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Firmenbericht Transrotor (Fortsetzung)

Inhaltsverzeichnis

  1. 2 Firmenbericht Transrotor (Fortsetzung)

Die Zusammenarbeit mit David Gammon wurde schwieriger, als Räke mehr und eigenständigere Transrotor-Modelle verlangte, Gammon sich dagegen auf den englischen Markt konzentrieren wollte. So kam es, dass Räke schließlich ein eigenes Modell entwickelte. 1976 konnte er den „AC“ vorstellen.

Transrotor AC
Transrotor AC

Die Teile kamen dabei zunächst aus England, wo auch die Montage erfolgte. Die Überlegung, den Plattenspieler in Deutschland zu bauen, wurde zunächst verworfen, da die Montage im Vereinigten Königreich deutlich billiger möglich war.

In den folgenden Jahren baute Jochen Räke seine Produktpalette aus. Dazu übernahm er den Vertrieb von SME-Tonarmen und ergänzte sein Firmenportfolio durch Tonabnehmer. Nach den Erfahrungen mit den Transcriptors-Plattenspielern setzte er dabei eigene Schwerpunkte. Dazu gehörte unter anderem Plattenspieler so einfach und solide wie möglich zu bauen und dabei größtenteils auf normierte Industriebauteile zurückzugreifen. So kann die Ersatzteilversorgung auch auf lange Zeit dauerhaft gewährleistet werden.

Räke/Transrotor

Daneben war er immer auf der Suche nach neuen Ideen, um seine Konstruktionen zu verbessern. Nach Erfahrungen mit stählernen Federsystemen, die den Plattenspieler unempfindlicher gegen mechanische Einflüsse von außen machen sollten (der AC stand auf metallenen Bögen aus Federstahl), beschäftigte sich Räke mit speziellen, schwingungsdämpfenden Gummimischungen. Dabei entstanden als „Nebenprodukt“ hochdämpfende Gummifüßchen.

Transrotor

Die Speaker Pucks genannten Absorberfüße erinnerten nicht unerheblich an die mit runden Zusatzgewichten versehenen Plattenteller damaliger Transrotor-Plattenspielermodelle. In einem wahren Siegeszug ersetzten sie die Anfang der 1980er-Jahre populären Tennisbälle unter den Lautsprechern. Für größere Lautsprecher gab es wenig später die Jumbo Pucks mit einer metallenen Einfassung. Schmunzelnd erzählt Räke, dass dieses Produkt Transrotor über den großen Exodus, der viele Plattenspielerhersteller angesichts der aufkommenden Audio-CD und der japanischen Konkurrenz in den Achtzigern ereilte, gerettet hat. Eine Folge des massenhaften Untergangs auch großer Schallplattenspielerhersteller war, das Räke Anfang der 1990er-Jahre einen der seiner Meinung nach fähigsten Menschen in Sachen Schallplattenspieler für Transrotor gewinnen konnte: Gerhard Weichler, ehemals Entwicklungsleiter bei Thorens.

Wer sie miterlebt hat, kennt die Geschichte: Auf die Euphorie über den neuen, idealen Tonträger „Audio-CD“ folgte Ernüchterung. Die Rede vom „harten“ digitalen Klang machte die Runde, der differenzierte, wärmere Analogklang wurde wieder zum Maßstab, an dem sich CD-Spieler zu messen hatten. HiFi-Fans vergossen Tränen um ihren billig abgegebenen Plattenspieler, angesichts der verramschten Schallplattensammlung zerfleischte sich mancher innerlich vor Gram. Nach längerer Durststrecke lag analog wieder im Trend. Breit grinsten diejenigen, die es schon immer gewusst hatten und ihren LPs treu geblieben waren. Dazu kam, dass viele Szene-DJs und DJanes sich nie wirklich mit irgendwelchen elektronischen Pads, die Plattenteller simulieren sollten, hatten anfreunden können. Viele blieben der Schallplatte treu, so dass das alte Medium gerade in der jungen Szene höchstes Ansehen genoss.

Räke/Transrotor

Die Wiederbelebung der Schallplatte setzte ein. Bei seinem HiFi-Händler musste mancher Reumütige dann erfahren, dass es viele der vertrauten Plattenspielermodelle und deren Hersteller nicht mehr gab. Die übriggebliebenen Firmen, wie Transrotor, erlebten in Folge einen überraschenden Boom – und das in zweifacher Hinsicht: Zum einen stieg die Nachfrage nach Plattenspielern wieder, zum anderen verlangten die Kunden nach hochwertigen Drehern. Mit Schuld daran war auch die Audio-CD.

