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Abacus electronics

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Januar 2014 / Jörg Dames

Delmenhorst, Hoykenkamp, Schierbrok, Bookholzberg, Hude, Berne, Elsfleth, Brake (als ob gerade dieses Fleckchen nun wirklich keinen mehr interessieren würde, tönt hier aus der Zugansage unter Ignorierung des Ortsnamens nur ein dröges „Links aussteigen“, worüber sich einige Fahrgäste lustig machen). Weiter nach Rodenkirchen und Kleinensiel. Vorbei an weiten grünen Wiesen, kleinen Bächen, schmucken Häuschen, sich gemächlich drehenden Windkrafträdern, relaxt dreinblickenden Schafen und vereinzelten, über alledem kreisenden Bussarden (die tun den Schafen doch wohl hoffentlich nix?). Ja, die „letzten Meter“ meiner in Berlin begonnenen Bahnreise strecken sich ganz schön, sind aber – gerade für das Auge des Großstädters – ebenso schön anzuschauen.

Im immerhin um 25.000 Einwohner zählenden nordniedersächsischen Nordenham schließlich, dem Ziel meiner Reise, wird ordnungsgemäß der Haltestellenname angesagt (ein Vertun gibt’s eh nicht, hier ist Endstation) und beim Aussteigen plumpse ich fast direkt ins wartende Auto von Herrn Karl-Heinz Sonder, dem Gründer und Seniorchef von Abacus electronics. Den letzten Teil der Reise hätte ich allerdings auch locker zu Fuß bewerkstelligen können – lautet die Firmenanschrift doch praktischerweise Bahnhofstraße 39a.

In dieser Straße nahm Abacus übrigens vor nunmehr 30 Jahren auch seinen Anfang, zwischendurch zog man einige Male um, um letztlich der Stelle, an der alles begann, eben doch die Treue zu halten. Fast jedenfalls: Eine neue Hausnummer samt größerem Firmengebäude haben sich Herr Sonder und seine Mannschaft dann schon gegönnt.

Ganz unabhängig davon blieb man einem Grundsatz in all den Jahren stets treu: Bezahlbares No-Nonsense-Audio zu liefern. Und zwar „Made in Germany“. Vielleicht mit ursächlich, warum Abacus bei fairaudio-Lesern sowas wie einen Stein im Brett zu haben scheint. Und Grund genug für uns, den – man sehe mir das naheliegende Wortspiel nach – Nordenhamer „Sonderlingen“ einen Besuch abzustatten.

Geplant ist dabei natürlich ein ausgiebiger Rundgang durchs dreigeschossige Firmengebäude, bei dem wir nicht zuletzt beleuchten wollen, welche Stationen zu durchlaufen sind, bis ein Produkt den Weg vom initialen Brainstorming bis in den finalen Versandkarton geschafft hat. Los ging’s aber erst einmal bei Kaffee und einem kleinen Snack ganz entspannt im kleinen Konferenzraum der Abacusse, wo auch Juniorchef Hanno Sonder dazu stieß:

Die Herren Sonder von Abacus

Die Chefs: Karl-Heinz und Hanno Sonder

Letzterer (Jahrgang 1984) studiert in Oldenburg Physik, wobei für die akademische Laufbahn eigentlich nicht viel Zeit bleiben dürfte, gehen doch jüngere Entwicklungen wie die kleine C-Box oder aufwändige High-End-Lösungen – etwa der Ampollo-Verstärker, aber auch die Lautsprecher-Dickschiffe Concerto Grosso – hauptsächlich auf das Konto des Juniors. Der 66 Jahre junge Seniorchef – insbesondere verantwortlich für Marketing/Vertrieb, die regelmäßig Aktualisierung der Internetpage sowie flotte Sprüche 😉 – hat dagegen bereits ausstudiert (Ingenieur der Nachrichtentechnik) und darüber hinaus einen Meisterbrief der Radio-/Fernsehtechnik in petto. Wobei es offenbar noch weitere verbriefte Meister in der Belegschaft zu geben scheint, wie eine Wand im Treppenhaus des Firmengebäudes verrät:

Abacus electronics
Wer ist deutscher Meister?

Was für ein vermeintlich kleines HiFi-Unternehmen ein bisserl überraschen mag: Die Firma Abacus rekrutiert sich tatsächlich aus weit mehr als nur einem Vater/Sohn-Gespann. „Die Stammmannschaft“, so Karl-Heinz Sonder, „das sind nur neun. Unsere Basis. Dazu kommt eine unterschiedliche Zahl studentischer Hilfskräfte und Praktikanten von der Uni Oldenburg und den Fachhochschulen, zum Beispiel Studenten aus der Hörtechnik und der Audiologie und Engineering Physics.“

Abacus electronics Mitarbeiter
Das – an diesem Tag nicht ganz vollzählige – Abacus-Team

Die zu verspürende optimistische Stimmung des Abacus-Teams mag auf den einen oder anderen ebenfalls überraschend wirken: Sind, was die Entwicklung des HiFi-Marktes angeht, andernorts leider allzu häufig Moll-Akkorde zu vernehmen, freut man sich in Nordenham über eine Umsatzverdoppelung in 2013. Und das nach einem ähnlich erfolgreichen Vorjahr. Na, wenn das so weitergeht, ich denke an das Spielchen mit dem Schachbrett und den Reiskörnchen, wird man am Ende noch Bose aufkaufen und mit transkonduktanzverstärkten Soundbars den Weltmarkt aufrollen. Aber was rede ich, keine Sorge, war Abacus dem internationalen Markt offenbar doch auch bisher leidenschaftlich abhold – den Löwenanteil des Umsatzes, über 90%, erzielen die Nordenhamer seit jeher in vermeintlich hifikrisengeplagten deutschsprachigen Gefilden: 150 bis 200 Pakete verlassen zur Zeit monatlich das Firmengelände. Wahrlich nicht schlecht für eine HiFi-Manufaktur …

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Volle Bücher erfordern natürlich eine kompetente Buchhaltung. Diese verantwortet Frau Birgit Blomenkamp

„Unsere Putzfrau hängt mal ’ne Stunde dran, dann kann man bei den Fotos mit höherer Auflösung arbeiten“, so lautete das Versprechen des Seniors in der Einladungsmail. Also kann ja eigentlich nichts mehr schief gehen, lassen wir den Kaffee im Konferenzraum stehen, wischen ein letztes Mal übers Kameraobjektiv und beginnen mit dem zirka 1200 interessante Quadratmeter verheißenden Firmenrundgang.

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Firmenbericht: Abacus electronics

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