen das amüsiert, sei daran erinnert, wie viele gut erhaltene Schallplattensammlungen damals am Straßenrand auf die Entsorgung warteten. Glücklicherweise ist es anders gekommen und die schwarze Scheibe erlebt eine Renaissance mit satten jährlichen Zuwachsraten, was die Verkäufe angeht.

30. Analogforum in Krefeld 2016

Die Analog Audio Association zählt inzwischen knapp eintausend Mitglieder, etwa zehn Prozent davon sind Firmen. Nach der glücklichen Rettung der Schallplatte geht es heute vor allem darum, einer breiten Öffentlichkeit Vinyl nicht als lediglich nostalgisches, sondern als exzellent klingendes Wiedergabemedium nahezubringen. Logisch, dass auch das analoge Masterband nicht fehlen darf.

Der Vereinsvorsitzende Rainer Bergmann und andere engagierte Mitglieder scheuten jedenfalls keine Mühen, um den in der Mehrzahl wirklich gelungenen Vorführungen von Händlern, Vertrieben und Herstellern mit einer Reihe themenbezogener Workshops, speziellen Musikvorführungen, einhundertfünfzig Kilo Lakritzschnecken (wegen der Rille), Jubiläumskuchen, sowie mit einer eigens geschnittenen Jubiläums-Schallplatte nebst Tonband ein würdiges Rahmenprogramm an die Seite zu stellen. Der sonnig-blaue Himmel hat ja fast schon Tradition, und so spielte auch diesmal das Wetter mit, als am letzten Oktoberwochenende das Mercure Hotel seine Tore für das 30. Analogforum öffnete. Auch eine Tradition: der wie immer freie Eintritt.

Tanja Ehrlich und Organisator Rainer Bergmann
Tanja Ehrlich und Messe-Organisator Rainer Bergmann

Nach der herzlichen Begrüßung durch Tanja Ehrlich und Organisator Rainer Bergmann erwies sich ein Blick in das Ausstellungsverzeichnis der Messe als notwendig, denn gut 80 Aussteller hatten die etwa 35 Hotelzimmer und Tagungsräume im Erdgeschoß des Hotels sowie die großzügigen Räume im Souterrain belegt.

Analogforum 2016
Messeimpressionen

Da tat es der generell guten Stimmung auch keinen Abbruch, dass einige der größeren Plattenspielerhersteller wie etwa Transrotor, Acoustic Solid oder Rega der Messe fern blieben. Mangel an guten, interessanten Geräten herrschte sicher nicht, und wie es sich für eine echte Hotelmesse gehörte, galt es für die Aussteller in den Räumen analoge Vorführungen für die zahlreichen, in der Regel gut informierten und daher durchaus kritischen Besucher zu organisieren. Und die sollten nicht enttäuscht werden.

Bergmann Galder
Plattenspieler Bergmann Galder

Werner Obst von WOD Audio hat bekanntlich einige der feinsten Highend-Preziosen im Vertriebsprogramm, die man sich wünschen kann (aber auch die günstigen, leistungsstarken Komponenten von iFi). Aus diesem Fundus hatte er Bergmanns neues Laufwerk Galder, das insgesamt mit vier Armen bestückt werden kann, hier aber mit dem luftgelagerten Tangentialtonarm Magne auskommen musste (Laufwerk 15.000 Euro, Tonarm 3.500 Euro), die Top-Röhrenelektronik des rumänischen Herstellers Thrax und natürlich auch die von Ypsilon mitgebracht.

WOD Messestand
Im Raum von WOD Audio war diese Kette zu hören

Die pro Paar 16.200 Euro teuren Zweiwegemonitore Lyra, offensichtlich dem D’Appolito-Prinzip zugetan und mit einem speziellen Hornsystem für den Hochtonbereich versehen, kamen ebenfalls von Thrax. Gemäß des optischen Eindrucks wurde man auch nicht von einer Wall of Sound erschlagen, sondern von einem erfreulich unspektakulären, dafür aber enorm ausgewogenen und natürlichen Klangbild geradezu verwöhnt. Man hätte länger verweilen mögen, auch weil mit Miyajimas 3.600 Euro teurem Shilabe ein echtes Spitzen-MC die Abtastung zu verantworten hatte.

Spendor-Lautsprecher SP1/2R²
Der BT-Vertrieb hatte unter anderem die Spendor-Lautsprecher SP1/2R² mitgebracht

Stefan Beckers BT-Vertrieb kombinierte Spendors SP1/2R² (ab 5.000 Euro) mit den bekanntermaßen günstigen, aber musikalischen Verstärkern von Heed. Als eigentliches Highlight entpuppte sich jedoch der Plattenspieler TT2 von Edwards, dessen OEM-Rega-Tonarm mit einem Gegengewicht aus Messing sinnvoll aufgewertet wurde. So gerüstet, wusste der TT2 mit Verve und einem reichen, farbigen Ton zu beeindrucken. Der Preis von 899 Euro inklusive Tonarm scheint schlichtweg sensationell. Okay, okay, die Phonoverstärkung besorgte Van den Huls 6.800 Euro teure Phonovorstufe The Grail und das MC-System VdH DDT II Special für 1.190 Euro ist nicht von ungefähr ein wahrer Dauerbrenner.

Hul-System DDT II
Das van den Hul-System DDT II Special bei der Arbeit …

Mijnheer Van den Hul, übrigens ein Gründungsmitglied der AAA von 1991, war persönlich anwesend und stand für ausgiebige Fachsimpeleien zur Verfügung. Die Analoglegende war offensichtlich aber auch für den ein oder anderen Ulk zu haben.

Mijnheer Van den Hul
… während sein gut gelaunter Schöpfer auf interessante Details hinweist

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Messebericht: Analogforum 2016

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