Zum einen gab es eine nicht zu unterschätzende Frustration darüber, dass die CD-Player-Hersteller dem schlechten Zeugnis, das viele Audiophile ihren Geräten ausstellten, durch ständige Änderungen in Sachen D/A-Wandlung zu begegnen suchten: 16-Bit-, 18-Bit- und 20-Bit-Datenraten mit doppeltem, vierfachen und achtfachen Oversampling kamen auf. Geräte, die gerade noch up to date waren, gehörten im nächsten Jahr schon zum (vermeintlich) alten Eisen. Dazu kam, dass die Mechanik der CD-Laufwerke immer aufwändiger wurde, da der Abtastsicherheit eine wichtige Rolle beim Wohlklang zugeschrieben wurde. Lademechanismen mit CD-Pucks kamen genauso in Mode wie riemengetriebene CD-Laufwerke, schwingungsgedämpft gelagerte Abtasteinheiten oder Gehäuse wie Panzerschränke. Natürlich alles bei beliebig steigenden Preisen. Kein Wunder, dass reumütige Analog-Rückkehrer bereit waren, nun richtig Geld in Phono-Technik zu investieren – galt diese doch als ausgereift und zukunftssicher. Ja, der von den CD-Herstellern betriebene mechanische Aufwand bestätigte ja quasi die Richtigkeit der analogen Technik.

Räke/Transrotor

Einen Ritterschlag erhielt Transrotor, als Grundig 1986 an Räke herantrat. Grundig war zu dieser Zeit noch ein Weltkonzern – wenn auch schon unter der Ägide von Philips. Man suchte für die Fine-Arts-Serie, mit der sich der Konzern wieder gehobenem und höchstem HiFi zuwandte, noch einen passenden Plattenspieler. Das Modell Classic von Transrotor schien den Herren aus Nürnberg vielversprechend. So erschienen dann eines Tages zehn wichtige Manager in Anzügen aus Fürth am beschaulichen Firmensitz von Transrotor. Diese Abordnung sei ihm in seiner kleinen Firma wie Besuch von einem anderen Stern vorgekommen, so Räke. Deren Vorstellungen über Modalitäten der Zusammenarbeit überstiegen zunächst deutlich die Möglichkeiten seiner Manufaktur. Durch geschicktes Verhandeln setzte man aber Konditionen durch, die ihm eine Zusammenarbeit ermöglichten. Und so wurde das durchsichtige Acryl des Classic schwarz, die verchromten Teile golden und der Classic zum Connoisseur.

Transrotor Classic
Transrotor Classic …

Transrotor Connoisseur
… und der Transrotor Connoisseur

Von da an ging es weiter bergauf. Längst hatte die Firma Zulieferer in der Umgebung gefunden, die die benötigten Einzelteile fertigten. Kurze Wege und Kleinserienfertigung ermöglichten es dem Unternehmen darüber hinaus, sehr experimentierfreudig zu sein und Neues auszuprobieren. So entstanden viele neue Transrotor-Modelle. Auf Anregung der Redaktion der Zeitschrift Stereo konstruierte Räke den Quintessence, dessen Plattenteller von drei Motoren angetrieben wurde.

Transrotor Quintessence
Transrotor Quintessence

Eine Reminiszenz an die stahlverarbeitende Industrie in Bergisch Gladbach, seit Langem der Firmensitz von Transrotor, stellte man 1992 mit dem Iron vor, bei dem Zarge und Motordose aus Stahl bestehen. Ja, sogar einen CD-Player baute man. Die aufwändige Mechanik und die eigesetzte Elektronik überforderten allerdings die Zulieferer, so dass keine großen Serien aufgelegt wurden.

Transrotor Iron
Transrotor Iron

1998 betrat Räke wieder Neuland. Für Giovanni Ferrero (ja, dem Ferrero) baute er mit dem Gravita den ersten Plattenspieler, der sich dank kardanischer Aufhängung und einem Pendel stets selber in die Waagerechte bringt, eine Technik, die seitdem bei allen Spitzenmodellen wie etwa dem Artus oder dem Argo zum Einsatz kommt.

Transrotor Argo
Transrotor Argo

Heute liegt das Firmengeschick in den Händen von Sohn Dirk Räke – was allerdings nicht heißt, dass sich Jochen Räke zur Ruhe gesetzt hätte. Dank eines Baukastensystems, bei dem viele Elemente wie Teller oder Lager für verschiedene Modelle verwendet werden können, bietet Transrotor heute eine breite Modellpalette. Dabei bedient Transrotor zum einen verschiedene Ansprüche, was das Design der Geräte betrifft, zum anderen hat man bei den meisten Modellen auch technisch einige Wahlmöglichkeiten. So werden manche Modelle mit dem neuen TMD-Antrieb ausgestattet, bei dem der Motor per Riemen einen Subteller antreibt und die Kraftübertragung auf den Hauptteller über eine magnetische Kupplung erfolgt, so dass der Plattenteller selber gar keinen mechanischen Kontakt mehr zum Motor hat – was Einflüsse des Motors auf den Plattenteller endgültig unterbinden soll. Hydrostatische Tellerlager sind bei allen Modellen Standard.

