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High End 2015 – Devialet Phantom, Audiodata Master One u.a. – Report fairaudio

Inhaltsverzeichnis

  1. 2 High End 2015 - Devialet Phantom, Audiodata Master One u.a. - Report fairaudio

Rundgang über die High End 2015
mit Ralph Werner

Die Franzosen, so sagt man, sind ein revolutionäres Völkchen – und vielleicht mangelte es deshalb auch nicht an revolutionärem Pathos auf der Pressekonferenz von Devialet (http://en.devialet.com). Manch einer winkt ob solch großspurigen Auftritts schnell ab. Doch wird man zugeben müssen, dass seitdem die Franzosen den D-Premier in 2010 launchten und mit ihm einen in der Form wohl einmaligen Verstärker auf den Markt brachten, kein Jahr ins Land geht, in dem es nicht zu weiteren bedeutenden Produkt-Innovationen kommt. Vielleicht dürfen die so reden. Wie dem auch sei – was hatten sie diesmal im Gepäck?

Devialet rief und die Presse kam ...
Devialet rief, und die Presse kam …

Zunächst einmal ein Stück Software, nämlich die neue Firmware 8.0, auf die alle Devialet-Besitzer kostenfrei upgraden können und damit neue Funktionen spendiert bekommen, etwa die DSD-Fähigkeit und, wohl relevanter, eine grundsätzliche Überarbeitung des Phonoeingangs: Aus nicht weniger als elf Entzerrkurven kann künftig gewählt werden und mittels der Fernbedienung lassen sich bequem vom Hörplatz aus Gain und Abschlussimpedanz stufenlos für jeden Tonabnehmer einstellen. Auch die neueste Version von SAM (Speaker Aktive Management) kommt mit der 8.0-Version.

Apropos: Inzwischen stehen auf der Devialet-Page für 220 Lautsprechermodelle SAM-Korrekturkurven zum Download bereit – doch die Franzosen haben jetzt ein Kistchen namens SAM Lab entwickelt, eine Art portables Messsystem, welches es ermöglicht viel schneller als bisher Lautsprecher für Devialets Expert-Verstärker einzumessen (das Prozedere soll sich damit von drei Arbeitstagen auf acht Minuten verkürzt haben, so die Franzosen). „SAM für alle“, lautet offenbar das Motto.

Devialet Phantom

Die aufsehenerregendste Neuigkeit wurde freilich zum Schluss vorgestellt, standesgemäß mit den Steve-Jobs-Worten „Just one more thing …“ Beim „thing“ der Franzosen handelt es sich um den Devialet Phantom, ein streamendes, App-gesteuertes Wireless-Aktivlautsprechersystem der Sonderklasse: Der Phantom lässt sich „stand alone“ betreiben oder in einem Multiroom-Setup von bis zu 24 Stück. Für den Mittel/Hochton-Bereich hat’s vorne ein Koax-System, während an den Seiten die Basstreiber in Form zweier Halbschalen arbeiten – diese stecken in einem hermetisch abgedichteten Gehäuse, zwei Tonnen Druck wären nötig, um die Schalen hineinzubewegen, so die Franzosen. Die normale Phantom-Version liegt bei 1.690 Euro und hält insgesamt schnuckelige 750 Watt in der Hinterhand, die „Silver“-Variante kostet 300 Euro mehr, hat 3000 Watt an Bord und kann 6 dB lauter spielen.

Devialet Phantom von Innen
Devialet Phantom von Innen

Die Vorführung des Devialet Phantom geriet dann auch recht spektakulär: Die Bass-Wangen flatterten derart, dass man wirklich Angst bekommen konnte, doch statt in die Luft zu gehen, schob das weiße, klingende Rugby-Ei ungerührt Basswellen in den Raum. Ob der Diskrepanz zwischen Kleinheit des Speakers und Größe des Klangbildes muss man unwillkürlich lachen. Ob das alles nach strenger HiFi-Lehre zugeht, steht auf einem anderen Blatt. Wahrscheinlich ist das aber auch gar nicht der Ansatz der Franzosen. Man möchte wohl eher jenen, die keine klassische Anlage besitzen wollen, sondern was Cooles, Schickes und toll Klingendes, eben genau das bieten. Chapeau – ein wirklich heißes Teil. Ich bin gespannt, welche Kreise der Phantom noch ziehen wird. Devialet hat jedenfalls Großes mit ihm vor. Müssen sie auch, allein schon, um die 25 Millionen Entwicklungsaufwand wieder einzuspielen.

