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Teufel & Raumfeld

Inhaltsverzeichnis

  1. 1 Teufel & Raumfeld

Mai 2016 / Martin Mertens

Berlin Acoustics Group … kennen Sie nicht? Nun, das ist die Holding-Gesellschaft der Firmen Lautsprecher Teufel und Raumfeld. Beide Unternehmen sind echte Berliner Gewächse – wenn auch mit völlig unterschiedlichen Hintergründen:

Lautsprecher Teufel wurde 1980 in einer Neuköllner Kneipe gegründet. Ursprünglich verkaufte man selbst entwickelte Lautsprecherbausätze im eigenen Laden und über ein Händlernetz, seit 1986 bietet Teufel Fertiglautsprecher an – und wechselte 1990 zum Direktvertrieb.

Teufel & Raumfeld

Die Gene des 2008 als Start-up ins Leben gerufenen Unternehmens Raumfeld liegen dagegen in der Softwareentwicklung. Die Raumfeld-Software-Technologie ermöglicht es, Musik drahtlos im ganzen Haus zu hören. Kern des Raumfeld-Audiosystems ist die kostenlose App für Android und iOS, mit der sich alle Funktionen von jedem Raum aus intuitiv bedienen lassen.

Flagshipstore Teufel-Raumfeld

Seit 2010 arbeiten Teufel und Raumfeld zusammen. Beide Firmen profitieren dabei: Teufel steuert das Know-how in Sachen Akustik und Lautsprecherbau sowie den gut etablierten Direktvertrieb bei, Raumfeld seine Kompetenzen in puncto Software und Drahtlos-Technologien. Konkurrenz machen sich die beiden nicht. Während Teufel für stylishe Produkte steht, einen eher herzhaften Markenauftritt hinlegt und ein zweites starkes Standbein in der Heimkino-Szene hat, setzt Raumfeld auf gediegenes Design, einfache Bedienung und die besondere Technologie.

Europacenter
Das Europacenter – in den 1960er Jahren errichtet und eines der bekanntesten Gebäude der Berliner City West

Mein Besuch bei den beiden Schwesterfirmen beginnt in den neuen Räumen von Raumfeld, im Europacenter am Breitscheidplatz, im Herzen des alten West-Berlins, direkt gegenüber der Gedächtniskirche (kleines Foto). In der neu angemieteten Etage sind die Handwerker mit letzten Ausbauarbeiten beschäftigt: Die Küche im zentralen Aufenthaltsraum wird fertiggestellt, letzte Lampen werden installiert. Durch die großen Glasscheiben, die den Aufenthaltsraum von den umliegenden Büros trennen, sieht Breitscheidplatz: Die neuen Räume von Raumfeld liegen direkt vis a vis des Wahrzeichens von West-Berlin, der Gedächtniskircheman rege Betriebsamkeit. Mitarbeiter sitzen in Besprechungen, andere telefonieren oder arbeiten konzentriert an ihren Rechnern – das Ganze wirkt auf mich eher wie ein cooles Web-Start-up als eine Firma, die Unterhaltungselektronik entwickelt, herstellt und vertreibt.

Sebastian Thümmel, PR-Manager von Teufel und Raumfeld, muss sich hier selbst erst orientieren. Nach der Elternzeit ist er gerade wieder ein paar Wochen im Einsatz – und während seiner Abwesenheit hat sich die Mitarbeiterzahl fast verdoppelt auf jetzt aktuell 250. Seine Begeisterung über das dynamische Wachstum der Firma wirkt auf keinen Fall wie eine professionelle PR-Show, sondern echt. Er zeigt auf eine Glasscheibe, hinter der die meisten Mitarbeiter telefonieren. „Hier sitzt der Kundenservice“, erklärt er.