Transrotor Crescendo
Transrotor Crescendo

Neu ist auch die variable Tonarmbasis des Crescendo (s. Test Crescendo). Daneben lassen sich zahlreiche Modelle aufrüsten: etwa durch geregelte Motoren, zusätzliche Unterstellbasen oder eben durch die Aufrüstung mit einem TMD-Lager. Dabei hat man im Hause Räke stets im Auge, dass es sich wirklich um Ausbaustufen handelt, bei denen möglichst kein vorhandenes Teil überflüssig wird. Und wo doch mal etwas bei der „Aufrüstung“ ausgetauscht werden muss, bietet Transrotor großzügige Umtauschmodalitäten an. Denn trotz möglicher Ausbaustufen hat man den Anspruch, dass ein Plattenspieler immer ein komplettes System ist. Kein Kunde soll das Gefühl haben, etwas „Halbes“ zu erwerben, das noch durch die nächste Ausbaustufe komplettiert werden muss. Sehr sympathisch, dieses Denken.

Räke

Transrotor Rondino
Auch der Transrotor Rondino ist mit einem verstellbaren Tonarmboard ausgestattet

Sympathisch ist auch, dass die Räkes den Anspruch haben, Plattenspieler für die Ewigkeit zu bauen. Wie Räke senior meint, kommt alles, was er jetzt macht, ja doch letztendlich seinem Sohn zugute – und auch wer einen Transrotor-Plattenspieler kauft, kann sich sicher sein, ihn vermachen zu können. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Transrotor dereinst von seinem Käufer tatsächlich vererbt wird, ist übrigens überraschend hoch. Zum einen natürlich, weil die Plattenspieler Transrotor Artusdank der überragenden Verarbeitungsqualität sicher endlos lange funktionieren werden und aufgrund der Verwendung von standardisierten Bauteilen im Fall eines Falles auch immer wieder repariert werden können.

Zum anderen, weil es so aussieht, als würde die Schallplatte als Medium auch noch die nächsten Jahrzehnte ihren Platz behaupten. Während die Umsätze bei Audio-CDs zurückgehen, Medien wie die SACD oder die Audio-DVD sich nicht auf breiter Ebene durchsetzen konnten, wachsen die Umsätze bei Schallplatten in den letzten Jahren von Jahr zu Jahr kontinuierlich. Auf niedrigem Niveau zwar, aber stetig. Und irgendwie ist es doch bezeichnend, dass mehr hochwertige Aufnahmen auf Platte erscheinen als in Form hochaufgelöster Musikdaten. Vor über 125 Jahren erfand Emil Berliner die Schallplatte. Und es sieht so aus, als würde sie sich, trotz zahlreicher Anfechtungen, auch die nächsten 125 Jahre behaupten.

Kontakt:
Räke HiFi/Vertrieb GmbH
Irlenfelder Weg 43 | 51467 Bergisch Gladbach
eMail: transrotorhifi@aol.com
Web: www.transrotor.de
Telefon: 02202 – 31046

Räke

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Firmenbericht: Transrotor/Räke HiFi

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Über die Autorin / den Autor

Equipment

Digitale Quellen: D/A-Wandler: RME ADI-2 DAC FS (mit AKM-Chip) Musikserver: Antipodes S40

Vollverstärker: Audio Analogue ABsolute S

Lautsprecher: Divine Acoustics Bellatrix, JBL 4305P

Kopfhörer: Campfire Equinox, Pioneer SE Monitor5, Austrian Audio Hi-X65

Kopfhörerverstärker: SPL Crimson 3 (Audio-Interface), RME ADI-2 DAC FS (mit AKM-Chip)

Kabel: Lautsprecherkabel: Cardas Clear Light NF-Kabel: Cardas Clear Light Digitalkabel: Audioquest Coffee

Rack: Horns EX

Zubehör: Stromfilter: Audes ST-3000 Sonstiges: Netzteil (für DAC, Musikserver): Keces P8

Sonstiges: Raumakustikelemente von Vicoustic

Größe des Hörraumes: Grundfläche: 17 m² Höhe: 2,6 m