Audiodata
Von links nach rechts: Franz Stöger, Peter Schippers und Hannes Palfinger von Audiodata

Wer Audiodata hört, denkt wahrscheinlich schnell an Herrn Peter Schippers, der die Marke 1982 in Aachen gründete. Doch im letzten Jahr – wir berichteten – wurden Lautsprecher-Entwicklung und -Produktion an die neue Audiodata Lautsprecher GmbH in Salzburg (www.audiodata.com), Österreich übertragen. Das neue Unternehmen wird von den Herren Hannes Palfinger und Franz Stöger geleitet, aber natürlich bringt Peter Schippers seine Entwicklungskompetenz weiterhin mit ein.

Audiodata Master One

Mit der Audiodata Master One gab es in München denn auch gleich mal einen Paukenschlag zu sehen und zu hören. Das grundsätzliche Konzept dürfte von der teilaktiven Avancé, die wir in 2011 testeten, inspiriert sein, denn auch bei der Master One gibt es aktive, sensorgeregelte Bässe, die im Verbund mit einem (passiv angetriebenen) Koax spielen. Freilich reizt das neue Flaggschiff dieses Konzept ohne Rücksicht auf Kostenbeschränkungen aus. So wurde beispielsweise die Bass-Bestückung im Vergleich zur Avancé verdoppelt, pro Paar spielen demgemäß acht 22-cm-Chassis, die von insgesamt 1440 Watt befeuert werden. Der Mittel/Hochton-Koaxialtreiber ist ebenfalls ein wenig gewachsen, und dessen Konus besteht nun aus reinem Magnesium, während die 25-mm-Kalotte aus Beryllium gefertigt wird und extrem verzerrungsarm spielen soll. Die nach oben gebogene Schallwand besteht aus den Mineralwerkstoff Corian – lackiert wird sie von Leuten, die auch für manches Porsche-Modell verantwortlich zeichnen. Der Sockel, auf dem die Master One steht, wiegt alleine schon 25 Kilogramm und wurde aus einem massiven 40-Kilo-Alublock herausgefräst. Aluminium ziert auch die Rückwand, was nicht nur gut aussieht, Resonanzen minimiert, sondern gleichzeitig auch die Verstärkerelektronik kühlt …

Terminal der teilaktive Audiodata Master One
Terminal der teilaktive Audiodata Master One

Die Audiodata Master One wird diesen Sommer verfügbar sein – wenn man das nötige Kleingeld mitbringt. Bitte festhalten: Die schmucken 2 x 105 Kilo liegen bei 69.900 Euro. Wer es etwas günstiger mag: Die Schwestermodelle Audiodata Master Two und Three sind ebenfalls noch für dieses Jahr (Herbst beziehungsweise Winter) geplant.

Harbeth 40.2

And now for something completely different: Eckig statt verrundet, passiv statt teilaktiv, britisch statt österreichisch. Die neue, große 40.2 von Harbeth ist da, was Fans der Marke freuen dürfte. So „radikal“ überarbeitet wie die gerade kürzlich erst getestete Harbeth Super HL5 Plus wurde das … äh: dicke Ding dem Vernehmen nach wohl nicht. Die Frequenzweiche sei aber komplett neu abgestimmt worden, was den Wirkungsgrad erhöht habe (+ 2 dB) und den Bassbereich Richtung „knackig-neutraler“ erklingen lasse. Preislich musste – nicht zuletzt aufgrund der Euro-Schwäche – leider auch neu abgestimmt werden: Der große Monitor von der Insel ist nun ab 16.850 Euro erhältlich.

Neat Mastermind Bob Surgeoner neben seinem neune Lautsprecher
Neat Mastermind Bob Surgeoner neben seinem neuen Top-Modell der Momentum-Lautsprecherserie

Harbeth befindet sich im Vertrieb von Input Audio (www.inputaudio.de) – und wer die „Nordlichter“ kennt, weiß, dass sich in deren Portfolio noch andere interessante britische HiFi-Marken befinden. Neat Acoustics etwa. Entwickler und Mastermind Bob Surgeoner hatte ebenfalls einen neuen Lautsprecher mitgebracht, die Neat Momentum SX7i (Preis um die 10.000 Euro). Die recht hohe, schlanke Säule bietet als technische Highlights eine D’Appolito-Anordnung der Mittelton/Hochton-Treiber, zwei innenliegende Basstreiber, die isobarisch arbeiten (also hintereinander arrangiert sind und parallel laufen) sowie eine „point-to-point“ gelötete Frequenzweiche geringer Ordnung. Das Spitzenmodell der Motive-Serie soll im Juli 2015 kommen.