Im Kundenservice herrscht reger Betrieb
Blick in den Raum des Kundenservices

Ich erfahre, dass der Support in unmittelbarer Nähe zu Softwareentwicklung und Produktmanagement untergebracht ist, damit kompliziertere Fragen gleich an die zuständigen Entwicklungsabteilungen oder Produktmanager weitergeleitet werden können. So können Kunden einerseits schnell und kompetent unterstützt werden, auf der anderen Seite fließt das, was hier an Fragen und Anregungen ankommt, gegebenenfalls gleich in neue Produkte oder das nächste Softwareupdate ein. Das direkte Feedback der Kunden betrachtet man als einen großen Vorteil des Direktvertriebskonzepts.

Im Aufenthaltsraum lässt sich gut schunkeln
Im Aufenthaltsraum lässt sich gut schunkeln

Kurze Wege, unmittelbare Kontakte, schneller Austausch – das scheint eine Maxime bei Raumfeld zu sein. Warum das so wichtig ist, erfahre ich von Max Voigt, Product Manager Raumfeld und Max Boit, General Manager Product Management Raumfeld. Deren Aufgabe ist es, neue Trends zu erkennen und passende neue Produkte oder Features zur Marktreife zu entwickeln. Dazu ist es zum einen wichtig, die Augen offen zu halten, die Trends am Markt zu beobachten und weiter zu denken; zum anderen haben die beiden immer ein Ohr am Kunden.

Produktmanager Max Boit
Raumfeld-Produktchef Max Boit

Max Voigt erläutert mir den „Raumfeld Dreiklang“: Design – Klang – Technologie. Kunden nähmen meist zuerst das Aussehen der Produkte wahr, interessierten sich dann für den Klang und erlebten die einfache Bedienung der Raumfeld-Technologie. Alles zusammen mache das „Raumfeld-Erlebnis“ aus. Mit diesem Konzept will man gerade den amerikanischen Markt erobern.

Auch wenn die Technologie für den Kunden der letzte Punkt bei der Begegnung mit einem Raumfeld-Produkt sein soll, bei der Produktentwicklung steht sie am Anfang. Trigger für die komplette Entwicklung ist das sogenannte „User Interface“, also die Schnittstelle der Technologie zum Kunden. Diese bestimmt nämlich letztendlich, was ein Nutzer mit seinem Raumfeld-Produkt tut und erlebt. In die Entwicklung des User Interface fließen sowohl die Anfragen aus dem Support ein als auch die Trends, die das Produkt-Management aufspürt sowie die Ergebnisse von diversen Instrumenten der Markt- und Meinungsforschung – von Befragungen bis hin zu Testgruppen und Anwender-Workshops.

Das „2Raumfeld Welcome Home“-Mulitiroom-Paket, welches zwei Räume bespielen kann
Das „2Raumfeld Welcome Home“-Multiroom-Paket, welches zwei Räume bespielen kann

Ellen Reitmayr, die für diesen Bereich verantwortlich zeichnet, erläutert mir, welche Bedeutung das User Interface als Schnittstelle zwischen Raumfeld-Produkt und Anwender hat. Es gelte, die Bedienung so einfach und intuitiv wie möglich zu gestalten, dabei aber möglichst viele Anwendungsfälle offen zu halten. Um hier den größtmöglichen Konsens zu erreichen, arbeite sie einerseits mit verschiedenen Testgruppen, die sich hinsichtlich ihrer Erfahrung im Umgang mit Raumfeld-Produkten unterscheiden. Andererseits kämen in weiteren Entwicklungsphasen auch sogenannte „Key-User“ ins Spiel: Gute Kunden, man könne auch sagen „Fans“ der Marke, die überdurchschnittlich viele Raumfeld-Produkte besitzen, diese intensiv nutzen und sich durch ein klares Feedback qualifizieren.