Bernd Hömke von Input Audio
Bernd Hömke von Input Audio

Ebenfalls im Angebot bei Bernd Hömke von Input Audio ist die Elektronikmarke Creek. Vor einem Jahr wurde der Vollverstärker Evolution 100 A in den Markt eingeführt – und nun kommt die passende Quelle.

Creek Evolution 100 CD DAC/Preamp

Der Creek Evolution 100 CD DAC/Preamp verbindet, wie der Name schon sagt, CD-Wiedergabe mit insgesamt sechs Digitaleingängen (inklusive USB und Bluetooth), hat zudem eine Lautstärkeregelung an Bord und stellt das Line-Signal via Cinch und XLR bereit. Oder über eine Kopfhörerbuchse. In Sachen Verfügbarkeit wird der September 2015 angepeilt, der Preis soll bei 2.100 Euro liegen.

Reinhard Weidinger von der Münchner Hörzone

Naturgemäß stehen bei einer Messe wie der High End Lautsprecher und Elektronikkomponenten im Vordergrund – und nicht das (sehr wichtige) Thema Raumakustik. Einer der sich hierum aber verdient gemacht hat – sei’s mit entsprechenden Produkten, sei’s mit fachkundiger Beratung – ist Reinhard Weidinger von der Münchner Hörzone (http://hoerzone.de). Nicht zuletzt deshalb, weil die von ihm in den letzten Jahren mit aufgebaute Marke Vicoustic vertrieblich zu Audiotechnica gewechselt ist, hat er sich um qualitativ hochwertigen Produktnachschub gekümmert. Und das gleich zweifach:

SonitusZum einen mit der kroatischen Marke Sonitus, die unterschiedliche Absorber, Diffusoren, Bassfallen etc. anbietet, die nett ausschauen und dabei recht preiswert sind – und zum anderen mit dem portugiesischen Unternehmen Artnovion (gegründet von Jorge Castro, seines Zeichens Ex-Entwicklungschef bei Vicoustic … die Welt ist klein), welches akustisch betrachtet ganz Ähnliches wie die Kroaten im Portfolio hat, das aber in einer noch hochwertigeren Verarbeitungsqualität und mit raffinierterem Look. Was natürlich auch etwas mehr kostet – im Durchschnitt ungefähr 30 % mehr, so Weidinger. Artnovion wird im Juli 2015 lieferbar sein, Sonitus ist es jetzt schon.

Artnovion App

Übrigens: Artnovion hat jüngst eine kostenlose Raumakustik-App namens Impulso fürs iPhone entwickelt, die in Apples App Store heruntergeladen werden kann.

Robert Suchy ist stolz auf den neuen Einsteiger-TangentialarmWerner Möhring neben dem Clearaudio Statement
Robert Suchy von Clearaudio ist stolz auf den neuen Einsteiger-Tangentialarm

Digitale Gadgets sind von Clearaudio (http://clearaudio.de) nicht zu bekommen. Analoges Spielzeug aller Formen, Farben und Preisklassen aber natürlich schon. Was die Erlanger rund ums Thema Schallplatte in den letzten Jahren aufgebaut haben und wie erfolgreich sie damit weltweit agieren, erstaunt mich immer wieder. (Hier unser Report über das Phono-Familienunternehmen, falls Sie mehr erfahren möchten.)

Natürlich hatte auch die Familie Suchy Neuigkeiten im Gepäck – als da wären eine optisch neue Variante des Plattenspieler-Monuments Statement (UVP: 115.500 Euro) …

Werner Möhring neben dem Clearaudio Statement
Werner Möhring neben dem Clearaudio Statement

… oder – das eigentliche Messe-Highlight – einen neuen Tangentialtonarm (1.990 Euro), der die Tugenden der größeren Clearaudio-Modelle in einem reduzierteren Gewand verkörpern soll.

Clearaudio

So wurde etwa die Möglichkeit, den Arm von der Platte schieben zu können, geopfert, der Clearaudio TT4 ist starr montiert und deshalb muss man die Schallplatte quasi zwischen Teller und Tonarm „einfädeln“ – was nun aber auch keine allzu große Schwierigkeit darstellt. Besser bei einer solchen Bequemlichkeit sparen als an klanglich relevanten Stellen.

Der neue Tangentialarm passt auf Tonarmbasen mit Linn-Bohrung, wird zum Herbst 2015 verfügbar sein, und wer ihn zusammen mit dem Laufwerk Performance DC und dem System Concept MC erwirbt, wird für das Gesamtpaket keine 4.000 Euro zahlen müssen.

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Kimber Kable

Messebericht: High End 2015

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