WLAN-Lautsprecher Raumfeld Stereo Cubes (hinten) mit dem Connector (vorne), der eine bestehende Anlage streamingfähig machen kann
WLAN-Lautsprecher Raumfeld Stereo Cubes (hinten) mit dem Connector (vorne), der eine bestehende Anlage streamingfähig machen kann


Softwareentwicklung

Die Umsetzung der Anforderungen des User Interface obliegt im Wesentlichen der Softwareentwicklung. Die lässt sich grob in drei Bereiche einteilen, wie mir Sven Neumann, Software-Entwickler bei Raumfeld, erläutert. Aktuell steht die Integration von Google Cast im Fokus, die auf einen Schlag hunderte von Streamingdiensten und Musik-Apps in Raumfeld integrieren wird. Raumfeld-Kunden sollten möglichst unkompliziert auf die Musik und die von den Dienstbetreibern angebotenen Funktionen zugreifen können, und das nicht nur in Bezug auf ein Wiedergabegerät. Je nachdem, was der jeweilige Dienst zulässt, kann man über die Raumfeld-App die Musikwiedergabe im kompletten Haus steuern, sodass etwa im Kinderzimmer Hörspiele laufen, während in der Küche Musik spielt und im Wohnzimmer der Ton zu einem Film wiedergegeben wird.

Das Herz von Raumfeld: Die Softwareentwicklung. Die Herrscherin über das User Interface, Ellen Reitmayr, ist links hinten im Bild zu erkennen
Das Herz von Raumfeld: Die Softwareentwicklung

Der zweite wichtige Bereich der Softwareentwicklung sei die Firmware der Raumfeld-Geräte. Damit die einzelnen Produkte reibungslos zusammenarbeiten, müsse jedes Gerät über eigene „Intelligenz“, bestehend aus Hard- und Software, verfügen. Während die Hardware nach der Produktion ja nicht mehr verändert werden könne, sind bei der Firmware Updates möglich. So könnten auch ältere Produkte mit neuen Funktionen versehen werden. Ein einmal gekauftes Raumfeld-Produkt würde damit immer besser, da es um neue Funktionen erweitert werde. Die größte Herausforderung bei der Firmware-Entwicklung bestehe darin, dass die Software sehr schlank und sehr schnell gehalten werden müsse. Die Rechenleistung der eingesetzten Chips sei begrenzt – was nicht zuletzt dem Stromverbrauch und der Vermeidung einer aktiven Kühlung geschuldet sei. Dazu käme, dass die Geduld der Anwender gering sei, wenn es darum ginge, nach einem Tipper auf das Touchscreen zu warten, bis etwas passiere. Technisch setze man auf ein extrem verschlanktes Linux in Verbindung mit gängigen Protokollen wie UPnP, DLNA etc.

Ich schaue mich um. Die Bildschirme in der Firmware-Entwicklung sind schwarz und zeigen grüne Schrift – hier wird Quellcode geschrieben. Die Hardware der Raumfeld-Geräte, an deren Firmware gearbeitet wird, ist an die Rechner der Entwickler angeschlossen. Beim Gespräch mit den Programmierern wird mir schnell klar, dass es sich um Cracks handelt, die Spaß daran haben, sich einen Linux-Kernel nach ihren Bedürfnissen anzupassen.

Bei der Firmware-Entwicklung wird direkt im Quellcode gearbeitet
Hier wird Quellcode geschrieben …

Der dritte Bereich der Softwareentwicklung betrifft die Raumfeld-App für Android und iOS. Auch sie wird ständig weiterentwickelt, für neue Geräte eingerichtet und um neue Funktionen erweitert. Hierfür ist eine dritte Entwicklungsabteilung zuständig. Was die Bildschirme hier zeigen, sieht anders aus als bei den Kollegen der Firmware-Entwicklung. Die Apps werden großteils mithilfe grafischer Programmierumgebungen entwickelt. Auf den Bildschirmen sieht man gleich das Erscheinungsbild der App.

Bei der App-Entwicklung geht es bunter zu
Bei der App-Entwicklung geht es bunter zu

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Firmenbericht: Teufel & Raumfeld

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